Quartalszahlen

Der ING laufen die Kosten davon

Trotz steigender Erträge ist der Gewinn des niederländischen Finanzkonzerns ING Groep im Quartal eingebrochen. Allenthalben steigen die Kosten, doch die deutsche Tochter verzeichnet Effizienzgewinne.

Der ING laufen die Kosten davon

ee Frankfurt

l– Die niederländische Großbank ING hat am Donnerstag die Serie von Veröffentlichungen unerwartet starker Zahlen europäischer Geldhäuser fortgesetzt. Das Institut erlitt im zweiten Quartal zwar einen Gewinneinbruch von gut 19%. Mit 1,2 Mrd. Euro fiel der Nettogewinn jedoch etwas höher aus als von Analysten prognostiziert. Wie das Institut mitteilte, nahm es im zweiten Quartal mit 4,7 Mrd. Euro etwa 3,7% mehr ein als im Vorjahr. Die Provisionseinnahmen stiegen um 3,9% auf 888 Mill. Euro, die zinsabhängigen Einnahmen um 3,7% auf knapp 3,5 Mrd. Euro.

Inflation belastet

Der Aufwand stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 7,7 % auf 2,7 Mrd. Euro. Konzernchef Steven van Rijswijk verwies darauf, dass die Kosten sich weit weniger dynamisch entwickelt hätten als die Inflations­rate. Zum Kostenanstieg trug auch der regulatorische Aufwand bei, der von 172 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 214 Mill. Euro kletterte. Der Zuwachs wäre dabei noch höher ausgefallen, wären im Vorjahreswert nicht auch die einmaligen 30 Mill. Euro enthalten, die von der Deutschlandtochter an den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken überwiesen werden mussten. Damit wurde das Loch gestopft, das der Entschädigungsfall der Bremer Greensill Bank im vergangenen Jahr in das Sicherungs­system gerissen hatte.

An der Börse wurden die Zahlen der ING negativ aufgenommen. Der Aktienkurs rutschte nach anfänglichen Kursgewinnen ins Minus. Im Handel in Amsterdam fiel das Papier am Donnerstag um 2,6% auf 9,31 Euro. Analysten zeigten sich trotz des Gewinneinbruchs allerdings zufrieden mit der Entwicklung der Bank, zumal sie ein etwas niedrigeres Nettoergebnis auf dem Zettel hatten. Allerdings hatte die Erwartung eines deutlicheren Gewinneinbruchs auch auf der Annahme basiert, dass die ING angesichts der drohenden Rezession eine höhere Risikovorsorge für Kreditausfälle treffen werde. Die Rückstellungen fielen viel geringer aus als prognostiziert: Statt der durchschnittlich erwarteten 509 Mill. Euro stellte die ING Groep lediglich 202 Mill. Euro zurück und begründete dies mit einer hohen Qualität des Kreditbuchs.

Kosten in Deutschland sinken

Im Gegensatz zum Konzern verzeichnete das deutsche Geschäft Effizienzgewinne. Die Aufwand-Ertrags-Quote ging demnach dank sinkender Kosten von 64,5% im Vorjahresquartal auf 58,1% zurück. Die Zinseinnahmen gingen wegen des Ausstiegs aus dem österreichischen Markt, der dem Deutschland-Geschäft zugeordnet wird, um 5 Mill. Euro auf 351 Mill. Euro zurück. Diesen Effekt herausgerechnet, wären die Zinseinnahmen dank steigender Margen gestiegen.

Die Provisionseinnahmen stiegen hierzulande von 108 Mill. Euro im Vorjahresquartal auf 113 Mill. Euro. Die deutlich niedrigeren Einnahmen aus Gebühren für die Durchführung von Wertpapiertransaktionen wurden demnach teilweise durch höhere Einnahmen aus Kontoführungsgebühren wieder ausgeglichen. Das Netto-Kreditwachstum entwickelte sich rückläufig. Nach 2,2 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum weist die ING hier 2,0 Mrd. aus. Davon seien 1,8 Mrd. Euro auf das Geschäft mit Baufinanzierungen entfallen. Die rasant steigenden Zinsen im Frühjahr hatten die Kreditpolitik der Banken erschwert.

ING Groep
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20222021
Erträge9 2829 219
 Zinserträge6 8806 853
 Provisionserträge1 8221 710
Verwaltungsaufwand5 6825 560
Vorsteuergewinn2 4113 528
Konzernüberschuss1 6062 464
Kundenkredite (Mrd.)643616
Kundeneinlagen (Mrd.)642620
Bilanzsumme (Mrd.)1 020978
Hartes Kernkapital (%)14,715,7
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