Kapitalerhöhung

Credit-Suisse-Aktie auf Allzeittief

Auf einmal sind es vor allem technische und weniger operative oder fundamentale Gründe, welche die Credit Suisse an der Börse alt aussehen lassen. Die Kapitalerhöhung kurz vor dem Jahresende kommt nicht gerade zum besten Zeitpunkt.

Credit-Suisse-Aktie auf Allzeittief

dz Zürich

– Die Aktien der Credit Suisse sind am Montag zwischenzeitlich unter 3 sfr gefallen, was ein Rekordtief für die Aktien der gebeutelten Großbank bedeutet. Es gibt leider eine Vielzahl von guten Gründen, weshalb die Aktien des 166-jährigen Kreditinstituts im bisherigen Jahresverlauf zwei Drittel ihres Wertes verloren haben und im Direktvergleich mit den größten Banken in Westeuropa die mit Abstand schlechteste Figur abgeben.

Technische Gründe

Doch für den aktuellen Kurszerfall sind vor allem technische Gründe im Zusammenhang mit der laufenden Kapitalerhöhung ausschlaggebend. Bekanntlich haben die Credit-Suisse-Aktionäre auf der Generalversammlung vom 23. November die Ausgabe von insgesamt 2229 Millionen neuen Aktien beschlossen, wovon 1767 Millionen neue Titel den bisherigen Aktionären zum Preis von 2,52 sfr pro Papier angeboten werden. Pro alte Aktie erhalten die bestehenden Credit-Suisse-Aktionäre ein Anrecht, das sie zum Bezug neuer Titel ermächtigt. Gemäß den Bedingungen der Kapitalerhöhungen werden sieben Anrechte zum Bezug von zwei neuen Aktien benötigt.

Noch unter 3 sfr

Auf der Grundlage dieser Informationen konnte man am vergangenen Freitagabend nach Handelsschluss unter Hinzunahme des Schlusskurses von 3,32 sfr den theoretischen Wert ermitteln, den die Credit-Suisse-Aktie am Montagmorgen bei Eröffnung des Anrechtehandels an der Schweizer Börse unter dem Symbol CSGN1 hätte erreichen müssen: nämlich 3,14 sfr. Den Arithmetik-Freunden soll die entsprechende Formel­ nicht vorenthalten bleiben: (7×3,32 sfr+2×2,52 sfr)/9 Aktien gleich neuer (theoretischer) Aktienkurs. Doch theoretische Preise und reale Börsenkurse sind zwei verschiedene Dinge. Eine Stunde nach Handelsbeginn notierten die Credit-Suisse-Aktien am Montag bei 2,97 sfr – der Durchbruch der Marke von 3 sfr ist ein schreckliches Symbol.

Was war passiert? Scheinbar haben viele Credit-Suisse-Aktionäre ihre Bank bereits angewiesen, die Anrechte via Börse zu verkaufen, weil sie kein Geld in neue Credit-Suisse-Aktien mehr zu investieren bereit sind. Jedenfalls lag der Preis eines Anrechtes schon bald nach Handelsbeginn am Montagmorgen weit unter dem Wert, den er nach Adam Riese eigentlich hätte haben müssen. Dahinter steht die Mechanik, wie sie bei vielen großen Kapitalerhöhungen zu beobachten ist: Der Preis des Anrechts wird zum bestimmenden Faktor für den Aktienkurs.

Am Montagmorgen um 9.50 Uhr, rund zehn Minuten bevor die Credit-Suisse-Aktien ihr Rekordtief erreicht hatten, war der Preis der Anrechte bereits auf dem Tagestief von 0,13 sfr angelangt, was den nachfolgenden Kursverlauf der Aktien perfekt vorwegnahm. Die Formel dazu lautet: (7×0,13 sfr+2×2,52 sfr)/2 gleich 2,975 sfr bzw. der zu erwartende Aktienkurs aufgrund des geltenden Anrechtspreises.

Appetit vergangen

Natürlich hat die traurige Entwicklung der Credit-Suisse-Aktien primär fundamentale Ursachen, die in der schlechten Führung der Bank während vieler Jahre zu suchen sind. Aber es wäre verfehlt, die aktuelle Kursentwicklung rund um die Kapitalerhöhung als Zeichen für eine Verschlechterung der operativen Geschäfte von Credit Suisse zu interpretieren. Vielmehr scheint vielen Investoren kurz vor Jahresende der Appetit nicht nach neuen Credit-Suisse-Aktien zu stehen, zumal die Papiere in vielen Portfolios ohnehin schon die schlechteste Position im laufenden Jahr darstellen dürften. So gesehen kommt die Kapitalerhöhung kurz vor Jahresende nicht gerade zum besten Zeitpunkt. Doch wer die dramatische Entwicklung der vergangenen Monate mitverfolgt hat, weiß auch, dass Vorstandsvorsitzender Ulrich Körner und sein Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann keine Zeit mehr hatten, die Operation zu verlegen. Der Anrechtshandel dauert bis zum 8. Dezember.

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