Halbjahreszahlen

Deutsche Pfandbrief­bank auf Kurs zur Jahres­­prognose

Der Zinsanstieg hat den Immobilienmarkt auf den Kopf gestellt. Die Deutsche Pfandbriefbank ist dennoch zuversichtlich, ihr Gewinnziel 2022 zu erreichen. Aber das Neugeschäft droht schwächer zu werden.

Deutsche Pfandbrief­bank auf Kurs zur Jahres­­prognose

mic München

Die Deutsche Pfandbriefbank hält trotz eingetrübter Stimmung unter Immobilieninvestoren an ihrer Prognose für das laufende Jahr fest. Das Ergebnis habe sich auch im zweiten Quartal als sehr stabil erwiesen, strich Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand Andreas Arndt bei der Vorlage der Halbjahreszahlen heraus. Nur aufgrund sinkender Vorfälligkeitsentschädigungen – angesichts des Zinsanstiegs zahlen weniger Investoren ihre Darlehen vor der Fälligkeit zurück – sank der Gewinn vor Steuern um 7 Mill. Euro auf 107 Mill. Euro. Damit ist die Deutsche Pfandbriefbank solide auf Kurs, ihr Ziel eines Vorsteuerergebnisses von 200 bis 220 Mill. Euro zu erreichen. Im Vorjahr waren es 242 Mill. Euro gewesen.

Attentismus der Investoren

Arndt betonte jedoch, die Trans­aktionsvolumina für gewerbliche Immobilien seien im zweiten Quartal gesunken und gingen im Gesamtmarkt auch weiterhin zurück. Dies sei das typische Phänomen eines Krisenmarktes: „Das heißt: allgemeine Zurückhaltung.“ Dabei spielten die steigenden Zinsen eine Rolle. Es mache sich ein gewisser Attentismus breit, weil die Investoren beobachteten, wie sich die Preise im Markt entwickelten. Wenn Transaktionen dennoch zustande kämen, sänken die Preise. Es werde überprüft, ob überhaupt investiert werden solle: „Angesichts abnehmender Marktdynamik erwarten wir realistischerweise ein Neugeschäft eher am unteren Rand unserer Guidance.“

Im zweiten Quartal hat die Deutsche Pfandbriefbank ihr Neugeschäft von 1,6 Mrd. Euro auf 2,2 Mrd. Euro erhöht, so dass im Halbjahr 4,3 Mrd. Euro platziert wurden. Im Gesamtjahr wird nach 9,1 Mrd. Euro im Jahr 2021 eine Spannbreite von 9,5 bis 10,5 Mrd. Euro anvisiert. Damit sei ein nicht unerheblicher Weg noch zu gehen, betonte Arndt. Zwar sagte er: „Wir sind relativ zuversichtlich, was die Zahlen zum dritten Quartal betrifft.“ Aber die große Unbekannte sei die geopolitische Lage und die Frage, ob es im vierten Quartal ein Abgleiten in eine Rezession geben werde.

Die Deutsche Pfandbriefbank sieht Arndt auf eine zunehmend schwierigere Marktsituation gut vorbereitet. Die Kreditstandards seien risikokonservativ, die Kapitalbasis sei stabil, und die Vorsorgelevels seien hoch: „Auf dieser Basis haben wir uns wetterfest gemacht.“ Angesichts des Umfelds seien modellhafte Abschätzungen für die Vorsorge ein zunehmend schwieriges Geschäft. Es komme noch mehr auf einen geordneten Ansatz an: sich auf das Prime-Segment in den Kernmärkten konzentrieren, mit guten Sponsoren unterwegs sein, eine konservative Beleihungspolitik verfolgen und das Geschäft selektiv auswählen.

Vorsorge in Großbritannien

Im zweiten Quartal verbuchte die Pfandbriefbank lediglich eine Risikovorsorge von 1 Mill. Euro. Hinter der verschwindend geringen Zahl verbergen sich jedoch größere Bewegungen. 16 Mill. Euro legte die Bank für britische Einkaufszentren zurück, für die schon in Vorquartalen Vorsorge getroffen worden war. Seine Hoffnung sei gewesen, dass mit dem Abklingen der Corona-Randbedingungen das Thema beendet sei, sagte Arndt. Nun habe sich aber die wirtschaftliche Situation verschärft. In einem Fall habe der Investor ein Kaufangebot vorliegen, das unter der bisherigen Werteinschätzung der Bank liege. In einem zweiten Fall nehme die Kaufkraft im Umfeld des Shoppingcenters ab. Aber alle anderen Einkaufszentren im Vereinigten Königreich und in Deutschland seien nicht betroffen, betonte Arndt.

Auf der anderen Seite löste die Bank pauschale Risikovorsorge im Volumen von 15 Mill. Euro auf. Parameter wie die Arbeitslosenquote und Immobilienpreise hätten sich besser entwickelt als ursprünglich unterstellt, sagte Arndt: „Stattdessen verlagern und verschärfen sich die Risikoannahmen­ realistischerweise mehr in die Jahre 2023 und 2024.“ Die Zusatzvorsorge, die das Management früher wegen der Coronalage verordnet hatte, blieb mit 42 Mill. Euro stabil. Das sogenannte Management Overlay berücksichtige nun das Risiko einer Stagflation, sagte Arndt.

Ende Juni betrage die Coverage Ratio auf das gewerbliche Immobiliengeschäft 125 Basispunkte, und der Bestand der Risikovorsorge addiere sich auf 380 Mill. Euro, sagte Arndt. Ende 2019 seien es rund 100 Mill. Euro gewesen. Daran könne man ermessen, welche Strecke die Bank gegangen sei, so Arndt.

Einlagen von Privaten gefragt

Im zweiten Quartal erzielte die Bank ein kaum verändertes Zins- und Provisionsergebnis von 121 Mill. Euro, so dass die Erträge auch im Halbjahr nur geringfügig zurückgingen. Im deutlich sinkenden Realisationsergebnis wirke sich aus, dass Immobilieninvestoren angesichts deutlich gestiegener Zinsen zurückhaltender seien mit der vorzeitigen Ablösung von Darlehen, sagte Arndt.

Die Einlagen von Privatkunden seien seit Jahresbeginn um 300 Mill. Euro auf 3,4 Mrd. Euro gesteigert worden, erklärte Arndt: „Wir beabsichtigen, dies weiter auszubauen.“ Damit solle ein Teil der Refinanzierung deutlich kostengünstiger ein­gekauft werden. Allerdings werde die Pfandbriefbank von den steigenden Zinsen weniger profitieren, als dies Institute mit einem hohen Bestand an Sichteinlagen täten. Die Pfandbriefbank ist auf Festgelder spezialisiert.

Deutsche Pfandbriefbank
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss242246
Provisionsüberschuss35
Fair-Value-Bewertung142
Realisationsergebnis1038
Kreditrisikovorsorge1933
Verwaltungsaufwand106102
Ergebnis vor Steuern107114
Nettoergebnis9197
Bilanzsumme (Mrd.)5559
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