Die Commerzbank bereinigt ihre IT

In drei Jahren soll es im Privatkundengeschäft eine einheitliche Plattform geben - Bank überarbeitet Konzept der Cityfiliale

Die Commerzbank bereinigt ihre IT

Die Commerzbank führt in ihrem Privatkundengeschäft eine einheitliche IT-Plattform ein. Zudem investiert sie auf breiter Front in Flagship-Filialen. Ihr Konzept der Cityfiliale dagegen überarbeitet sie.bn Frankfurt – Die Commerzbank will in den kommenden drei Jahren ihr gesamtes Privatkundengeschäft auf eine einheitliche IT-Plattform heben und andere anwendernahe Schichten (Front End) in ihrer IT sukzessive abschalten. Im Ergebnis soll es dann keine Rolle mehr spielen, ob ein Nutzer eine Filiale oder die Website der Bank bzw. von deren Tochter Comdirect besucht oder Mobile Banking nutzt, da jegliche Informationen auf einer Plattform “Cross Channel Banking” zusammengeführt werden. Diesen Übergang lässt sich das Institut, dessen Privatkundengeschäft derzeit unterschiedliche Vertriebswege mit jeweils eigenen Systemen kennt, rund 200 Mill. Euro kosten, wie Michael Mandel, seit Anfang Mai Privatkundenvorstand, am Donnerstag sagte.Zu den mit der neuen Struktur verbundenen Einsparungen infolge reduzierter Komplexität im operativen Ablauf äußerte er sich nicht konkret. Im Vordergrund stehe der Aufbau einer einheitlichen Multikanalbank, sagte er. Dies sei eine Wachstums- und weniger eine Kosteninitiative. Erste Überlegungen zu einer Privatkundenstrategie für das Jahr 2020, in deren Zuge die Bank im Privatkundengeschäft zudem die Zahl ihrer Produkte glatt halbieren, ihre Kosten von rund 3 Mrd. Euro insgesamt einfrieren und Papier weitgehend verbannen will, hatte Mandel im vergangenen Jahr im Gespräch mit der Börsen-Zeitung öffentlich gemacht (vgl. BZ vom 28. Mai 2015). “Operativ wird es in den nächsten fünf Jahren um Kostenmanagement gehen”, erklärte er am Donnerstag.Im Rahmen eines “Werkstattgesprächs” wartete der Manager zugleich mit weiteren Details der Strategie im Privatkundengeschäft auf. So will die Bank das Konzept ihrer auf Service-Funktionen beschränkten Cityfilialen noch einmal überarbeiten, nachdem die entsprechenden Pilotfilialen weniger gut ankamen als erwartet. Mandel: “Die gute Nachricht ist: Wir haben viel gelernt. Die schlechte Nachricht: Es funktioniert so nicht.” Der Privatkundenvorstand hofft, das neue Konzept nach Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern bis Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2017, auf die Beine zu stellen. Angesichts einer als positiv bezeichneten Resonanz auf entsprechende Pilotprojekte in Berlin und Stuttgart hat der Vorstand der Bank unterdessen beschlossen, bundesweit 65 bis 100 sogenannte Flagship-Filialen einzurichten. Die Filialen in Berlin und Stuttgart haben den Angaben zufolge zwischen 2013 und 2015 die Zahl ihrer Filialbesuche um 55 %, ihren Bruttozugang von Beratungskunden um 31 % und ihren Rohertrag um insgesamt 9 %, und zwar auf 21,5 Mill. Euro, gesteigert. Die nächsten Filialen, für die Mandel im Mittel einen Investitionsaufwand von jeweils rund 1 Mill. Euro einkalkuliert, sollen demnach in Bochum, Bremen und Hannover entstehen. Positiv reagierten die Kunden der Bank zufolge auf erweiterte Öffnungszeiten sowie die Ausstattung der aufgewerteten Filialen, dagegen stieß etwa das Konzept einer Videokasse sowie Karte2Go, ein Angebot umgehend geprägter Karten, auf schwache Resonanz. “Alles, was wir Banker toll finden, hat nicht funktioniert”, erklärte Mandel. Er zeigte sich zuversichtlich, das Ziel, bis Ende 2016 gegenüber 2012 netto 1 Mill. Neukunden zu gewinnen, zu erreichen. Bis Ende April waren es 900 000, seit Jahresbeginn 81 000.Bei der Entwicklung neuer Kundenangebote greift die Bank neuerdings auf die hundertprozentige Tochter “Neugelb” zurück. Das derzeit zwölf Mitarbeiter zählende Start-up soll die sogenannte Customer Journey erleichtern und verbessern, Entwicklungszyklen beschleunigen und auf längere Sicht auch für Aufträge außerhalb des Konzerns offen sein. “Wir wollen keine Außenstelle unserer IT-Abteilung”, betonte Mandel. Konkret kündigte Ole Franke, Bereichsleiter Direct Banking bei der Commerzbank, fürs vierte Quartal eine neue Mobile-Banking-App an, mit der Kunden jeweils in weniger als zehn Sekunden die drei häufigsten Funktionen des Mobile Banking ausführen können: den Kontostand ohne Login prüfen, Überweisungen tätigen sowie eine Filiale finden. Geplant ist ebenfalls, die Dauer der digitalen Eröffnung eines Girokontos auf zehn Minuten zu verkürzen.