Das Buffet ist so lang wie im Vorjahr
Wenn man Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet, also den wettbewerbsintensivsten Bankenplatz der Republik, als Maßstab für Wohl und Wehe des deutschen Kreditgewerbes nimmt und die Großbanken mal außen vor lässt, scheint die Bankenwelt zumindest auf den ersten Blick noch ziemlich heil zu sein. Auf der regionalen Ebene, auf der sich ja das kreditwirtschaftliche Geschehen hierzulande in weiten Teilen abspielt, ist sie das wohl auch tatsächlich – jedenfalls unterm Strich. Dafür sprechen die Zahlen und Trendaussagen einiger Lokalmatadore, die in den ersten drei Januarwochen publik wurden. Ob Frankfurter Sparkasse, Wiesbadener Volksbank, Frankfurter Volksbank oder Mainzer Volksbank – es sieht trotz von der EZB oktroyierter Null- und Negativzinsen, penetranter Regulierung und angeblicher Bedrohung durch die allgegenwärtigen Fintechs nicht unbedingt danach aus, als stünden die etablierten Akteure unmittelbar vor dem Abgrund und könnten schon morgen einen Schritt weiter sein.Robert Restani, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse, hatte beim traditionellen, von seinem Haus unterstützten Neujahrskonzert in der Alten Oper darauf hingewiesen, dass das anschließend aufgetischte Buffet genauso lang sei wie im Vorjahr – was er explizit als Anspielung auf die Erfolgsrechnung für 2016 verstanden wissen wollte. 2015 hatte die viertgrößte Sparkasse ein Vorsteuerergebnis von 85 Mill. Euro und einen Jahresüberschuss von 52,5 Mill. Euro erwirtschaftet. Für die Volksbank in der deutschen Finanzhauptstadt wartete Vorstandschefin Eva Wunsch-Weber auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag mit konkreten Zahlen für 2016 auf. Das Ergebnis vor Bewertung von gut 98 Mill. Euro ist nicht fürchterlich weit weg von den Rekorden früherer Jahre, und hätte die Bank eine neue Höchstmarke zeigen wollen, wäre das mühelos möglich gewesen. Aber Rekordgewinne passen nicht in diese Zeit, die offene und verdeckte Stärkung der Reserven schon eher. Als stabil oder sogar gegenüber dem Vorjahr verbessert kann man auch die Ertragslage bei den Kreditgenossen in den Landeshauptstädten Wiesbaden und Mainz zusammenfassen.Die Institute machen es ihren Verbänden (und dem Kommentator) nicht eben leicht, mit ihren unermüdlichen Warnungen vor den Folgen des Trio infernal – Abschaffung der Zinsen, Regulierung, Digitalisierung – für das Geschäftsmodell von Banken und Sparkassen ernst genommen zu werden. Doch da hilft ein genauerer Blick in die Zahlenwerke. Der massive Druck auf die Zinsüberschüsse ist deutlich spürbar. “Gerettet” haben die Ertragslage ein Gegensteuern auf der Kostenseite in Form von Filialschließungen und Personalabbau, vom Gesetzgeber verschaffte Entlastungen bei den Pensionsrückstellungen und nicht zuletzt die sehr robuste Wirtschaftslage im Rhein-Main-Gebiet, die in den meisten Fällen die Auflösung von Wertberichtigungen zulässt oder erfordert. Darauf kann man aber keine dauerhafte Überlebensstrategie aufbauen. Bankgeschäft braucht im hiesigen Kulturkreis positive Zinsen.