BANKENAUFSICHT

Das Rennen ist eröffnet

Es ist ein ambitioniertes Projekt, doch es ist konsequent: Bearing Point, Anbieter von Meldesoftware vor allem für deutsche Banken, will sich zum Betreiber einer europaweiten Meldewesenfabrik aufschwingen, die nach Vorbild des österreichischen...

Das Rennen ist eröffnet

Es ist ein ambitioniertes Projekt, doch es ist konsequent: Bearing Point, Anbieter von Meldesoftware vor allem für deutsche Banken, will sich zum Betreiber einer europaweiten Meldewesenfabrik aufschwingen, die nach Vorbild des österreichischen Projekts Aurep Größenvorteile für die gesamte Branche ermöglicht. Banken sollen sich nicht individuell mit den Anforderungen der Aufsicht auseinandersetzen, sondern ihr Meldewesen auf die neue “Regtech Factory” auslagern.Angesichts des Ertragsdrucks in der Branche und stetig zunehmender Meldevolumina ist grundsätzlich klar: Winken der Kreditwirtschaft in kundenfernen Bereichen wie dem Meldewesen Skaleneffekte, muss sie diese nutzen, schon um einem herben Anstieg der Kosten zu begegnen. Die Ansprüche der Aufseher nehmen proportional zu den Möglichkeiten der Datenverarbeitung zu, und Banken haben bereits heute ihre liebe Not, mit den Anforderungen Schritt zu halten.Auf einem anderen Blatt steht, ob Institute mit Bearing Point auf das richtige Pferd setzen. Erstens: In Österreich waren es Banken, die den Aufbau der dortigen Meldefabrik initiierten, für die Bearing Point die Software stellt. Hierzulande muss das Haus erst noch Kunden akquirieren. Bleibt die Resonanz in der Breite aus, ist es Essig mit Größenvorteilen. Zweitens hat der holprige Start der jüngsten Meldewesen-Software Abacus360 Bearing Point Sympathien im Markt gekostet. Manches Haus bleibt nur deshalb bei der Stange, weil es den Aufwand eines Anbieterwechsels scheut – und freilich noch kein Konkurrent bewiesen hat, dass er Abacus nahtlos ersetzen kann.Drittens lockt die Aussicht, sich als Meldewesen-Dienstleister zwischen die Europäische Zentralbank (EZB) und Europas Großbanken schieben zu können, in Gestalt etwa von Moody’s, längst weitaus größere Kaliber in den Markt als das Amsterdamer Beratungshaus mit konzernweit knapp 750 Mill. Euro Umsatz. Und viertens ist noch nicht ausgemacht, wie die Agenda der EZB selbst im Meldewesen aussieht. Womöglich lanciert sie, unterstützt von einem Technologiekonzern und einem Beratungshaus, das nicht Bearing Point heißt, über kurz oder lang eine eigene Meldeplattform, wie es im Markt raunt.Dann würde es eng für Bearing Point – nicht viel enger allerdings als für Banken, deren Infrastruktur von der stetig wachsenden Menge an zu meldenden Daten überfordert wird. Mit dem Vorstoß am Dienstag hat Bearing Point das Rennen um die Dominanz im europäischen Meldewesen offiziell eröffnet.