Credit Suisse zeigt solide Zahlen

CEO Tidjane Thiam verlässt die Bank mit dem erwartet guten Abschluss - Dividende steigt

Credit Suisse zeigt solide Zahlen

dz Zürich – Verkehrte Welt: Als Tidjane Thiam im Frühjahr 2015 als künftiger Chef der Credit Suisse zum ersten Mal in Zürich seine Aufwartung machte, jubilierte die Börse. Die Aktien der Schweizer Großbank legten innerhalb von Stunden einige Prozente zu. Als vergangene Woche der von einem Beschattungsskandal zunehmend in die Defensive gedrängte CEO seinen Rücktritt bekannt gab, passierte genau das Gleiche. Die Credit-Suisse-Aktien haben seither 10 % an Wert gewonnen.Die emotionale Börsenreaktion zeigt: Thiam war in den vergangenen Monaten zu einer Belastung geworden. Obschon ihm keine der beiden von der Bank in die Wege geleiteten internen Untersuchungen eine Mitwisserschaft an der Bespitzelung seiner früheren Management-Kollegen nachgewiesen hat, musste er letztlich doch die Verantwortung für die Vorgänge übernehmen. Er habe sich in der Sache nicht aktiver verteidigen können, sagte er gestern an seinem letzten öffentlichen Auftritt anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen. “Es tut mir leid, dass diese Sachen vorgefallen sind”, betonte er noch einmal. Die Affäre, die die Bank seit Monaten in Atem hält, ist mindestens für ihn damit beendet.In verbindlichem, aber betont sachlichem Ton zeigte der scheidende CEO gestern noch einmal, weshalb er in die Schweiz gekommen war und was er nach viereinhalb Jahren zurücklässt. Ein Jahresgewinn von 3,4 Mrd. sfr (+69 %) ist Thiams Geschenk zum Abschied. Das Präsent hält auch einer etwas kritischeren Begutachtung stand. Zwar wurde das Ergebnis durch verschiedene Sonderfaktoren (Gewinne aus dem Verkauf von Unternehmensteilen und Immobilien) aufgebläht. Doch selbst unter Ausklammerung dieser Effekte resultierte ein um 18 % gestiegener Vorsteuergewinn von 5 Mrd. sfr.Bemerkenswert ist dieses Ergebnis deshalb, weil es durch deutlich höhere Erträge zustande kam. Diese nahmen auch auf bereinigter Basis um fast 7 % auf über 22 Mrd. sfr zu und markieren damit das Ende einer langen und schmerzlichen Schrumpfkur der Bank. Mit Ausnahme des Übernahme- und Fusionsberatungsgeschäfts in der Investment Bank, das wie vorausgesagt einen kräftigen Umsatzrückgang (minus 23 %) und einen Vorsteuerverlust von 162 Mill. sfr hinnehmen musste, verzeichneten alle Divisionen robuste Ertrags- und Gewinnzunahmen.Thiam betonte gestern deren im Vergleich zu seiner Anfangszeit deutlich gestiegene Qualität. So seien die Erträge der Bank aus den relativ stabilen Vermögensverwaltungsgeschäften über alle Divisionen hinweg 2019 um die genannten Sondereffekte bereinigt um 2 % auf 14,4 Mrd. sfr gestiegen, was einem Anteil von rund zwei Dritteln am Gesamtertrag entspricht. Vor vier Jahren habe dieser Anteil (nicht zuletzt als Folge des damals noch weit größeren Handelsgeschäfts) noch deutlich unter 50 % gelegen. Die Basis der operativen Kosten stieg 2019 zwar um 3 % auf 16,9 Mrd. sfr, liegt aber weit unter der im Herbst 2015 ausgegebenen langfristigen Zielvorgabe von 18 Mrd. sfr.Das Gesamtergebnis des mehrjährigen Transformationsprozesses der Bank darf sich in der Tat sehen lassen: Die Kernkapitalquote ist solide, und die Rendite auf das materielle Eigenkapital ist mit 9 (i. V. 5) % nahe am Zielwert von 10 %. Die Aktionäre profitieren in zweifacher Hinsicht. Sie erhalten eine erhöhte Bardividende von 0,2776 sfr pro Aktie und werden 2020 wie im Vorjahr mit einem Aktienrückkaufprogramm im Wert von 1 Mrd. sfr entschädigt. – Personen Seite 16