Commerzbank hakt Jahresgewinn ab

Gewinn und Erträge übertreffen Erwartungen der Analysten - Institut bucht 200 Mill. Euro für bereits angekündigten Stellenabbau

Commerzbank hakt Jahresgewinn ab

Nicht gut, aber weniger schlimm als befürchtet hat sich das Geschäft der Commerzbank im zweiten Quartal entwickelt. Während die Privatkundensparte einen Gewinneinbruch erlitt, aber profitabel blieb, rutschte das Firmenkundengeschäft auch wegen der Wirecard-Pleite in die roten Zahlen. lee Frankfurt – Trotz der Rückkehr in die schwarzen Zahlen im zweiten Quartal hat sich die Commerzbank von ihrem Ziel verabschiedet, 2020 mit einem Gewinn abzuschließen. “Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können”, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp in einer telefonischen Pressekonferenz. Um den im vergangenen Jahr angekündigten Stellenabbau möglichst noch in diesem Jahr angehen zu können, seien im zweiten Quartal Restrukturierungskosten von 200 Mill. Euro verbucht worden.Die überarbeitete Strategie, der Insidern zufolge bis zu 10 000 Stellen und etwa die Hälfte der knapp 1 000 Filialen zum Opfer fallen könnten, werde jedoch erst vorstellen, wer auf Vorstandschef Martin Zielke folgt, der sein Amt spätestens zum Jahresende niederlegen wird. Neben dem Firmenkundenchef Roland Boekhout gilt Orlopp als mögliche interne Nachfolgelösung. Ob sie sich auf den Posten bewerben will, verriet sie erwartungsgemäß nicht.Der Quartalsgewinn brach im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Fünftel auf 220 Mill. Euro ein. Analysten hatten mit einer Halbierung gerechnet. Mit – 469 Mill. Euro etwas niedriger als befürchtet fiel auch das Risikoergebnis aus. Und das trotz eines namentlich nicht genannten “Einzelfalls” in Höhe von 175 Mill. Euro, der sich unschwer als Belastung aus der Wirecard-Pleite identifizieren ließ (siehe Grafik).Die Commerzbank rechnet Orlopp zufolge mit einem weiteren Anstieg der Kreditausfälle. Der Höhepunkt werde erst im dritten oder vierten Quartal erreicht, vielleicht auch erst Anfang 2021. Vor diesem Hintergrund rechnet die Finanzchefin damit, dass die Risikovorsorge bis Ende des Jahres auf 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro ansteigt. “Unser oberstes Ziel in der Krise ist es, unseren Kunden beiseitezustehen. Wir sind überzeugt, dass sich das langfristig auszahlen wird”, sagte Orlopp. Seit Beginn der Krise habe die Bank mehr als 33 000 Kredite im Volumen von mehr als 3,4 Mrd. Euro gestundet. Profitable PrivatkundensparteIn den schwarzen Zahlen halten konnte sich das Privatkundengeschäft, in dem die Commerzbank den Angaben zufolge netto mehr als 100 000 Neukunden gewann. Orlopp zufolge wurden drei Viertel der Neukunden über digitale Kanäle gewonnen. Insgesamt zählt die Commerzbank nach eigenen Angaben nun 11,5 Millionen Kunden. Die Erträge der Sparte entwickelten sich den Angaben zufolge rückläufig, was auch an einer Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsrisiken bei Frankenkrediten der polnischen Tochter MBank gelegen habe.Während das Provisionsergebnis im Privatkundengeschäft dank der Erholung an den Börsen und der starken Handelsaktivitäten um 9 % zugelegt habe, sei das Zinsergebnis gesunken. Insgesamt habe das operative Quartalsergebnis bei leicht rückläufigen Kosten mit 112 Mill. Euro bei weniger als der Hälfte des Vorjahreswertes gelegen.Im Firmenkundensegment stiegen die Erträge Orlopp zufolge vor allem dank eines starken Kapitalmarktgeschäfts bei Fremdkapitalprodukten um 15 Mill Euro auf 791 Mill. Euro. Wegen des geplatzten Wirecard-Kredits, der das Risikoergebnis der Sparte auf – 289 Mill. Euro schnellen ließ, entstand unter dem Strich jedoch ein operativer Verlust von 89 Mill. Euro. Binnen Jahresfrist hatte das Firmenkundengeschäft der Commerzbank noch einen Gewinn von 21 Mill. Euro ausgewiesen.