Skandale

Credit Suisse verspricht Kulturwandel

Nach zwei Finanzskandalen muss die Credit Suisse unter Beweis stellen, dass sie Risiken ernst nimmt. Dafür stutzt sie die Positionen der Investmentbank und legt einen Bericht vor, der schwere Fehler ausmacht.

Credit Suisse verspricht Kulturwandel

jsc Frankfurt

Die Schweizer Großbank Credit Suisse kämpft nach zwei wesentlichen Finanzskandalen um das Vertrauen von Öffentlichkeit und Investoren. Anlässlich der Zahlenvorlage zum zweiten Quartal legt sie einen Bericht zu den Versäumnissen der Bank bei der Finanzierung des Hedgefonds Archegos vor und beteuert zugleich ihr Bemühen um den Erhalt der Anlegermittel nach der Havarie des Lieferkettenfinanzierers Greensill. Die Bank werde die Risikokultur stärken und nehme die Aufarbeitung ernst, erklärte Bankchef Thomas Gottstein am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. „Das erste Halbjahr war eine unglaubliche Herausforderung für unsere Bank.“

Die Credit Suisse habe weiter ihre Bilanz abgeklopft und Risiken deutlich reduziert. Nach der Greensill-Pleite habe die Bank die Fondsmittel der Anleger überwiegend liquidiert und von den einst rund 10 Mrd. Dollar bereits 5,9 Mrd. Dollar in eine Auszahlung überführt. Um die verbliebenen Bestände mühten sich mehr als 60 Fachleute. Den Schaden der Archegos-Pleite wiederum beziffert die Bank auf 5 Mrd. sfr vor Steuern, die überwiegend auf Rückstellungen für Kreditausfälle entfallen und im ersten Quartal verbucht worden sind. Der Prüfbericht im Auftrag des Verwaltungsrats erkennt schwere Versäumnisse in der Investmentbank im Umgang mit Risiken. Die Empfehlungen des Berichts – darunter der Austausch von Führungskräften, eine Stärkung der Ressourcen im Risikomanagement, eine erneute Überprüfung der Risikoneigung und andere Maßnahmen – habe die Bank bereits abgeschlossen oder arbeite noch daran.

Nach einem Verlust nach Steuern von 252 Mill. Euro im ersten Quartal erreichte die Bank im zweiten Quartal nun spiegelbildlich einen Gewinn von 253 Mill. sfr. Ohne das Archegos-Debakel wäre das Ergebnis hoch ausgefallen, wie Bankchef Gottstein wiederum am Vorsteuerergebnis deutlich machte (siehe Grafik). Die harte Kernkapitalquote baute die Bank auf 13,7% aus, nachdem sie im ersten Quartal auf 12,2% gefallen war.

Investmentbank unter Druck

Die Krise der Bank zeigt bereits Spuren im Geschäft. In der Investmentbank brachen die Erträge, die in Dollar angegeben sind, im Vergleich zum Vorjahresquartal um 41% auf 1,76 Mrd. Dollar ein. Zum einen sei das Vorjahresquartal anders als jetzt von einer hohen Kundennachfrage in einer ungewöhnlichen lebhaften Marktphase geprägt gewesen, zum anderen hinterlasse der Risikoabbau auch Spuren im Geschäft. In der Vermögensverwaltung wiederum baute die Bank die Erträge um 2% auf 3,61 Mrd. sfr aus und profitiert dabei vom starken Marktzuwachs. Insgesamt verwaltet die Credit Suisse nun ein rekordhohes Vermögen von 1,6 Bill. sfr. Allerdings zogen Anleger im zweiten Quartal unterm Strich trotz solider Marktphase 4,7 Mrd. sfr ab.

In der laufenden Überprüfung der Geschäftsstrategie werde die Bank voraussichtlich an einem konservativen Risikoansatz festhalten. Die „Redimensionierung“ des vom Archegos-Skandal betroffenen Private-Services-Geschäft werde weitere Auswirkungen zeigen. In der Vermögensverwaltung rechnet die Bank mit positiven Folgen der hohen Bestände für die Erträge.

An der Börse steht die Bank unter Druck: Am Donnerstag fiel die Aktie an der Börse in Zürich bis Handelsschluss um 2% auf 9,11 sfr.

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