bg – Man kommt aus dem Staunen kaum raus, wie schnell sich die Dinge verselbständigen, sobald ein Marktteilnehmer das Reizwort “Wirecard” in die fragmentierte Kapitalmarktkommunikation einbringt. Dass Botschaften über Social-Media-Kanäle in die Welt gesetzt werden, ist gar kein so neues Phänomen – man denke nur an Elon Musks eigentlich ad-hoc-pflichtige Twitter-Nachrichten. Dass nun aber anonym verfasste Berichte Verbreitung finden, die eindeutig zum Ziel haben, einem Unternehmen wie Northern Data zu schaden, und dies unmittelbar einen Kurssturz bewirkt, das hat eine neue Qualität.Diese Wirkung war nur möglich, weil Northern Data in den Anschuldigungen als nächster deutscher Tech-Betrug nach Wirecard an den Pranger gestellt wurde. Dies hat bei einem internationalen Publikum schnell Gehör gefunden, das aufgrund der Wirecard-Story empfänglich ist für Warnungen vor dem nächsten bösen deutschen Wolf – wenn das so weitergeht, manifestiert sich hier ein deutscher Tech-Malus am Kapitalmarkt.Zudem ist das Geschäftsfeld Kryptobranche anfällig für Spekulanten und üble Nachrede. Die Bewertungen im Bitcoin-Mining-Sektor sind gefallen – und da bewies der Ankläger “Kenneth Lu” schon ein gutes Näschen, als er bei Bitmain zur Vorsicht riet. Aber da war er keineswegs allein – und Bitmain wurde nicht nur Opfer des Preisabschwungs von Bitcoin, sondern auch von hausgemachten Problemen. Northern Data ist nicht direkt abhängig vom Bitcoin-Preis – die Kunden erhalten Bitcoin und spekulieren damit auf eigene Rechnung. Und dafür sehen sie sich mit den von Northern Data in Rechnung gestellten Kosten offenbar gut aufgestellt. Alles andere ist Spekulation.