GesprächTim Zölitz, Crypto Risk Metrics

„Die Dynamik ist anhaltend prima“

Kleines Startup, große Wirkung: Crypto Risk Metrics aus Hamburg dominiert den Markt für ESG-Daten von Krypto-Produkten in Europa. Mit Whitepapers als Krypto-Wertpapierprospekt geht CEO Tim Zölitz zudem ein neues Geschäftsfeld an.

„Die Dynamik ist anhaltend prima“

Im Gespräch: Tim Zölitz

Mit ESG-Compliance erfolgreich

Der CEO von Crypto Risk Metrics hat sein Startup auch ohne Venture-Geld in eine erstaunlich gute Marktposition gebracht

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Kleines Startup, große Wirkung: Crypto Risk Metrics dominiert den Markt für ESG-Krypto-Daten. Mit Whitepapers als Krypto-Wertpapierprospekt geht CEO Tim Zölitz ein neues Geschäftsfeld an. „Wir haben jede Woche einen Neukunden und die große Welle klassischer Finanzinstitute kommt ja erst noch.“

Kaum ein zweites deutsches Startup ist so elegant in eine durch Regulierung entstehende Marktlücke geschlüpft wie die Hamburger Crypto Risk Metrics. Entstanden aus der Keimzelle DLC Distributed Ledger Consulting von Szenegröße Sven Hildebrandt machte sich Gründer und CEO Tim Zölitz ab 2021 auf, den grundsätzlichen Gedanken zur Schaffung einer Software für das Risikomanagement von Krypto-Produkten zu verwirklichen. „Ab 2023 kamen dann erste Themen aus der entstehenden MiCAR-Regulierung für den Sektor auf und es war klar, dass alle Anbieter Compliance dazu herstellen müssen. Damit bestand für uns der Fokus auf regulierte Finanzinstitute – und es kristallisierte sich heraus, dass es unter anderem bei ESG-Daten einen großen Bedarf geben wird“, so Tim Zölitz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Verpflichtendes ESG-Reporting

Heute ist Crypto Risk Metrics mit über 30 Kunden in ganz Europa der Platzhirsch für ESG-Daten von Krypto-Produkten. Neben klassischen Marktteilnehmern wie Clearstream, der zur Deutschen Börse gehörenden Crypto Finance (Deutschland) GmbH und der DWP Bank zählen auch krypto-native Anbieter wie Bitstamp, Bitpanda und seit kurzem auch Coinbase zum Kundenstamm der Hanseaten. Hintergrund für die rasante Geschäftsentwicklung ist der Umstand, dass alle Crypto Asset Service Provider (CASP) seit Anfang 2025 verpflichtet sind, Nachhaltigkeitskennzahlen zu den von ihnen angebotenen Kryptowährungen zu veröffentlichen. Wer das unterlässt, wie es zum Beispiel in den Niederlanden geschehen war, der erhält dann von der über das Regelwerk wachenden Regulierungsbehörde eine freundliche Erinnerung, das doch bitte nachzuholen.

Gründerdrang mit Verzögerung ausgelebt

Da ist Tim Zölitz dann zur Stelle mit Crypto Risk Metrics. Sein Weg in die Krypto-Branche hatte 2016/17 begonnen, als der heute 26-Jährige zum Ende der Schulzeit erstmals in das Thema reinschnupperte und da schon für sich selbst einen gewissen Gründerdrang feststellte. Er bog dann aber erstmal Richtung Universität ab (Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik), blieb dem Thema aber über einen Verein sowie mit Vorträgen treu. 2019 erfolgte die erste eigene Gründung: „Das war eine Tokenisierung-Plattform. Aber dafür war damals noch keine Marktreife vorhanden.“

Über bootstrapping finanziert

Die Möglichkeit des Scheiterns gehört für Leute mit Gründerblut einfach dazu, es ist Teil der Lernkurve. Bei Crypto Risk Metrics entwickelte sich die Story so, dass man sich bis heute über bootstrapping finanziert, also aus eigenen Mitteln und was man aus der Innenfinanzierung des Startups entwickelt. „Wir sind ein etwas sonderbares Startup, wenn man das so sagen kann. Regulatory Compliance ist halt irgendwie unsexy, dafür operieren wir bereits jetzt profitabel und haben kürzlich unseren besten Monat seit Gründung in die Bücher schreiben können.“

„Heute können wir beweisen, dass wir Umsatzwachstum im teils dreistelligen Prozentbereich bei moderatem Kostenzuwachs und bereits vorhandener Profitabilität erzielen können, also etwas, was man bei anderen Startups meist nur auf Folien für die Zukunft sieht.“

