Commerzbank plant digitales Assetmanagement

Institut greift Sparkassen und Kreditgenossen an - Vermögensverwaltung verbucht im ersten Halbjahr knapp 2 Mrd. Euro Nettozufluss

Commerzbank plant digitales Assetmanagement

Zusätzlich zum Robo-Advisor “Cominvest” plant die Commerzbank eine weitere digitale Vermögensverwaltung. Damit will sie Sparkassen und Genossen Kunden abspenstig machen.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Commerzbank plant nach Einführung der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II Anfang kommenden Jahres ein digitales Assetmanagement-Angebot. Dies hat Michael Kohl, Direktor und Bereichsleiter Produktmanagement Vermögensverwaltung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. “Wir werden ein digitales Assetmanagement nicht nur rein quantitativ aufbauen”, sagt er zugleich und kündigt damit an, dass das neue Angebot eine qualitative Komponente der Beratung umfassen wird. Damit grenzt Kohl es vom Robo-Advisor “Cominvest” der Commerzbank-Tochter Comdirect ab. Beim Robo-Advisor der Direktbank sind Kunden bereits ab 3 500 Euro dabei. Die Mindestanlagesumme des neuen digitalen Angebots wird Kohl zufolge bei bis zu 10 000 Euro liegen, auch wenn die genaue Grenze noch nicht feststeht.Bis die Commerzbank ihr digitales Assetmanagement lanciert, dürfte noch etwas Wasser den Main hinunterfließen. Vor Beginn des kommenden Jahres wird es damit nichts werden, wie Kohl erläutert. Zunächst einmal müsse die Bank den Start des Regelwerks Mifid II meistern. Denn mit Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie plant Deutschlands viertgrößte Bank den Abschluss ihrer digitalen Vertriebsoberfläche “One”, die es Vertrieb und Kunden ermöglichen soll, jederzeit auf derselben Plattform Informationen einzusehen und Vorgänge zu bearbeiten. Einen Namen für das neue digitale Angebot muss die Bank ohnehin noch finden.Publik gemacht hatte die Commerzbank ihr Vorhaben Ende September 2016, als sie angekündigt hatte, in der Sparte Privat- und Unternehmerkunden bis 2020 netto zwei Millionen Neukunden zu gewinnen. “Insbesondere der weitere Ausbau der digitalen Multikanalbank und innovative Produkte wie eine neue digitale Ratenkreditplattform und ein digitales Assetmanagement inklusive Robo-Advising sollen das Wachstum vorantreiben”, war damals mitgeteilt worden.Den Ausbau ihrer Kundenbasis betreibt die Bank schon seit längerem vor allem dadurch, dass sie die Untergrenze für das investierte Vermögen tiefer legt. Seit Beginn dieses Jahres etwa bietet sie eine Vermögensverwaltung auf Basis börsengehandelter Fonds (ETF) an, welche Kunden schon ab 100 000 Euro Depotvolumen willkommen heißt – seither hat sie mit diesem Produkt einen dreistelligen Millionenbetrag eingesammelt, wie Kohl berichtet. Bereits 2013 hatte das Institut die Mindestanlagesumme für neue Kunden im Wealth-Management auf 250 000 Euro halbiert – viele ihrer Wettbewerber im Private-Banking-Markt wollen zumindest laut Eigendarstellung siebenstellige Beträge sehen.Kohl widerspricht der Vermutung, die Bank verlege sich damit aufs Billigheimer-Segment. Zum einen sei das Preis-Tableau für die auf ETF basierende Vermögensverwaltung dasselbe wie im übrigen Wealth-Management, weil die Bank in beiden Fällen gleichermaßen über die strategische und die taktische Asset-Allokation zu entscheiden habe. Zum anderen seien höhere Gebührensätze bei kleinen eher noch als bei großen Vermögen durchsetzbar. Als Verwaltungsgebühr hat sich die Bank wie viele ihrer Konkurrenten die Marke von 100 Basispunkten zum Ziel gesetzt. Mit ihrer neuen Initiative zielt die Commerzbank vor allem auf Kunden der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ab. “Die Commerzbank will ihre Neukunden in der Breite, das heißt von den regionalen Mitbewerbern, gewinnen. Dort gibt es ein großes Potenzial an Anlagekunden”, sagt Kohl.Das Angebot einer ETF-Vermögensverwaltung hat schon das Mittelaufkommen der Bank gepolstert. Im ersten Halbjahr haben die in der Vermögensverwaltung verbuchten Mittel laut Kohl um 13,5 % auf 14,5 Mrd. Euro zugenommen – vor allem der Bestand der Wealth-Management-Kunden legte zu, aber auch der Firmen und internationalen Kuden. Die Nettozuflüsse beziffert er dabei auf 1,7 Mrd. Euro. Dies entwickele sich nach Plan, sagte er. Die Zahl der Mandate hat sich dabei um rund 2 000 auf 16 200 erhöht. Das Wachstum sei regulierungs- und marktgetrieben. “Auf der einen Seite stellen Kunden zunehmend fest, dass sie nur mit ihrem Wissen und ihrem Zeitbudget keinen adäquaten Mehrertrag mehr erzielen können. Auf der anderen Seite wiederum nehmen die Vorgaben an das Beratungsgeschäft stetig zu, so dass es für Kunden attraktiver wird, einen Vermögensverwalter zu mandatieren.”