Bundesbank-Umfrage

Jeder Dritte erwartet sinkende Hauspreise

Immer mehr Menschen erwarten in den kommenden zwölf Monate sinkende Preise am Immobilienmarkt. Laut Bundesbank gibt es noch immer mehr Optimisten.

Jeder Dritte erwartet sinkende Hauspreise

Jeder Dritte erwartet sinkende Hauspreise

Laut Bundesbank steigt die Zahl der Immobilien-Pessimisten auf Höchstwert

jsc Frankfurt

Der Preisrutsch am Immobilienmarkt stimmt immer mehr Menschen in Deutschland pessimistisch: Mittlerweile erwarten 33% der Privatpersonen in den kommenden zwölf Monaten sinkende Immobilienpreise in ihrer Umgebung, wie die Deutsche Bundesbank in einer Umfrage im Juli herausfand. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Studie im Jahr 2019. Im April 2020, als die Coronakrise die Bundesrepublik gerade erreicht hatte, lag der Anteil der Pessimisten bei annähernd 32%. Danach hellte sich die Stimmung in den Folgemonaten wieder rasch auf.

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Während die Zinswende den Immobilienmarkt im vergangenen Jahr abrupt traf, ändert sich die Erwartung der meisten Menschen nur langsam. Der Anteil der Befragten, die mit steigenden Preisen rechnen, ist daher noch immer hoch: Er erreichte im Juli 38% – es gibt also mehr Optimisten als Pessimisten, trotz anhaltender Berichte über sinkende Preise und die Effekte der Zinswende. Damit zeigt sich ein Unterschied zum April 2020: Damals erwarteten nur annähernd 30% der Menschen steigende Preise. Es gab somit mehr Pessimisten als Optimisten.

Darüber hinaus fragen die Forscher die konkrete Preisentwicklung ab, die Menschen erwarten. Im Durchschnitt prognostizieren die Befragten auf Jahressicht noch immer einen Zuwachs von 3,8%. Der Wert liegt also weiterhin deutlich über null, aber weit unter der durchschnittlichen Prognose von September 2021, als die Deutschen einen Preiszuwachs von 11,9% für realistisch hielten. Die aktuelle Prognose liegt zudem unter den Erwartungen zur Inflation, die auf Sicht von einem Jahr im Durchschnitt auf annähernd 5,0% taxiert wird.

Insgesamt dauert die Phase sinkender Immobilienpreise schon mehr als ein Jahr an: Bereits im dritten Quartal 2022 erkannte der Pfandbriefbankenverband VDP, der die Preise kreditfinanzierter Gewerbe- und Wohnimmobilien statistisch auswertet, einen Preisrückgang von 1,0% im Vergleich zum zweiten Jahresviertel.

Talsohle erreicht?

Der Preisrückgang gewann daraufhin zunächst an Schwung, ließ dann aber wieder etwas nach. Im Startquartal 2023 markierte die Entwicklung mit minus 2,3% den tiefsten Wert seit Beginn der vierteljährlichen Auswertung im Jahr 2008. Im zweiten Jahresviertel lag das Minus bei 1,1%. Der Pfandbriefbankenverband sieht bereits eine "Seitwärtsbewegung" voraus.

Die Erwartungen der Bürger hellen sich allerdings noch nicht auf, sondern gehen bisher in die andere Richtung. Ein schwaches Neugeschäft in der Wohnimmobilienfinanzierung deutet zudem auf eine hohe Verunsicherung hin. Mit 14 Mrd. Euro im Juni sagte die deutsche Kreditwirtschaft nach Daten der Bundesbank 9 Mrd. Euro weniger zu als ein Jahr zuvor.

Die Bundesbank lässt monatlich etwa 2.000 Personen in Deutschland befragen. Je höher das Einkommen und der Bildungsstand, desto geringer sind die erwarteten Preiszuwächse, die eine Person zu Protokoll gibt. Frauen sehen im Durchschnitt einen höheren Zuwachs als Männer. Auch passten Menschen, die älter als 40 Jahre alt sind, ihre Erwartungen in den vergangenen Monaten schneller nach unten an als jüngere Personen.

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