Restrukturierung

Commerzbank trennt sich von 2000 Firmenkunden

Die Commerzbank hat 2022 das beste Firmenkundenergebnis seit 2016 eingefahren. Dennoch muss die Bank profitabler werden und will sich weiter von unprofitablen Kunden trennen.

Commerzbank trennt sich von 2000 Firmenkunden

Die Commerzbank ist und bleibt ein Zins-Sensibelchen: Läuft es im Kreditgeschäft, dann geht es der Bank gut. Tat sich die Bank insbesondere im Firmenkundengeschäft während der Niedrigzinsphase extrem schwer, ihre Erträge zu steigern, so profitiert sie nun überproportional von der Zinswende. Die Erträge im Firmenkundengeschäft stiegen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 19,6% auf rund 3,8 Mrd Euro. Der Zinsüberschuss legte um 23% auf rund 2,1Mrd. Euro zu. Dazu hätten gestiegene Beiträge aus dem Einlagen- und stabile Erträge aus dem Kreditgeschäft beigetragen.

Die Bank verdiente also daran, dass sie auf die Einlagen ihrer Firmenkunden weniger Zinsen bezahlen muss, als sie für deren Wiederanlage einstreicht. Im Kreditgeschäft profitierte die Commerzbank von der hohen Nachfrage nach kurzfristigen Finanzierungen, wie Bettina Orlopp bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Die Finanzchefin hofft, dass insbesondere größere Mittelständler in diesem Jahr auch wieder umfangreichere Investitionen angehen werden, die im Zuge der jüngsten Krisen aufgeschoben wurden.

Dank der höheren Zinseinnahmen verdiente die Commerzbank im Firmenkundengeschäft auch wieder deutlich mehr Geld. Der operative Gewinn wuchs um fast 63% auf rund 1,1 Mrd. Euro, weil die Risikokosten mit 446 Mill. Euro noch moderat ausfielen und die Bank die übrigen Kosten trotz gestiegener Boni leicht auf rund 2,2 Mrd. Euro senken konnte – das beste Ergebnis seit 2016.

Einträglicheres Wachstum

Der kurzfristige Erfolg im Firmenkundengeschäft darf aber nicht über die langfristigen Herausforderungen hinwegtäuschen, vor denen die Commerzbank steht. Das Firmenkundengeschäft muss und soll profitabler werden. Die Commerzbank misst das anhand der Erträge in Relation zu den eingesetzten risikogewichteten Aktiva, kurz RWA-Effizienz. Diese habe sich im Firmenkundengeschäft zuletzt im Schnitt auf 6,1% verbessert, wie die Bank mitteilte. Als besonders problematisch hat die Commerzbank jene Firmenkunden identifiziert, deren RWA-Effizienz unter 3% liegt. 2020 machten diese noch 34% im Firmenkundenportfolio aus. Bis 2024 will die Bank diese Quote auf 22% drücken. Organisch ist dies jedoch schwer möglich. Zwar steigen durch die höheren Zinseinnahmen die Erträge, was die RWA-Effizienz verbessert. Das Problem: Aufgrund der gestiegenen Inflations- und Rezessionsrisiken verschlechtert sich bei vielen Firmenkunden deren Bonität, wodurch die risikogewichteten Aktiva steigen. CEO Manfred Knof sprach bei der Bilanzpressekonferenz in diesem Zusammenhang von einer Rating-Migration. Hinzu kommt, dass die Commerzbank wohl auch noch Altlasten aus den früheren Strategien mit sich herumschleppt, die stark auf ein aggressives Neukundenwachstum abzielten.

Commerzbank mistet aus

Hier mistet die Bank weiter aus und trennt sich von unprofitablen Firmenkunden. Eine genaue Zahl nennt die Bank nicht, die Anzahl der Firmenkundenverbünde hat sich gegenüber dem Vorjahr jedoch um 2000 auf rund 26000 Verbünde reduziert, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht.

Finanzchefin Orlopp unterstrich, dass die Bank insbesondere im Ausland gut damit vorangekommen sei, sich von unprofitablen Kunden zu trennen. Dort streicht die Bank auch ihr Filialnetz zusammen. Die Filialen und Repräsentanzen in Barcelona, Bratislava, Dubai, Baku, Bagdad, Belgrad, Jakarta, Kuala Lumpur, Tiflis und Budapest wurden bereits geschlossen oder in Repräsentanzen umgewandelt, wie die Bank auf Nachfrage mitteilte. Dieses Jahr sollen die Filialen in Brüssel, Hongkong und São Paulo in Repräsentanzen umgewandelt und die Repräsentanzen in Caracas und Minsk geschlossen werden. Im Gegenzug plant die Bank, zwei Filialen in Marokko und Jordanien zu eröffnen.

Das Firmenkundengeschäft soll zudem digitaler werden. Ein wichtiger Teil der „Strategie 2024“ ist deshalb die Firmenkundendirektbank, die vergangenes Jahr an den Start gegangen ist. Wie die Commerzbank mitteilte, wurden bereits 6000 Bestandskunden auf die Direktbank migriert, die nun auch für Neukunden geöffnet werden soll. In der Bilanzpressekonferenz fiel eine Zielmarke von 7000 Direktbankkunden. Inwieweit die Bank dadurch ihre Erträge steigern oder Kosten senken kann, muss sich zeigen. Eine Zielgröße kommunizierte die Bank nicht.