DIE NEUEN PLÄNE DER DEUTSCHEN BANK

Das Assetmanagement dreht sich im Kreis

Zum wiederholten Male eine Strategievolte - Deutsche Bank verzichtet künftig zum Teil auf solide Erträge

Das Assetmanagement dreht sich im Kreis

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt”Einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer.” Mit diesen Zeilen aus einem bekannten Kinderlied lässt sich treffend der Umgang der Deutschen Bank mit ihrer Vermögensverwaltungssparte beschreiben. Im Rahmen ihrer erneut veränderten Strategie ist ein Börsengang eines Minderheitenanteils des Assetmanagements geplant, der zusammen mit Verkäufen anderer Assets nach Wünschen des Mutterkonzerns 2 Mrd. Euro an Kapital heben soll. Seit dem Spätsommer schon hatte es entsprechende Gerüchte gegeben. 25 bis 30 % sind angeblich ins Auge gefasst, die innerhalb der nächsten zwei Jahre versilbert werden sollen. Die Mehrheit will die Deutsche Bank der Mitteilung zufolge behalten, die Sparte bleibe “integraler Bestandteil”. DauerbaustelleDamit bleibt die Vermögensverwaltung eine Dauerbaustelle. Passenderweise finden auch die Bauarbeiten am neuen Gebäude der Sparte an der Mainzer Landstraße in Frankfurt kein Ende. Allerdings werden diese echten Bauarbeiten absehbar schneller zum Erfolg führen als das Herumfuhrwerken an der Sparte. Immerhin hängt am Assetmanagement der Deutschen Bank im Prinzip seit 2011 – mit wenigen Verschnaufpausen – das Schild “Under Construction”. Damals sollten weite Teile der Vermögensverwaltung an den kleinen Interessenten Guggenheim abgegeben werden. Der Deal scheiterte an dessen fehlender Finanzkraft. Im Anschluss wurde die weit über den Konzern bis hinein ins Investment Banking verzweigte Vermögensverwaltung in einer Sparte inklusive des Wealth Managements gebündelt. Kaum war dieser Kraftakt bewältigt, wurde das Geschäft mit den Vermögenden dann plötzlich dem Privatkundengeschäft zugeschlagen.Als im September 2016 Gerüchte über einen Verkauf des Assetmanagements aufkamen, hatte Deutsche-Bank-Chef John Cryan in einem Brief an die Mitarbeiter betont, das Assetmanagement sei “essenzieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells”. Im Oktober trat der neue Chef der Sparte, Nicolas Moreau, von Axa kommend seinen Dienst an – aus privaten Gründen aus London heraus, obwohl der Hauptteil des Geschäfts und der Mannschaft in Deutschland sitzt. Bei der Jahresmedienkonferenz Anfang Februar 2017 anlässlich der Zahlenvorlage für 2016 wiederholte Cryan, das Assetmanagement gehöre zum “Kerngeschäft”, schloss aber nicht aus, dass man womöglich eines Tages dazu etwas zu verkünden habe.Nun war es also so weit. Zur Begründung in der Mitteilung hieß es, damit solle das Wachstum der Sparte getrieben und deren Rolle als Treuhänder unterstrichen werden. Durch die “größere Unabhängigkeit soll der Vermögensverwalter zudem im Wettbewerb um die besten Talente attraktiver werden”. Nun ist es tatsächlich so, dass die Fondstochter DWS viele gute führende Mitarbeiter verloren hat. Beispielhaft sei hier nur das Aushängeschild Henning Gebhardt genannt, die Liste ist schon extrem lang. Auch jenseits großer Namen gab es einen personellen Aderlass. Andere Fondsgesellschaften in Deutschland lästerten schon, dass bei ihnen die Mitarbeiter der Deutschen Asset Management gleich im Mannschaftsbus zu Bewerbungsgesprächen kämen. Die Substanz wird aufgezehrtDas desaströse Bild der Deutschen Bank angesichts der vielen, aus der Vergangenheit