Finanzplatz Frankfurt

Deutschland rührt Werbetrommel für Anti-Geldwäsche-Behörde

Nachdem die EU-Bankenaufsicht EBA nach dem Brexit nicht von London nach Frankfurt kam, will Deutschland diesmal rechtzeitig die Hand heben. Die Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA soll an den Main, fordern Bund, Hessen und die Stadt Frankfurt.

Deutschland rührt Werbetrommel für Anti-Geldwäsche-Behörde

Von Angela Wefers, Berlin

Im Schönheitswettbewerb um den Sitz der neuen europäische Behörde zur Geldwäschebekämpfung AMLA (Anti-Money Laundering Authority) geht Deutschland in die Offensive. Auf der frisch freigeschalteten Webseite „amla-frankfurt.eu“ werben Bundesregierung, die hessische Landesregierung und die Stadt selbst für Frankfurt als Heimat für die neue Behörde. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lässt sich zitieren: „Eine starke AMLA braucht auch einen starken, glaubwürdigen und nachhaltigen Standort.“ Und fügt selbstbewusst hinzu: „Als wichtigster Finanzplatz Kontinentaleuropas ist Frankfurt am Main hierfür der richtige Ort – insbesondere um den Erfolg der AMLA vom ersten Tag an sicherzustellen.“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) preist die Vorzüge Frankfurts als Finanzstandort an: geballte Aufsichtskompetenz, räumliche Nähe zu verschiedenen Kreditinstituten – und ein großes Angebot von Büroimmobilien. Stadträtin Stephanie Wüst (FDP) stellt die guten Bedingungen für die Beschäftigten wie bezahlbares Wohnen für Familien, ein breites Angebot internationaler Schulen, hochwertige Gesundheitsversorgung und das internationale Flair ins Schaufenster. Auch die Umgebung der Mainmetropole muss herhalten. Schließlich will man am Wochenende mal ins Grüne.

Deutschland ist früh dran im Werben um eine EU-Behörde – diesmal. Das offizielle Verfahren ist in Brüssel noch nicht gestartet worden. Die Kriterien für den Sitz der Behörde sind bislang nicht festgeschrieben. Interesse, die AMLA für sich zu gewinnen, zeigen auch Paris, Wien, Madrid, Luxemburg und Vilnius.

Fehler der Vergangenheit in Bewerbungsverfahren haben dabei womöglich Heilsames bewirkt. Schon beim Brexit wunderten sich die Akteure am Finanzstandort Frankfurt. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron wiederum bemühte sich höchstselbst darum, Kreditinstitute und Finanzdienstleisterm auf ihrem Weg nach Kontinentaleuropa für Paris zu begeistern, während die Unterstützung Berlins für Frankfurt eher lau ausfiel. Im Bewerbungsverfahren um die EU-Bankenaufsicht EBA, die London nach dem Brexit verlassen musste, ging sogar die Vermutung um, der deutsche Vertreter (des Auswärtigen Amtes) habe mit seinem Abstimmungsverhalten Frankfurt als Sitz vereitelt.

Die neue Bundesregierung und allen voran das Bundesfinanzministerium demonstrieren jedenfalls in Sachen AMLA öffentlich Rückendeckung für Frankfurt. Deutschlands Bewerbung für Frankfurt werde seit August 2021 als gemeinsames Projekt des Bundes, des Landes Hessen sowie der Stadt Frankfurt unter Federführung des Bundesministeriums der Finanzen vorbereitet, wird in Berlin betont. Frankfurt sei nicht nur „der größte und wichtigste Finanzplatz Kontinentaleuropas“, sondern biete gerade durch die Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB) „den entscheidenden Faktor für den Erfolg der AMLA“.

Testimonials aus der internationalen Bankenszene in Frankfurt sind auch schon gewonnen: von J.P. Morgan über Goldman Sachs bis zur UBS. Der Vorsitzende der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA, Gabriel Bernardino, zeigt sich überzeugt von Frankfurt: gastfreundlich, multikulturell und mit angesehenen Regulierungsbehörden. „Ich kann die Stadt nur empfehlen.“ Er weiß, wovon er spricht.

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