Kosteneinsparungen

Credit Suisse will IT-Berater loswerden

Die Credit Suisse muss ihre Kosten reduzieren. Dabei nimmt die Schweizer Großbank vor allem die hohen IT-Ausgaben ins Visier – und plant eine Zusammenarbeit mit Cloud-Dienstleistern.

Credit Suisse will IT-Berater loswerden

dz Zürich

Die Credit Suisse muss weiter an der Kostenschraube drehen. Wie sie das tun will, erläuterten verschiedene Vertreter des Spitzenmanagements unter Beisein von CEO Thomas Gottstein am Dienstag bei einer Präsentation vor Finanzanalysten in London. Der Weg zum Ziel führt offensichtlich über die horrenden Informatikkosten. Das für den Bereich zuständige Geschäftsleitungsmitglied Joanne Hannaford, die Anfang Januar von Goldman Sachs zu Credit Suisse gestoßen war, gab dazu einige erstaunliche Zahlen zum besten.

So belaufen sich die für das laufende Jahr budgetierten Informatikkosten auf satte 3,6 Mrd. sfr, was gut einem Fünftel des angestrebten operativen Kostenniveaus von 16,5 Mrd. sfr entspricht. Ein erheblicher Teil dieser Kosten wird durch Löhne der 28700 Mitarbeiter generiert, die unter Führung Hannafords in IT und Operations tätig sind. Zwar seien 60% dieser an der Zahl höchst beachtlichen Mannschaft in Tieflohnländern wie Indien tätig, doch zu dem Team zählen auch 13300 externe IT-Mitarbeiter, die offensichtlich den Großteil der Beschäftigten in Hochlohnländern wie der Schweiz, USA oder Großbritannien repräsentieren. Diese kosteten die Bank sage und schreibe 46 Mill. sfr bis 50 Mill. sfr im Monat, wie die britische IT-Chefin einräumte.

Das ist es kein Wunder, dass Hannaford in diesem Bereich noch ein erhebliches Kosteneinsparpotenzial sieht. Schon im laufenden Jahr will sie ihr Budget um 200 Mill. sfr unterschreiten. Für die darauffolgenden zwei Jahre verspricht sie weitere Einsparungen in Höhe von 600 Mill. sfr. Erreichen will Hannaford dieses Ziel mit Hilfe eines „strategischen Ökosystems“ von Technologiepartnern, die eine Zusammenarbeit mit Cloud-Dienstleistern umfasst.

Cloud-Dienstleister bieten externe Datenspeicherkapazitäten an und ermöglichen ihren Kunden ein flexibleres Datenmanagement. Cloud-Lösungen sind auch für Großunternehmen salonfähig geworden, seit solche Angebote preislich attraktiver geworden sind. Ein langjähriger Credit-Suisse-IT-Mitarbeiter ist von den langfristigen Vorteilen solcher Lösungen allerdings nicht überzeugt. Er glaubt, dass Cloud-Lösungen kurzfristig zwar Vorteile brächten, wie dies auch mit externen IT-Beratern möglich sei, doch langfristig entstünden neue Abhängigkeiten, die zu höheren Kosten führen könnten.

Für solche Betrachtungen dürfte das Topmanagement aber kein Gehör haben. Die Bank will bis 2024 den Turnaround schaffen und dabei deutlich über das Rentabilitätsniveau hinauskommen, das sie von 2018 bis 2020 hatte, bevor sie durch die Pleiten von Archegos und Greensill zurückgeworfen wurde. CEO Thomas Gottstein räumte in London ein, die vergangenen Monate seien schwierig gewesen, aber er gab sich zuversichtlich, das Vertrauen wiederherstellen zu können.

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