Deutsche Börse vereinfacht Wertpapiersicherheiten
Börse vereinfacht Wertpapiersicherheiten
Terminbörse Eurex startet mit Fintech HQLAx DLT-Plattform für das Derivate-Clearing
phh Frankfurt
Die Deutsche Börse will einen Teil des Wertpapierhandels digitaler, schneller und günstiger machen. Dies betrifft insbesondere den Derivatehandel, bei dem Händler Sicherheiten bei Clearinghäusern hinterlegen müssen, um ihre offenen Positionen abzusichern. Diese Sicherheiten können entweder Bargeld oder hoch fungible Wertpapiere sein. Diese zu mobilisieren, dauerte bislang mehrere Stunden oder Tage.
Die führende europäische Terminbörse Eurex und ihre für die Abwicklung und Absicherung von Derivatetransaktionen zuständige Clearing-Tochter haben zusammen mit dem Fintech HQLAx eine Lösung entwickelt, um diese Wertpapiere innerhalb weniger Minuten rechtssicher zu bewegen. Möglich sei dies über eine sogenannte Distributed-Ledger-Technologie (kurz: DLT). Das ist eine Technik, die auf einer Datenbank aufbaut, in der Transaktionen transparent und sicher dezentral gespeichert werden.
Clearingstellen beklagen fragmentierten Markt
Das Problem für die Clearingstellen (und damit auch für die Händler) besteht aktuell darin, dass der Markt für diese Wertpapiere sehr fragmentiert ist. Die Papiere können in der ganzen Welt verstreut bei sogenannten Custodians liegen. Das sind Verwahrstellen, die diese Vermögenswerte für Kunden aufbewahren. Sofern die Clearingstelle keine direkte Verbindung zu diesem Verwahrer unterhält (was für die Clearingstellen aufwendig und teuer ist), kostet es Marktteilnehmer über sogenanntes Cross Custodian Settlement bislang viel Zeit und Geld, um diese Wertpapiere beispielsweise bei der Eurex Clearing als Sicherheit zu hinterlegen.
Die Distributed-Ledger-Technologie soll dieses Problem aus der Welt schaffen und das Geschäft schneller, effizienter und günstiger machen. Voraussetzung dafür ist, dass sich alle Marktteilnehmer an die Plattform von HQLAx anschließen. Das ist aktuell noch nicht der Fall. Die Deutsche Börse gab nun bekannt, dass mit der US-Investmentbank J.P. Morgan der erste Kunde live geschaltet sei und als Pionier eine Transaktion mit seinem niederländischen Kunden, dem Pensionsfonds PGGM, über die Plattform durchgeführt habe. Mehrere Clearing-Teilnehmer befänden sich derzeit im Anbindungsprozess.
Globaler Collateral-Markt wächst auf über 25 Bill. Euro
Der Unterschied zu anderen am Markt existierenden digitalen Lösungen bestehe laut Deutscher Börse darin, dass die von HQLAx verwendete DLT-Technologie ohne eine sogenannte Tokenisierung auskomme. Tokenisierte Wertpapiere sind digitale Nachbildungen eines traditionellen Wertpapiers. Der Nachteil von Wertpapier-Token sei der Deutschen Börse zufolge, dass dadurch die Art oder die Rechtsnatur des Wertpapiers verändert werde. Bei der DLT-Lösung von HQLAx hingegen werde das ursprüngliche Wertpapier nicht verändert.
Die Deutsche Börse sieht in der Technologie großes Innovationspotenzial. Zum geplanten Volumen, das über die neue DLT-Plattform laufen soll, wollte sich die Deutsche Börse ebenso wenig äußern wie zu der konkreten Kostenersparnis. Theoretisch ist das Marktpotenzial allerdings gigantisch. Eurex Clearing selbst verwaltet Wertpapiersicherheiten in Höhe von 65 Mrd. Euro. Das beinhalte zu hinterlegende Margins sowie Sicherheiten im Rahmen des Default Funds, auf die das neue Angebot abziele. Den weltweiten Collateral-Markt bezifferte Finadium Anfang 2024 auf mehr als 25 Bill. Euro. Der Großteil davon entfällt auf Repo-Geschäfte. Weitere 2,5 Bill. Euro auf Wertpapierleihen und weitere 1,3 Bill. Euro auf außerbörslich gehandelte OTC-Derivate.