Geschäftsentwicklung

Der Degussa-Verkauf lässt auf sich warten

Vor gut einem Jahr hatten M.M.-Warburg-Mitinhaber Christian Olearius und Max Warburg versucht, die Degussa Bank loszuschlagen. Die Transaktion hatte bis Ende 2020 über die Bühne gehen sollen, war spekuliert worden. Doch ein Käufer hat sich bislang...

Der Degussa-Verkauf lässt auf sich warten

fir Frankfurt

Vor gut einem Jahr hatten M.M.-Warburg-Mitinhaber Christian Olearius und Max Warburg versucht, die Degussa Bank loszuschlagen. Die Transaktion hatte bis Ende 2020 über die Bühne gehen sollen, war spekuliert worden. Doch ein Käufer hat sich bislang nicht ge­funden – und das könnte nach An­sicht des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Eckert noch eine Weile so bleiben. Olearius und Warburg, die inmitten des Cum-ex-Skandals stehen, halten über Beteiligungsgesellschaften die Mehrheit an der Frankfurter Universalbank, die sie 2006 von der ING-DiBa übernommen hatten. „Im Moment scheitert das an den Preisangeboten“, berichtet Eckert. „In Deutschland können Sie nur schwer eine Bank verkaufen.“ In der Branche war eine Bewertung zwischen 200 und 400 Mill. Euro kolportiert worden.

Mageren Gewinn erwartet

Für das laufende Jahr erwartet Eckert ein Vorsteuerergebnis von mageren 3 Mill. Euro. „Mehr ist in diesem Geschäftsjahr angesichts der Spannung, die Sie mit Strafzinsen und Investitionen in Digitalisierung haben, nicht zu erwarten.“ Die für Di­gitalisierung vorgesehenen Ausgaben belaufen sich dabei auf gut 10 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr erzielte die Bank vor Restrukturierungskosten von 7,2 Mill. Euro und Steuern ein Ergebnis von 10,5 Mill. Euro. Unterm Strich verblieben 3,5 Mill. Euro. 2019 hatte die Bank noch 26,1 Mill. Euro vor und 25,3 Mill. Euro nach Steuern erwirtschaftet. Außerordentliche Aufwendungen für Restrukturierungen waren da­mals nicht angefallen.

Dass der Zinsüberschuss 2020 deutlich um 14 Mill. auf 86 Mill. Euro zu­legte, führt Eckert auf ein starkes Immobilienkreditgeschäft mit privaten wie gewerblichen Kunden zu­rück. Geholfen hat ihm zufolge, im De­pot A angelegte Gelder auf etwa die Hälfte reduziert und für das höher rentierliche Immobiliengeschäft verwendet zu haben. Stützend auf die Zinserträge wirkte zudem die Teilnahme am TLTRO-Programm der Europäischen Zentralbank (EZB). Deren Geldpolitik lastet Eckert jedoch vertane Margenchancen an. „Die Bank verliert im Niedrigzinsumfeld die Chance auf 15 bis 20 Mill. Euro Zinsertrag. Das tut weh.“

Geschäftsreisen eingebrochen

Im Immobilien- und im Wertpapiergeschäft erwartet er weiteres kräftiges Wachstum. Das Provisionsgeschäft leide jedoch unter dem Einbruch der Reisetätigkeit in der Coronakrise. Im vergangenen Jahr war der Provisionsüberschuss gegen den Branchentrend um ein Viertel auf 14 Mill. Euro eingebrochen, weil der Degussa Bank als einem der hierzulande größten Anbieter für Firmenkreditkarten der Markt abhanden ge­kommen war. Schließlich sei der Um­satz mit Geschäftsreisen um 80 bis 90% zurückgegangen. „Wir werden nie mehr so viele Firmenreisen haben wie vor der Pandemie“, sagt Eckert. „Deshalb werden wir das Geschäftsfeld Consumer Payments inklusive Google Pay und Apple Pay stärken, um entgangene Erträge zu kompensieren.“

Größere Auswirkungen des BGH-Urteils zu AGB von Ende April be­fürchtet er nicht. Allzu hohe Rückerstattungen seien angesichts der erst vor kurzem erhobenen Gebühren nicht zu erwarten. Es handele sich bislang um einige Hunderttausend Euro. Unlängst hatte die Bank Ge­bühren auf vormals kostenlose Girokonten erhoben, wenn nicht monatlich mindestens 750 Euro eingehen. Kunden bittet das Institut deshalb um Zustimmung zu ihren AGB-Änderungen. Und wenn das jemand nicht tut? „Dann versuchen wir ihn zu überzeugen, dass es für ihn besser ist.“ Nötigenfalls mit allen Konsequenzen, lässt Eckert durchblicken. Die Kontokündigung dürfte dann nicht mehr fern sein.