Die Deutsche Börse enttäuscht Analysten trotz Ergebnissprung
Die Deutsche Börse enttäuscht Analysten trotz Ergebnissprung
Deutsche Börse wächst in Q3 stärker als die LSE
scd Frankfurt
Die Deutsche Börse hat im dritten Quartal sowohl bei den Einnahmen als auch unter dem Strich besser abgeschnitten als erwartet. Anders als der Londoner Wettbewerber LSE hat der Frankfurter Börsenbetreiber seinen Ergebnisausblick aber nicht am oberen Ende der Spanne konkretisiert, sondern den bisherigen Ergebnisausblick beibehalten. Dabei hat das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ohne Treasury-Ergebnis um satte 16% angezogen. Allerdings sind die Nettoerlöse lediglich um 3% geklettert. Die Börse hat ergebnisseitig primär von einer strikten Kostendisziplin profitiert. Die operativen Aufwendungen verharrten mit 604 Mill. Euro praktisch auf Vorjahresniveau. Das den Anteilseignern der Börse zuzurechnende Ergebnis legte dann auch „nur noch" um 6% auf 473 Mill. Euro zu.
J.P. Morgan erwartet negative Kursreaktion
Finanzvorstand Jens Schulte zufolge war das dritte Quartal von spürbarem zyklischen Gegenwind geprägt. Umso bemerkenswerter sei die Entwicklung der Nettoerlöse einzuschätzen. Das zeige die Stärke des diversifizierten Geschäftsmodells. Die Analysten von J.P. Morgan und RBC zeigten sich am Montagabend weniger beeindruckt und behielten für den Moment ihre Kursziel von 244 bzw 235 Euro ebenso bei wie ihre Einschätzungen „Neutral“ bzw. „Sector Perform“. J.P. Morgan-Analyst Enrico Bolzoni, der einräumte, die Konsensschätzung für das operative Ergebnis sei um 4% übertroffen worden, erwartet zum Handelsauftakt zunächst eine negative Kursreaktion.
Bei der Zahlenvorlage der LSE vor gut einer Woche, die ähnliche Erlösanstiege berichtet hatte, war der Kurs zwar um satte 9% gesprungen. Allerdings hatte der britische Börsenbetreiber auch eine Aufstockung ihres Aktienrückkaufprogramms um 1 Mrd. Pfund angekündigt, womit bis Februar 2026 über 12 Monate insgesamt eigene Titel im Wert von 2,5 Mrd. Pfund erworben werden sollen. Demgegenüber nimmt sich das im Februar 2025 angekündigte Rückkaufprogramm der Deutschen Börse nachgerade bescheiden aus. Vom Gesamtvolumen über 500 Mill. Euro wurden per 24. Oktober bereits 441 Mill. Euro ausgeschöpft, wie die Börse im Quartalsbericht ausführt.
Warten auf Kapitalmarkttag
Am Dienstag dürfte wie üblich die Presse- und Analystenkonferenz der Börse mehr Details ans Licht bringen. Ein üppigeres Rückkaufprogramm oder auch ein längerfristiger Ausblick könnte allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen. Die Börse hat für den 10. Dezember einen Kapitalmarkttag angesetzt, auf dem Börsenchef Stephan Leithner und CFO Schulte womöglich ebenfalls Neuigkeiten präsentieren wollen.
