PERSONEN

Daniela Weber-Rey geht zur Deutschen Bank

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.4.2013 Es ist der zweite spektakuläre Wechsel eines Topanwalts in die Wirtschaft binnen kurzem: Die Clifford-Chance-Partnerin Daniela Weber-Rey, eine der bekanntesten Juristinnen hierzulande, wird...

Daniela Weber-Rey geht zur Deutschen Bank

Von Walther Becker, FrankfurtEs ist der zweite spektakuläre Wechsel eines Topanwalts in die Wirtschaft binnen kurzem: Die Clifford-Chance-Partnerin Daniela Weber-Rey, eine der bekanntesten Juristinnen hierzulande, wird Anfang Juni Chief Governance Officer und Deputy Global Head Compliance der Deutschen Bank. Kurz zuvor hat Konstantin Mettenheimer seinen Wechsel von Freshfields Bruckhaus Deringer zum Vermögensverwalter Rothschild angekündigt.Bei der Deutschen Bank geht es um eine neu geschaffene Position, die direkt unter Rechtsvorstand Stephan Leithner angesiedelt ist. Die 55-Jährige wird global die Verantwortung für Corporate Governance sowie die Beratung des Vorstands für die entsprechenden Strukturen und Prozesse der Bank übernehmen. Weber-Rey übernimmt damit eine maßgebliche operative Rolle in der Deutschen Bank, die in Aufsichts- und Compliance-Fragen stark unter Druck steht. In ihrer Funktion als Deputy Global Head Compliance wird Weber-Rey an Andrew Procter, den Global Head Compliance, Government & Regulatory Affairs, berichten. Die Bank hatte zu Jahresbeginn Christof von Dryander, zuvor seit 30 Jahren bei der US-Kanzlei Cleary Gottlieb, als Chefsyndikus für die Region Deutschland, Zentral- und Osteuropa sowie für die Sparten Asset & Wealth Management und Privat- und Geschäftskunden weltweit angeheuert. “Corporate-Governance-Themen weiter auszubauen, kommt im aktuellen Umfeld rascher regulatorischer und gesamtwirtschaftlicher Veränderungen besondere Bedeutung zu”, lässt sich Leithner zitieren. Corporate Governance werde “durch klare Verantwortlichkeiten und angemessene Entscheidungsstrukturen den Kulturwandel unterstützen”. Im UmbauDie Deutsche Bank steckt mitten im Umbau ihrer Rechts- und Compliance-Strukturen. Vor wenigen Tagen wurde kolportiert, dass die Finanzaufsicht BaFin nach der Affärenserie gar eine Ablösung des in New York ansässigen Chefjuristen Richard Walker verlange. Sie führt bei der Bank mehrere Sonderprüfungen durch und soll Compliance-Probleme sowie organisatorische Mängel festgestellt haben.Weber-Rey hat sich vor allem bei Corporate-Governance-Themen einen Namen gemacht. Sie verlässt zum Geschäftsjahresende von Clifford Chance Ende April die Partnerschaft. Auch ihr Amt im Verwaltungsrat des Deutsche-Bank-Rivalen BNP Paribas gibt sie ab. Behalten wird Weber-Rey, wie sie der Börsen-Zeitung sagte, die Mitgliedschaft in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex und im Board des European Corporate Governance Institute in Brüssel. Tochter und MutterWeber-Rey ist die Tochter von Dolf Weber, einem der Gründer der Clifford-Chance-Vorgängerkanzlei Pünder Volhard Weber & Axster und seit 1989 Partnerin. Sie ist als Mitglied des siebenköpfigen Partnership Council eng in das Management der Kanzlei eingebunden gewesen. Keinen Hehl hatte sie daraus gemacht, sich durchaus noch einer neuen Herausforderung stellen zu wollen. Ende 2010 hatte Weber-Rey für die Topposition der Senior-Partnerin der Kanzlei global kandidiert. Doch sie unterlag dem Londoner Partner Malcolm Sweeting. So konzentrierte sie sich in den vergangenen Jahren immer stärker auf rechtspolitisch geprägte Fragen und hat auch in der Börsen-Zeitung vielfach solche Themen kommentiert.Sie und ihr Mann Stephan Rey, ein Unternehmensberater, haben drei Kinder großgezogen, eine längere berufliche Auszeit haben sie sich nicht genommen. Wenige Stunden nach der Geburt ihres zweiten Sohns hatte sich die Rechtsanwältin, wie sie in einem Interview berichtet hat, in eine Telefonkonferenz mit New York abgemeldet. Seit 2008 ist die Spezialistin für Unternehmenstransaktionen im Finanz- und Energiesektor Mitglied der Kommission Deutscher Corporate Governance Kodex und setzt sich für professionelle, internationale und diversifizierte Aufsichtsgremien ein.Ebenfalls seit fünf Jahren ist die frankophile Juristin im Verwaltungsrat der Großbank BNP Paribas. Sie ist in Deutschland und Frankreich gleichermaßen verwurzelt und kennt Denken und Fühlen beider Nationen. Für ihre Verdienste in der deutsch-französischen Zusammenarbeit wurde Weber-Rey vor zwei Jahren zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen. Sie äußert sich immer wieder zu gesellschaftlichen Themen wie Karrieremöglichkeiten für Frauen in Kanzleien und Unternehmen. Und sie kritisiert, dass weibliche Leistungsträger noch immer vielfach nicht allein über Fachkompetenz wahrgenommen werden.