Zinsüberschuss steigt um 30%

Commerzbank hält Kostendisziplin

Trotz Inflation hat die Commerzbank die Kosten im vergangenen Jahr gesenkt. Zusammengenommen mit dem Ausbau des Provisionsgeschäfts will sie so den negativen Effekt langfristig hoher Zinsen bremsen.

Commerzbank hält Kostendisziplin

Commerzbank hält Kostendisziplin

Zinsergebnis treibt trotz steigenden Einlagen-Betas die Konzernerträge – Aufwandsquote sinkt auf 61 Prozent

lee Frankfurt

Die Commerzbank ist im abgelaufenen Jahr noch einmal mit Schwung auf der Zinswelle geritten. Wie das Institut am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt mitteilte, stieg der Zinsüberschuss um 29,6% auf 8,4 Mrd. Euro. Das sind mehr als zwei Drittel der Gesamterträge, die im Vergleich zum Vorjahr um knapp 11% auf 10,4 Mrd. Euro stiegen.

Steigendes Einlagen-Beta schmälert Einnahmen

Damit hat das Institut länger als erwartet von den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) profitiert. Gerade im deutschen Privatkundengeschäft, wo insbesondere bei Baufinanzierungen Darlehensverträge mit langen Laufzeiten die Regel sind, dauert es eine Weile, bis sich die steigenden Zinsen im Kreditgeschäft bemerkbar machen. Zugleich beginnen die Kunden früher oder später, mehr für ihre Einlagen zu verlangen, was die Einnahmen der Bank schmälert.

Der Commerzbank gelang es offenbar bislang ganz gut, den Spagat zu managen. Unter dem Strich lag das sogenannte Einlagen-Beta, also der Anteil der Zinsen, den sie an die Kunden weiterreichen musste, im vergangenen Jahr bei 25%.

Einlagen verteuern sich

Aber je länger die Phase relativ hoher Zinsen, desto schwieriger fällt es den Banken, ihre Einlagenkunden mit niedrigen Zinsen abzuspeisen. Im Schlussquartal stieg die Kennziffer dann auf 30% und in den letzten Wochen des Jahres sogar auf 32%. Vor diesem Hintergrund prognostiziert Finanzchefin Bettina Orlopp nun für das laufende Jahr ein Einlagen-Beta von 35% statt der bislang erwarteten 30%.

Angesichts dieser Entwicklung und der schwer vorhersagbaren Entwicklung des Zinsumfelds will sich das Management der Commerzbank nach Worten des Konzernchefs Manfred Knof voll auf das konzentrieren, was es selbst in der Hand hat: "Wir wollen in diesem und in den nächsten Jahren zeigen, dass wir auch in einem weniger günstigen Zinsumfeld profitabel wachsen können."

Eine Stellschraube hierfür sind die Kosten, die angesichts der weiterhin hohen Inflation leicht aus dem Ruder laufen können. Wie Knof nicht ohne Stolz betonte, gelang es der Commerzbank jedoch, die Aufwendungen im Schlussquartal nahezu stabil zu halten. Im Jahresvergleich sanken sie sogar geringfügig auf 6,4 Mrd. Euro.

Dank des gleichzeitigen Ertragssprungs sank die Aufwands-Ertrags-Relation um 8 Prozentpunkte auf 61%. Von Werten wie diesen hatte die Commerzbank in der Niedrigzinsphase nicht zu träumen gewagt. Eine ähnliche Entwicklung ist seit der Zinswende aber auch bei vielen anderen deutschen Banken und Sparkassen zu beobachten, sie ist nicht nur auf die Kostendisziplin, sondern vor allem auf die hohen Zinseinnahmen zurückzuführen.

Steigende Provisionserträge

Eine weitere Stellschraube, um die zu erwartende Belastung durch langfristig höhere Zinsen auszugleichen, ist der Provisionsüberschuss. Besonders im Vergleich zu den stärker kapitalmarktorientierten US-Banken ist dieser Ertragsanteil bei den deutschen Instituten unterrepräsentiert.

Die Commerzbank verzeichnete im vergangenen Jahr sogar einen Rückgang des Provisionsüberschusses um 3,8% auf 3,4 Mrd. Euro. Das soll sich im Zuge der strategischen Weiterentwicklung ändern. Beitragen sollen dazu neben dem durch den Zukauf von Aquila Capital gestärkten Assetmanagement auch kostenpflichtige Dienstleistungen für Firmenkunden.

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