IM GESPRÄCH: FRANK RICHTER, PRINCIPAL GLOBAL INVESTORS

Corona verändert die Fondsauswahl

Consultants und Plattformen werden im institutionellen Geschäft eine größere Rolle spielen

Corona verändert die Fondsauswahl

Im institutionellen Fondsgeschäft bahnen sich Veränderungen durch die Corona-Pandemie an. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet Frank Richter, Leiter des Geschäfts in Deutschland und Österreich von Principal Global Investors, von seinen Erwartungen und wie der eigene Absatz sich entwickelt hat.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtIm institutionellen Fondsgeschäft werden durch die Coronakrise künftig Intermediäre und Plattformen eine größere Rolle spielen, da es weniger Reisetätigkeit und Konferenzen gibt, auf denen die Produktanbieter aktiv auf Kunden zugehen können. Diese Erwartung formulierte Frank Richter, Leiter des Geschäfts in Deutschland und Österreich von Principal Global Investors, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Die Auswahlverfahren im institutionellen Geschäft werden künftig mehr über Investment Consultants gehen und ebenso über Datenbanken wie von Evestment, Mercer oder Morningstar”, so Richter, der seit März 2018 die Belange des Assetmanagementarms des Versicherers Principal Financial im deutschsprachigen Raum verantwortet.Principal sitzt in Des Moines, Iowa, und blickt auf eine 140-jährige Geschichte zurück. Im Vermögensverwaltungsbereich setzt die Gruppe – wie nicht selten bei US-Anbietern zu finden – auf ein Multiboutiquenmodell mit spezialisierten, kleineren Anbietern für die einzelnen Assetklassen. Insgesamt betreut Principal Global 437 Mrd. Dollar und steht damit für 64 % des Geschäfts der Finanzgruppe.”Es hat sich in der Krise gezeigt, dass die Kontaktpflege zu bestehenden Kunden sich sehr leicht auch über Telefon und Video aufrechterhalten lässt, aber bei einer Geschäftsanbahnung ist das eher schwierig”, so Richter, der vor Principal für Standard Life Investments, Axa Investment Managers und Merrill Lynch Investment tätig gewesen ist. Doch den institutionellen Kunden werde das Thema Klimawandel immer wichtiger, so dass sie Reisen von Assetmanagern mit einhergehendem Co2-Ausstoß für eine Mandatsbewerbung immer weniger gutheißen würden.Daher kämen künftig für die Vermittlung mehr Consultants zum Einsatz. Oder die Kunden würden sich die Produkte über die Datenbanken anschauen und dann selbst auf die Fondsgesellschaften zukommen, wenn die Wahl auf sie falle. “Eines ist aber auch sicher: Wenn es weniger Konferenzen gibt, auf denen es einen Austausch zwischen Investoren und Anbietern gibt, und weniger direkte Kontakte, dann wird die Produktqualität immer wichtiger.” Teure WährungsabsicherungPrincipal Global hat in Deutschland ein verwaltetes Vermögen von etwas mehr als 3 Mrd. Euro, Ende vergangenen Jahres waren es mit 3,5 Mrd. Euro noch etwas mehr gewesen. “Bevor Corona ausgebrochen ist, hatten sich Investoren aus Dollar-Anleihen zurückgezogen, weil die Währungsabsicherung zu teuer wurde”, erklärt Richter die Abflüsse zu Jahresbeginn. Zudem hatte Principal Global einen großen Immobilienfonds von mehr 550 Mill. Euro an Axa verkauft und davor von den Investoren ihre Anteile zurückgekauft. “Dieses Hotelprodukt, das von Principal aus London heraus gemanagt wurde, war sehr hoch bewertet, die Investoren sind mit Ausschüttungen und einer Gesamtrendite über Plan rausgegangen und haben sich schon weitestgehend auch für das Nachfolgeprodukt von uns entschieden, das in die Neuausrichtung von Hotels investiert.”Immobilien sind auch tatsächlich die Anlageklasse, für die Principal in Deutschland am ehesten bekannt ist, nachdem der Londoner Immobilien-Investmentmanager Internos Global Investors 2018 von den Amerikanern übernommen worden war. Internos hatte ihren deutschen Standort in Frankfurt. Principal ist seit 15 Jahren in Deutschland von München aus präsent. Nun aber liegt der Schwerpunkt mit 40 Mitarbeitern in der Mainmetropole. Das verwaltete Vermögen teilt sich zu 1,6 Mrd. Euro auf Immobilien auf, zu 400 Mill. Euro auf Aktien, der Rest liegt in Fixed Income. Während es für das Segment Real Estate das gesamte Angebot rund um das Fondsmanagement gibt – Portfoliomanagement, Kapitalverwaltungsgesellschaft, Fondsbuchhaltung -, gibt es für die Wertpapierfonds hierzulande keine KVG und auch kein ansässiges Portfoliomanagement. Global bekannt ist Principal über die Boutique Post Advisory vor allem mit US-High-Yield-Anleihen oder mit Nachranganleihen über den Anbieter Spectrum Asset Management.”Angesichts der Einbrüche bei Aktien und Anleihen hat sich bei Investoren aus dem Bereich der Versicherer und Versorgungswerke durch die niedrigere Bewertung der Wertpapierinvestments die Immobilienquote über die erlaubten 25 % hinausbewegt, es war gut, dass die BaFin diese Quote wegen Corona nun flexibel handhabt”, so Richter über die Auswirkungen der jüngsten Börsenturbulenzen. Principal hat in Deutschland rund 50 Kunden, im Schnitt ist ein Mandat 300 Mill. Euro groß. Versicherer, Versorgungswerke, Pensionseinrichtungen von Unternehmen und vereinzelt Vermögensverwalter der Banken finden sich in der Kundenkartei. “Wir konnten beobachten, dass das Interesse an Emerging-Market-Debt gestiegen ist”, berichtet Richter. Datencenterfonds geplantIm Bereich Immobilien plant Principal, angesichts des zunehmenden Datenverkehrs einen Fonds aufzulegen, der Gebäude für Datencenter beinhaltet. “Diese Immobilien müssen besonders groß und hoch sein, gut und energieeffizient kühlbar und mit extrem belastbaren Böden ausgestattet sein, es ist angesichts des zunehmenden Datenverkehrs ein Riesenthema, genügend solcher Immobilien zu haben.”