Portfoliomanagement

Deutsche Fonds in Männerhand

Die Fondsbranche schafft es kaum, den geringen Frauenanteil im Portfoliomanagement zu heben. Deutschland liegt mit 6% international weit hinten. Bewerberinnen sind in der Zunft rar.

Deutsche Fonds in Männerhand

jsc Frankfurt

Deutsche Investmentfonds werden nur selten von Frauen verantwortet: Während in Hongkong und Taiwan, Spanien und Italien bereits etwas häufiger weibliche Fachkräfte im Portfoliomanagement zu finden sind, liegt der Fondsstandort Deutschland mit einem Anteil von 6% im internationalen Vergleich weit hinten, wie der Fondsdatendienst Citywire im diesjährigen Bericht „Alpha Female“ festhält.

Während die großen Fondsmärkte USA und Großbritannien sehr nah am globalen Durchschnitt von 12% rangierten, bleibe Deutschland unter den großen Fondsmärkten Schlusslicht, kritisiert der Bericht. Zwar steige der Anteil der Frauen in der Branche nun etwas schneller, doch würde bei aktueller Geschwindigkeit global noch immer ungefähr ein halbes Jahrhundert vergehen, ehe ein paritätisches Verhältnis erreicht sei. „Die Vermögensverwaltung hat noch einen sehr langen Weg vor sich.“ Auch ist das Volumen, das Männer verantworten, mit durchschnittlich 664 Mill. Euro deutlich höher als das verwaltete Vermögen ihrer Kolleginnen, die im Durchschnitt einen Bestand von 475 Mill. Euro steuern.

„Branche hat Imageproblem“

Ein wesentliches Problem der Branche sei, dass Frauen nur selten einen Berufseinstieg im Fondsgeschäft anstrebten, sagt Anne Connelly, Geschäftsführerin der Berufsinitiative Fondsfrauen. Obwohl die Branche auf dem Arbeitsmarkt aufgeschlossen für Bewerberinnen sei und ihnen Aufstiegschancen böte, sei sie für viele Frauen nicht interessant. Denn der hohe Anteil von Männern und die damit vermutete Firmenkultur schrecke Bewerberinnen ab. Auch gelte die Fondsbranche als unethisch und werde mit anderen Zweigen der Finanzwirtschaft in einen Topf geworfen. „Die Branche hat ein Imageproblem“, sagt Connelly.

Die hohen Gehälter der Zunft lockten wiederum tendenziell Männer an. In Deutschland sei zudem spürbar, dass der Umgang mit Geld und Zahlen häufiger als Aufgabe von Männern aufgefasst werde. Spanien, einige asiatische Länder sowie der ehemalige Ostblock seien in dieser Hinsicht kulturell anders geprägt, vermutet Connelly. Der Einstieg in einen Geldberuf komme für Frauen im Ausland daher häufiger in Frage als in Deutschland.

Insgesamt hat Citywire mehr als 25000 aktiv verwaltete Fonds sowie die verantwortlichen Personen erfasst. Der Ländervergleich ist allerdings unvollständig, da ein Viertel aller Fonds an den internationalen Standorten Luxemburg und Irland aufgelegt worden sind. In der Statistik sind die Vehikel damit nicht den Ländern zugeordnet, wo sie in der Praxis zum Einsatz kommen.