Vor zwei Jahren habe man auch mal den VC-Markt mal getestet, um eine Hausnummer für die Bewertung zu sehen. „Damals hat aber noch keiner verstanden, was wir in diesem zugegebenermaßen sehr speziellen Bereich tun, und wie sich das Thema entwickeln wird. Heute können wir beweisen, dass wir Umsatzwachstum im teils dreistelligen Prozentbereich bei moderatem Kostenzuwachs und bereits vorhandener Profitabilität erzielen können, also etwas, was man bei anderen Startups meist nur auf Folien für die Zukunft sieht. Perspektivisch können wir uns schon vorstellen, einen strategischen Partner mit hereinzunehmen und hatten auch schon entsprechende Anfragen.“

Whitepapers sind nahezu analog zu einem Wertpapierprospekt

Tim Zölitz denkt bei weiteren Produkten im Universum von Crypto Risk Metrics an ETPs und ETFs auf Kryptowerte. Was die Hamburger frisch an den Markt gebracht haben, ist das Erstellen von Whitepapers. Wobei Whitepapers im Wertpapier-Kontext mehr sind als es die klassische Verwendung nahelegt. „Aus der MiCAR heraus sind Whitepaper von der Begrifflichkeit her so angelegt, dass sie nahezu analog zu einem Wertpapierprospekt sind. Es gibt das komplette Programm mit detaillierten Feldvorgaben und Formaten. Und für Token Issuer sind diese Whitepapers eine Pflicht, die sie an uns auslagern können. Mit Coinbase haben wir da auch kürzlich einen ersten Großkunden begrüßen dürfen. Eine weitere, ebenfalls sehr bekannte Plattform werden wir demnächst verkünden.“

„Wir sind die einzigen weltweit, deren Whitepaper von einem deutschen Versicherer mit S&P Rating versichert werden können, der eine Deckung für Haftungsrisken bietet.“

Wobei es auch Token gibt, die nicht von einem (zentralen) Emittenten gesteuert werden, der für die Regulatorik greifbar wäre. Das sei bei Bitcoin der Fall oder auch bei Meme Coins, sagt Zölitz. Da sei es herausfordernd für die Plattformen, das Whitepaper selbst zu machen.

Schließlich würden hohe Anforderungen daran gestellt, sind solche Prospekte doch mit Managerhaftung sowie Monitoring-Pflichten verbunden. „Da kommen wir dann ins Spiel und erledigen alles bis hin zur Notifizierung bei der BaFin, auch für Assets, die zunächst nicht MiCAR-compliant sind. Zusammen mit der Kanzlei DLA Piper hatten wir die grundsätzlichen rechtlichen Anforderungen für Whitepaper Compliance definiert und analysiert und sind nun die einzigen weltweit, deren Whitepaper von einem deutschen Versicherer mit S&P Rating versichert werden können, der eine Deckung für Haftungsrisken bietet. Wir verdienen dann eine Lizenzgebühr für den Bezug des kompletten Whitepaper-Paketes.“

Beim Melania Trump Coin im Hintergrund für EU-Compliance gesorgt

Was Zölitz nur ganz leise erzählt: Crypto Risk Metrics hat auch die EU-Whitepaper für die Coins von Donald und Melania Trump erstellt. Die hatten bei erster Auflage in den USA für großes Volumen und starke Kurssteigerungen gesorgt. Seitdem hat sich die Lage um die Coins dieser Promis beruhigt. Die Kursverläufe von Token seien dabei für ihn nur von geringer Relevanz, sagt Zölitz. Was er aber verrät: Es seien zwei unterschiedliche Teams für die Coin-Aktivitäten des Präsidentenpaars tätig. Donald Trump ist ja bekanntlich mit World Liberty Financial verbunden, wo mit Zack Witkoff der Sohn des Russland-Sondergesandten Steve Witkoff die Geschäfte führt.

„Die Dynamik ist anhaltend prima. Wir haben derzeit jede Woche einen Neukunden und die große Welle der ganzen klassischen Finanzinstitute kommt ja erst noch.“

Bei Crypto Risk Metrics entwickelt sich das Geschäft stetig nach vorne. Neben den bereits erwähnten Wachstumszahlen sollte sich auch künftig eine gute Skalierung ergeben, wächst das Startup doch mit der Nutzung der Produkte sowie zunehmenden Assets, die sich in Handel und Verwahrung befinden. „Die Dynamik ist anhaltend prima. Wir haben derzeit jede Woche einen Neukunden und die große Welle der ganzen klassischen Finanzinstitute kommt ja erst noch.“