Deutsche Börse baut Mifid-Reporting-Tool auf

Handelsplatzbetreiber setzt auf frühe Tests - Transaktionsregister RegisTR meldet Daten an die Aufseher

Deutsche Börse baut Mifid-Reporting-Tool auf

Das Meldewesen wird zunehmend komplex. Mehr und mehr Regelwerke verpflichten die Finanzbranche, bisweilen sogar in Echtzeit Transaktionen und auch andere Daten zu veröffentlichen oder an die Aufsichtsbehörden zu reporten. Das erschließt Anbietern wie der Deutschen Börse neue Geschäftschancen.Von Grit Beecken, FrankfurtAllen regulatorischen Unsicherheiten zum Trotz bastelt die Deutsche Börse bereits an einem Meldewesentool, das ihre Kunden beim Reporting unter der überarbeiteten Finanzmarktrichtlinie Mifid II und der dazugehörigen Verordnung Mifir unterstützen soll. Die beiden Regelwerke erlegen Marktteilnehmern neue und weitreichende Pflichten auf – die weit über die bereits bestehenden Meldeanforderungen im Aktiengeschäft hinausgehen.Wie diese im Detail aussehen werden, ist allerdings unklar, weil der Gesetzgeber noch an den delegierten Rechtsakten der Gesetze arbeitet. Da beide aber im Januar 2017 in Kraft treten, hat die Deutsche Börse bereits mit den Arbeiten begonnen. Konkret werkelt sie derzeit an zwei Angeboten: Der Mifid II Transaction Reporting Service soll es ermöglichen, relevante Daten wie den ausführenden Händler oder den Grund für das Ausführen einer Transaktion an die zuständigen Aufsichtsbehörden zu übermitteln.Das andere heißt OTC Trade Reporting Service. “Unter Mifid II sind Marktteilnehmer verpflichtet, ihre OTC-Trades der Öffentlichkeit zugänglich zu machen”, sagte Georg Groß, Head of Information, Deutsche Börse Market Data and Services, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Und das soll in Echtzeit geschehen. Der Handelsplatzbetreiber will sein bestehendes Real-Time-Verteilungsnetzwerk daher künftig auch für OTC-Trade-Reports nutzen. Dabei schicken die Kunden ihre Informationen an die Börse, die dort zunächst geprüft und der Öffentlichkeit dann über das Verteilungsnetz der Deutschen Börse zur Verfügung gestellt werden sollen. Umfassende Lösung gesucht”Wir gehen davon aus, dass Kunden eine umfassende Lösung von einem Anbieter haben wollen – und zwar für den gesamten Regulierungsumfang und alle Finanzinstrumente”, sagte Groß weiter. Schließlich verlangen nicht nur Mifid II und Mifir ausführliche Berichte, sondern auch die Derivateverordnung Emir, die geplante Verordnung über Wertpapierfinanzierungstransaktionen SFTR, die geplante Geldmarktstatistik der Europäischen Zentralbank und so weiter und so fort. Unter ihnen muss bisweilen ein und dasselbe Geschäft unterschiedlich reportet werden. Besonders für kleinere Marktteilnehmer ist das kaum noch zu stemmen.”Regulierung ist auch ein Kostenthema, und die Kunden wollen ein Rundum-sorglos-Paket”, so Groß. “Über uns können sie das regulatorische Reporting und damit auch einen Teil ihres Risikos auslagern, denn bei fehlerhaften Meldungen drohen empfindliche Strafen.” Die Deutsche Börse will ihren Kunden schon bei deren Datenanlieferung sagen können, ob diese Daten korrekt sind. “Dafür bauen wir entsprechende Prüfmechanismen ein”, kündigte Groß an.Er und seine Kollegen beabsichtigen, ihren Kunden schon Anfang 2016 die Möglichkeit zu bieten, erste Mifid-II-Funktionalitäten auf Basis eines Piloten mit eigenen Daten testen zu können. “Da die regulatorischen Spezifikationen noch nicht zu 100 % final sind, handelt es sich dabei natürlich zunächst um eine frühe Testphase”, schränkte Groß ein. Aber: “Unsere Kunden können hier schon einmal frühzeitig prüfen, wie sich ihre Datenbasis zu den regulatorischen Anforderungen verhält.” Datenqualität steigtDas dürften viele Marktteilnehmer begrüßen. Denn der Start des Meldewesens unter der Emir sorgte Anfang 2014 zunächst für ein enormes Chaos. Das lag zum einen daran, dass die Verordnung mit sehr heißer Nadel gestrickt war, und war zum anderen dadurch begründet, dass sich viele Marktteilnehmer nicht frühzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereitet hatten. Noch heute ist die Qualität der gemeldeten Daten unzureichend. “Seit der Implementierung der Emir beobachten wir, dass die Qualität der Daten in gewissem Maße steigt”, sagt John Kernan, Senior Vice President beim Transaktionsregister RegisTR. Das liege auch daran, dass mehr und mehr Marktteilnehmer einen Legal Entity Identifier haben, der sie eindeutig identifiziert. Allerdings bleibt das Emir-Meldewesen eine Baustelle, weil die Aufseher derzeit an den Reportinganforderungen herumschrauben. RegisTR ist ein Joint Venture der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream mit Iberclear und wird die operative Datenübermittlung des neuen Reportingangebots übernehmen.Aufseher und Marktteilnehmer hoffen, dass sich das Debakel beim Mifid-Reporting nicht wiederholt. Erstere schalten sich aktiv in die Reportingfrage ein: Unternehmen, die wie die Deutsche Börse ein Reportingangebot starten, müssen zugelassen werden. Für das Transaction Reporting ist ein “Authorised Reporting Mechanism” (ARM) notwendig, für das Trade Reporting ein “Approved Publication Arrangement” (APA). “APA- und ARM-Status müssen bei den nationalen Aufsichtsbehörden beantragt werden”, sagt Groß. Dabei reiche die Zulassung eines Anbieters bei seiner nationalen Aufsicht, um den Service europaweit anbieten zu können.Doch auch an dieser Stelle sind die Rahmenbedingungen noch nicht gesetzt. “Die Antragstellung ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich, wir rechnen damit, dass es spätestens Mitte 2016 losgehen wird”, so Groß. “Die Details des Zulassungsverfahrens sind noch nicht finalisiert. Wir gehen aber davon aus, dass dieses sehr umfangreich sein wird. Die Aufsichtsbehörden prüfen unter anderem das technische und organisatorische Set-up des Anbieters.” Mehrere Anbieter am MarktNeben der Deutschen Börse und RegisTR wollen auch die London Stock Exchange Group (LSEG) und Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) ihren Kunden unter Mifid II Reportingangebote unterbreiten. Die beiden Unternehmen stellen ihnen den Zugang zu einer Reportingfazilität bereit. Die Meldungen werden die bereits bestehenden Reportings unter der Derivateverordnung Emir ergänzen. Künftig soll auch bei diesem Angebot eine Meldung reichen, damit die Kunden ihre Pflichten unter beiden Gesetzen erfüllen. Die Meldungen laufen über das Transaktionsregister UnaVista, zu dem DTCC-Kunden Zugang erhalten.Die Deutsche Börse rechne beim Reporting mit weiterer Konkurrenz, sagte Groß. Die großen Marktinfrastrukturunternehmen dürften an Lösungen arbeiten, kleinere Anbieter könnten sich auf einzelne Marktsegmente konzentrieren.