WERTBERICHTIGT

Cum-ex und das große Schweigen

Börsen-Zeitung, 27.8.2020 Der Rechtsnachfolgerin der WestLB, Portigon, drohen Steuernachforderungen wegen Cum-ex-Geschäften von rund 450 Mill. Euro für die Jahre 2005 bis 2007. Nach heutigem Kenntnisstand ist es die höchste Summe für ein einzelnes...

Cum-ex und das große Schweigen

Der Rechtsnachfolgerin der WestLB, Portigon, drohen Steuernachforderungen wegen Cum-ex-Geschäften von rund 450 Mill. Euro für die Jahre 2005 bis 2007. Nach heutigem Kenntnisstand ist es die höchste Summe für ein einzelnes Kreditinstitut, die der deutsche Fiskus in Sachen Cum-ex zurückhaben möchte. Portigon hat damit Zahlen auf den Tisch gelegt. Doch es bleiben viele Fragen: Was ist mit den Jahren 2008 bis 2011, in denen die Cum-ex-Branche das große Rad drehte? War die WestLB plötzlich raus aus dem Geschäft oder machte sie weiter? Fragen dazu beantwortet ihr Nachfolgeinstitut nicht. Die aufrichtige Aufarbeitung illegaler Praktiken in zahlreichen deutschen Banken in den Nullerjahren bleibt weiterhin (naives?) Wunschdenken. Die Branche übt sich in kollektivem Schweigen, Hinhalten und der Hoffnung, möglichst vielen Rückforderungen durch Verjährung entgehen zu können. Dass Portigon jetzt mit Forderungen an die ebenfalls zum großen Teil in öffentlicher Hand befindliche EAA vermutlich die Kosten durch Anwaltsgebühren in die Höhe treibt, ist ein weiteres Trauerspiel. ak