DIE COMMERZBANK BERICHTET ÜBERS STARTQUARTAL

Das Management legt Geld zurück

Überraschend hoher Quartalsgewinn sorgt vor der Restrukturierung der Bank für Reserven

Das Management legt Geld zurück

Das Management der Commerzbank rüstet sich für die Restrukturierung des Instituts. Ein unerwarteter Gewinnsprung im Startquartal verschafft ihm dabei Flexibilität.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Commerzbank legt mit einem überraschend hohen Gewinn im Startquartal Reserven für ihre milliardenschwere Restrukturierung im laufenden und im kommenden Jahr. Auch dank Bewertungseffekten hat die Großbank ihr Ergebnis von Januar bis März binnen Jahresfrist wider Erwarten gesteigert (siehe Bericht auf dieser Seite). Die harte Kernkapitalquote des Instituts ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 20 Basispunkte auf 12,5 % gestiegen.”Die harte Kernkapitalquote gibt uns Spielraum für die anstehenden Restrukturierungsaufwendungen”, erklärte Finanzvorstand Stephan Engels am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Dabei hat das Management das jüngste Quartalsergebnis in Erwartung der Restrukturierungskosten erst gar nicht im harten Kernkapital berücksichtigt, wie Engels erklärte. Die Risikoaktiva sinkenDie Verbesserung seit Jahresbeginn rührt allein daher, dass die Bank 4 Mrd. Euro an Risikoaktiva abgebaut hat, und dies, während die Bilanzsumme um rund 10 Mrd. gestiegen ist. Auf Nachfrage führte Engels die Verlängerung der Bilanz auf normale saisonal bedingte Bewegungen zurück. Zum Jahresende räume man im Markt jeweils die Bilanzen und Bestände auf, welche anschließend mit einer Zunahme der Kundenaktivitäten wieder anwüchsen.Im Startquartal hat die Bank noch keine Restrukturierungskosten gebucht. Diese sollen sich im laufenden und im kommenden Jahr auf insgesamt rund 1,1 Mrd. Euro belaufen, weshalb die Bank Ende September angekündigt hatte, “vorerst keine weiteren Dividendenzahlungen” vorzunehmen und ihre Ergebnisse in die Gewinnrücklage einzustellen.Auf den 2017 verbleibenden Neunmonatszeitraum entfallen damit rechnerisch noch Aufwendungen von 550 Mill. Euro. Dieser Betrag entspricht rund 30 Basispunkten Kernkapitalquote, wie Engels erklärte. Letztlich werde das Volumen an Restrukturierungsaufwand, der 2017 anfallen werde, vom Verlauf der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern abhängen. Im zweiten Quartal werde die Bank allerdings “in jedem Fall” Restrukturierungsaufwand buchen wegen eines Altersteilzeitprogramms, welches Bank und Arbeitnehmervertreter im April vereinbart haben. Gespräche laufen seit MärzBeide Seiten sprechen seit März miteinander, das Management will im Zuge der Neuausrichtung der Bank bis 2020 rund jede fünfte Vollzeitstelle abbauen. Zudem will der Konzern seine Investitionen in den kommenden Quartalen hochfahren, wie Engels deutlich machte. Zugleich kündigte er an: “An unserem strikten Kostenmanagement halten wir unverändert fest.” So habe die Kostenkontrolle zuletzt die abermals gestiegene Bankenabgabe kompensiert. Die Prognose bleibt bestehenIn Anbetracht solcher Unwägbarkeiten aber wollte sich Engels nicht dazu hinreißen lassen, an der Prognose fürs Gesamtjahr zu drehen. Laut Zwischenbericht rechnet das Haus, das im Geschäftsbericht Ende März einen Rückgang der operativen Erträge im laufenden Jahr angekündigt hatte, 2017 “mit einem Konzernüberschuss in der Größenordnung des Vorjahres”. Mit einem Konzernergebnis von 217 Mill. Euro im Startquartal hatte die Commerzbank allerdings bereits Ende März 78 % des Vorjahresergebnisses von 279 Mill. Euro erwirtschaftet. 2016 waren es zum selben Zeitpunkt allerdings auch schon 61 % gewesen.Im ersten Quartal hätten einige Indikatoren über dem Plan und andere im Plan gelegen, erläuterte Engels. Bevor er sich aber mit dem Ausblick der Bank auf das Gesamtjahr befasse, wolle er in jedem Fall den Verlauf des zweiten Quartals abwarten. Wie sich das Geschäft im zweiten Dreimonatsabschnitt bisher entwickelt hat, führte er nicht aus.Gelassenheit demonstrierte Engels am Dienstag mit Blick auf das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) tags zuvor ausgesprochene Verbot finanzieller Differenzkontrakte mit Nachschusspflicht für Privatanleger. Man sei vor allem als Marketmaker tätig und sehe sich “hier im Moment” gut gerüstet, erklärte Engels.Die Tochter Comdirect biete schon heute Differenzkontrakte sowohl mit als auch ohne Nachschusspflicht an. Als Produktlieferant tritt dabei gleichwohl das Segment Equity Markets Commodities (EMC) auf, welches die Bank veräußern möchte, um eigenkapitalintensives Geschäft abzubauen. Streit mit FinanzverwaltungWie der Manager auf Nachfrage präzisierte, hat die Bank für frühere Cum-ex-Geschäfte im vergangenen Jahr eine Risikovorsorge im Volumen von 98 Mill. Euro getroffen. Für Cum-cum-Transaktionen habe sie unterdessen keine Rückstellungen gebildet, denn sie sei nach wie vor der Meinung, dass an diesen Geschäften nichts zu beanstanden sei, sagte er.Wie die Bank in ihrem Geschäftsbericht mitgeteilt hatte, hat die Finanzverwaltung ihr im vergangenen Dezember eine Anrechnung von Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag für Cum-cum-Transaktionen im Jahr 2009 versagt. Das Institut hat Einspruch eingelegt.Für die Commerzbank geht es im Streit um die Anrechnung mit Blick auf “alle relevanten Kapitalertragsteuer-Sachverhalte” insgesamt um 131 Mill. Euro, wie Vorstandschef Martin Zielke vor wenigen Tagen auf der Hauptversammlung erklärt hatte. Im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften der Commerzbank und der ehemaligen Dresdner Bank ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist.