Immobilienmarkt

Die eigenen vier Wände verlieren an Attraktivität

Krieg und Inflation fordern ihren Tribut bei den Immobilienpreisen. Der Preisanstieg bei Häusern und Wohnungen schwächt sich deutlich ab.

Die eigenen vier Wände verlieren an Attraktivität

tl Frankfurt

Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden leben zu wollen, nimmt ab. Gleichzeitig flacht der Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland ab. Dies ergab die erneute Wohntraumstudie des Immobilienfinanzierers Interhyp bzw. der Hauspreis-Index (EPX) der Transaktionsplattform Europace.

Plus liegt unter 1 Prozent

Im Mai veränderte sich der Indexwert im Vergleich zum Vormonat bei neuen Ein- und Zweifamilienhäusern nur noch um 0,45% (im April waren es noch 1,37%), bei bestehenden Ein- und Zweifamilienhäusern waren es 0,2 (nach 0,43)%. Am schwächsten war der Anstieg bei Eigentumswohnungen mit 0,11 (0,78)%. Der Gesamtindex legte im Mai um 0,25 (0,86)% zu (s. Grafik). Basis des Hauspreis-Index EPX sind tatsächliche Immobilienfinanzierungstransaktionsdaten des Europace-Finanzierungsmarktplatzes.

Wie stark die Preisdynamik nachgelassen hat, zeigt der Blick auf die Veränderungsraten zum Vorjahresmonat. So legte der Gesamtindex EPX von Mai 2021 bis Mai 2022 um 12,73% zu, von April zu April waren es sogar 13,95%. „Der Hauspreisindex integriert die Entwicklung der letzten sechs Monate“, sagt Stefan Münter, Co-CEO und Vorstand von Europace. „Dabei wird ersichtlich, dass das starke Wachstum der Immobilienpreise deutlich abgenommen hat. Kurzfristig sehen wir erste Rückgänge. Die Zinsen steigen weiter, die 3-Prozent-Marke ist in vielen Laufzeiten erreicht. Und trotzdem bleibt eines: die hohe Nachfrage nach Wohneigentum.“

Das zeigt auch die Umfrage von Interhyp bei rund 2200 Personen. Allerdings zeigt sie eben auch, dass die Nachfrage angesichts steigender Zinsen und Baukosten etwas nachlässt. Das zeigte sich bereits im Februar, also noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, als die Umfrage durchgeführt wurde. Die Absicht, in den eigenen vier Wänden leben zu wollen, äußerten in der jüngsten Umfrage 68% der Befragten – ein Jahr zuvor waren es noch 72%. Dieser Prozentsatz dürfte angesichts des Krieges und seiner Folgen inzwischen noch weiter abgenommen haben.

Interessant ist auch, dass sich von 68% die Hälfte den Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung aus finanziellen Gründen nicht zutraut. Deutlicher Favorit ist der Klassiker frei stehendes Einfamilienhaus (64%) mit Garage (68%) und Garten (70%). Der ist günstiger auf dem Land, weshalb 57% im Umland bzw. Dorf leben wollen.

Wertberichtigt Seite 8