herrührenden Rechtsstreitigkeiten und der permanente Umbau der Vermögensverwaltung zehren an der Substanz der Mitarbeiter und sind auch eine Belastung im Kundengeschäft. Auf 41 Mrd. Euro Nettomittelabflüsse summierte sich dies im vergangenen Jahr, das verwaltete Vermögen sackte von 744 auf 706 Mrd. Euro ab. Glücklicherweise konzentrierten sich die Abflüsse weitestgehend auf Produkte mit geringen Gebühren, so dass der Rückgang bei den Erträgen nicht ganz so drastisch ausfiel. Hätte es nicht eine deftige Abschreibung auf den mittlerweile verkauften Versicherer Abbey Life von 1 Mrd. Euro gegeben, hätte das Geschäftsfeld jedenfalls einen soliden und zum Vorjahr sogar verbesserten Gewinn vorweisen können statt des ausgewiesenen Verlusts von 204 Mill. Euro. 2015 hatte es ein Plus von 684 Mill. Euro gegeben.Augenscheinlich und aus Sicht der Deutschen Asset Management, mit der Fondsperle DWS im Zentrum, ist eine gewisse Distanz zum Mutterhaus erwünscht, wofür ein Teilbörsengang sorgen würde. Ohnehin denken die verbliebenen Mitarbeiter beim Marktführer der Wertpapierpublikumsfonds mit Wehmut an die alten Zeiten zurück, als ihre Gesellschaft ein hohes Maß an Unabhängigkeit hatte. Die Bank funkte früher wenig ins Geschäft hinein.Diese Zeiten sind längst vorbei, die Kandare ist eng geworden für die DWS. Was die DWSler vor allem empört, ist die Tatsache, dass sie mit ihrer eigenen Arbeit gegen Windmühlen kämpfen. Die meist gute Fondsperformance gerät im Vertrieb immer mehr ins Hintertreffen, da das negative Image der Bank wie Pech an den Produkten klebt.Insofern sind Fluchtgedanken der Deutschen Asset Management völlig nachvollziehbar. Aber helfen ein erneuter Verkaufsprozess und die erneute Unsicherheit, um gute Mitarbeiter zu halten?Ein Verkaufserlös von 2 Mrd. Euro beim Assetmanagement und anderswo ist wiederum aus Sicht der Bank höchst willkommen, da die Kapitaldecke dünn und die Postbank nicht zum erhofften Preis an den Mann zu bringen ist. Doch für den Erlös gibt die Bank einen soliden Ertragsbringer zumindest in Teilen auf. Dessen Gewinne kamen stetig, auch wenn dort die Kostenquote chronisch zu hoch ist. Die Gewinne muss man sich künftig also teilen. Mit wem überhaupt? Wer könnte ein Interesse an einem Minderheitenanteil haben? An der Börse wird es schon schwer genug sein, die 8 Mrd. Euro der Kapitalerhöhung einzusammeln. Vielleicht eine Beteiligungsgesellschaft, wenn man das Beispiel Montagu und Universal-Investment vor Augen hat? Kaum KapitalentlastungDer Hauptsitz der Gesellschaft soll in Deutschland bleiben, und sie soll auch dort gelistet sein, wird in der Mitteilung hervorgehoben. Über den reinen Verkaufserlös hinaus wird die Transaktion auf der Kapitalseite jedenfalls keinen Befreiungsschlag bringen. Schließlich ist das Fondsgeschäft wegen der reinen Treuhänderfunktion wenig kapitalbindend. Die gesamte Assetmanagementsparte kommt auf lediglich 9 Mrd. Euro an risikogewichteten Aktiva. Das gebundene Eigenkapital wird mit 3 Mrd. Euro angegeben. Das ist vor dem Hintergrund der Kapitalnöte der Bank lächerlich wenig an denkbar frei werdenden Mitteln.Insofern geht die Deutsche Bank mit dem offenbar aus der Not heraus diktierten Schritt, das Assetmanagement teilweise zu verscherbeln, ans Eingemachte. Das Investment Bankings ist schwankungsanfällig und das Privatkundengeschäft konjunkturabhängig. Auf Teile des ausgleichenden Assetmanagements im Ertragsmix zu verzichten, ist somit strategisch unklug.