Schweizer Großbank

Credit Suisse verlangsamt Ausbau des Chinageschäfts

Credit Suisse tritt bei ihrer China-Expansion auf die Bremse und verschiebt ihr größtes Projekt in der Volksrepublik. Die Entscheidung zeigt einerseits, dass westliche Banken angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Probleme Chinas ihre Wachstumspläne drosseln, deutet aber auch auf größere Vorsicht bei der Schweizer Großbank hin.

Credit Suisse verlangsamt Ausbau des Chinageschäfts

Bloomberg Frankfurt

Credit Suisse tritt bei ihrer China-Expansion auf die Bremse und verschiebt ihr größtes Projekt in der Volksrepublik. Die Entscheidung zeigt einerseits, dass westliche Banken angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Probleme Chinas ihre Wachstumspläne drosseln, deutet aber auch auf größere Vorsicht bei der Schweizer Großbank hin. Credit Suisse hat den geplanten Start ihrer in China ansässigen Bank um ein Jahr auf 2024 verschoben. Dies ist die zweite Verschiebung, seit das Projekt vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, wie mit der Ange­legenheit vertraute Personen be­richten.

Eine inländische Bank würde es der Bank ermöglichen, in China ein Zweigstellennetz aufzubauen, um ihr Vermögensverwaltungsgeschäft voranzutreiben, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Die Pläne können sich noch ändern.

Zähe Genehmigung

Das Projekt hat sich durch ein zähes Genehmigungsverfahren verzögert. Jüngst gesellten sich dazu Zweifel einiger leitender Bankmanager in Zürich, ob man Ressourcen in das Projekt stecken solle in einer Zeit, in der Covid-Beschränkungen und Pekings hartes Durchgreifen gegen Unternehmen die Wirtschaft belasten und das Zu­standekommen von Transaktionen be­einträchtigen, so eine der Personen.

Die von Skandalen erschütterte Bank hält in letzter Zeit ihre Investitionen strenger im Zaum und hat im Rahmen einer globalen Umstrukturierung ihrem asiatischen Geschäft weitreichende Autonomierechte entzogen.

Credit Suisse hatte am Mittwoch ihre sechste Gewinnwarnung in sieben Quartalen abgegeben, weil risikoscheue Kunden und „schwierige“ Märkte die wichtige Investmentbanksparte in die roten Zahlen treiben (vgl. BZ vom 9. Juni). Vor allem die Vorsicht der Kunden im asiatisch-pazifischen Raum wurde dabei ge­nannt. Die Bank erwägt nun einen Stellenabbau in allen Sparten, einschließlich der Investmentbank und des Wealth Management, heißt es.

Der Kurs der CS Group fiel gestern in Zürich um 6%. Am Mittwochnachmittag hatte er ins Plus gedreht, nachdem der Blog Inside Paradeplatz über Gerüchte zu einer möglichen Übernahme durch die US-Bank State Street berichtete. Dazu sagte Konzernchef Thomas Gottstein gestern auf einer Konferenz laut Reuters, Credit Suisse kommentiere Gerüchte nie. „Und mein Vater hat mir einmal den Rat gegeben: Bei wirklich dummen Fragen sollte man besser gar nichts sagen.“ Daran halte er sich.

Einstellungen verzögert

Die Verzögerung des Bankprojekts kommt zu einer Zeit, in der die Credit Suisse die Einstellung von Mitarbeitern in China verlangsamt. Sie ist eine der ersten globalen Banken, die das Tempo dort drosselt, nachdem sie es zunächst eilig hatte, auf die Öffnung des Finanzsektors im Jahre 2020 zu reagieren, und die Mehrheit ihres Wertpapierunternehmens in China übernahm. Die Zahl der Mitarbeiter in China sollte sich in den nächsten Jahren verdreifachen.

„Die Credit Suisse bekennt sich zu China als strategischem Markt in unserer APAC-Region. Wir haben den klaren Auftrag, unser Onshore-Geschäft in den Bereichen Wealth Management, Investment Banking und Asset Management weiter auszubauen, sobald es die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Marktchancen in China erlauben“, sagte eine Sprecherin der Bank. „Als Teil unserer Strategie investieren wir weiterhin in unsere Präsenz in China, einschließlich unseres unmittelbaren Ziels, unser Wertpapier-Joint-Venture vollständig zu übernehmen, wie wir bereits zuvor erklärt haben.“ Das Unternehmen hat 2021 in China mehr als 200 Mitarbeiter eingestellt, wird aber dieses Jahr das Tempo der Einstellungen verlangsamen.

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