Datenpanne im Doppelpack

Barclays verliert Kundendaten und zieht Geschäftszahlen vor

Datenpanne im Doppelpack

hip London – Die britische Großbank Barclays hat am Montag Eckdaten zum Geschäftsjahr 2013 veröffentlicht, die eigentlich erst heute auf dem Kalender standen. Wie der Rundfunksender BBC berichtet, kam eine Vorschau der “Financial Times” den tatsächlichen Ergebnissen so nahe, dass sich das Management zum Handeln genötigt sah. Das Blatt hatte sich dabei nach eigenen Angaben auf Schätzungen von Morgan Stanley bezogen.Aber damit nicht genug: Der “Mail on Sunday” wurde ein Memory Stick mit den Daten von 2 000 Kunden des Instituts zugespielt, darunter Ärzte, Wissenschaftler und Geschäftsleute. Angeblich wurden Barclays 27 000 Datensätze gestohlen, denen sich unter anderem die Risikofreudigkeit der betroffenen Kunden entnehmen lässt. Sie sollen an fragwürdige Broker verkauft worden sein, die am Telefon Investmentprodukte verkaufen. Dem Blatt zufolge lassen sich solche Datensätze – es handele sich um 20-seitige Dossiers – für 50 Pfund das Stück verkaufen. Sie stammen aus der 2011 geschlossenen Sparte Barclays Financial Planning und sollen 2008 oder davor angelegt worden sein. Die Polizei und die zuständigen Aufsichtsbehörden ermitteln bereits.Wie Barclays lapidar mitteilte, ging der bereinigte operative Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund ein Viertel auf 5,2 Mrd. Pfund zurück. Analysten hatten im Schnitt 5,4 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Investec-Analyst Ian Gordon geht davon aus, dass die Differenz zu den “überschäumenderen Erwartungen der Sellside” auf schwächere Geschäfte im Investment Banking zurückgeht. Die rückläufigen Geschäfte der US-Großbanken im Segment FICC – dem Handel mit Anleihen, Rohstoffen und Währungen – sprechen dafür. Anders als die Rivalen Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland (RBS) überraschte der wichtigste europäische Wettbewerber der Deutschen Bank im Schlussquartal nicht mit milliardenschweren Rückstellungen für missbräuchlich verkaufte Produkte.Inklusive Sondereffekte wurde das Vorsteuerergebnis mit 2,9 Mrd. Pfund angegeben und lag damit um 100 Mill. höher als von Investec geschätzt. Ein Jahr zuvor hatte Barclays an dieser Stelle weniger als ein Zehntel dessen ausgewiesen. Die Barclays-Aktie verteuerte sich in London um 1,2 % auf 275 Pence. Das Institut hatte für das Schlussquartal bereits weitere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 330 Mill. Pfund angekündigt.Von besonderem Interesse wird heute die Höhe der Boni sein, die Barclays für das abgelaufene Jahr ausschütten will. Insgesamt ist am Markt von einem Volumen von 2,5 Mrd. Pfund die Rede.