Etoro will Neobank werden
Etoro will Neobank werden
IM INTERVIEW: YONI ASSIA
„Klassisches Entree ins Bankgeschäft“
Der Etoro-Chef über die Neuaufstellung des Neobrokers – Angebote fürs Aktiensparen geplant
Herr Assia, der Börsengang von Etoro im Mai war ein voller Erfolg. Was hat sich seitdem getan?
Wir haben eine ganze Reihe Initiativen gestartet und verschiedene Meilensteine erreicht, sowohl bei den Kennzahlen als auch auf der Produktseite. So haben wir seit kurzem die volle EU-Micar-Lizenz für Kryptohandel und Verwahrung und können unsere Nutzer so auch in Deutschland noch besser diversifizieren lassen bei Trading und Investing. Ich glaube ja schon lange an Krypto als Anlageklasse und bin fasziniert davon, wie dies in den USA für die breite Masse geöffnet wird. Aber Europa kann da auch eine hohe Dynamik entfalten in einem harmonisierten Markt.
Tut Etoro sich jetzt leichter in den USA, da man ein dort gelistetes Unternehmen ist?
Ja, das können wir schon feststellen. Die Wahrnehmung für die Marke Etoro ist mit dem IPO einfach gestiegen – und das nicht nur in den USA. Außerdem hat Etoro jetzt vier Säulen mit Trading, Investing, Savings und Spending, womit wir noch mehr Zielgruppen erreichen bzw. unsere Kunden sich untereinander noch besser vernetzen können. Ein Beispiel hierfür ist zunächst das 24/5-Trading, das es Anlegern erlaubt, ausgewählte US-Aktien und ETFs werktags rund um die Uhr zu handeln. So haben Privatanleger auch außerhalb der regulären Börsenzeiten Zugang zum Aktienmarkt. Mit Blick nach vorn sehen wir in der Tokenisierung den nächsten Entwicklungsschritt: Reale Vermögenswerte wie Aktien werden dabei auf die Blockchain übertragen, was – vorbehaltlich behördlicher Genehmigung – einen durchgehenden 24/7-Handel sowie die unmittelbare Abwicklung von tokenisierten Assets ermöglicht.

Nasdaq
Wie geht Etoro den Einsatz von KI beim Investing an?
Wir haben zum Beispiel unser Smart-Portfolio-Angebot um eine KI-gesteuerte Long/Short-Strategie erweitert, was man z.B. für marktneutrale Positionierungen einsetzen kann. Zudem hat Etoro jetzt mit Tori eine von Large Language Modellen gespeiste KI, die bildend und beratend tätig sein kann, um das eigene Portfolio zu analysieren.
Dringt Etoro mit der Aufnahme des Kartengeschäfts jetzt auch ins Neobanking vor?
Ja, das ist ein klassisches Entree ins Bankgeschäft – und für uns geht das in Europa los. Eine Debitkarte mit 4% stock-back Rewards, das ist doch was. Für uns ist das eine Ergänzung zu den lokalen IBAN-Diensten und trägt zum Aktiensparen bei. Wir haben auch eine Partnerschaft mit BlackRock geschlossen für ein Modellportfolio, was ein weiterer Baustein sein soll für das Aktiensparen.
Trotz guter Zahlen für das zweite Quartal ist die Aktie zuletzt unter den Ausgabepreis gesunken. Was ist da los?
Tja, wir können nur immer wieder zeigen, wie gut sich Etoro entwickelt und den Rest entscheidet der Markt. Auch das dritte Quartal ist prima angelaufen und wir haben 300 Mill. Dollar Cash sowie eine Kreditlinie über 250 Mill. Dollar, was uns auch Zukäufe erlaubt. Wobei wir da nur Arrondierungen rund um neue Produkte und Regionen im Auge haben. Etoro hat zum Beispiel seit kurzem eine Lizenz in Singapur und wir wollen diese Niederlassung als Drehkreuz für den asiatischen Raum ausbauen.
Das Interview führte Björn Godenrath.
Nach dem Börsengang hat Etoro sich strategisch neu ausgerichtet. Wie CEO Yoni Assia im Interview erläutert, basiert das Geschäftsmodell nun auf den vier Säulen Trading, Investing, Savings und Spending. In Deutschland will der Neobroker mit neuen Angeboten für das Aktiensparen und der vollen Micar-Lizenz punkten.