NOTIERT IN FRANKFURT

Die Engländer können kommen

Die Deutsche Bank nervt. Nicht nur ihre Aktionäre. Sondern auch Fußgänger, Rad- und Autofahrer in Frankfurt. Seit einer gefühlten Ewigkeit sorgt der Bau des neuen Handels- und Assetmanagementzentrums der Bank gegenüber ihrem Hauptsitz für einen...

Die Engländer können kommen

Die Deutsche Bank nervt. Nicht nur ihre Aktionäre. Sondern auch Fußgänger, Rad- und Autofahrer in Frankfurt. Seit einer gefühlten Ewigkeit sorgt der Bau des neuen Handels- und Assetmanagementzentrums der Bank gegenüber ihrem Hauptsitz für einen Dauerstau auf der Mainzer Landstraße, der Hauptverkehrsader ins Bankenviertel und in die Innenstadt. Die vor dem augenscheinlich weitgehend fertiggestellten Neubau penetrant gegen alle Verkehrsregeln haltenden Bau- und Speditionsfahrzeuge machen, gerne im Berufsverkehr, eine von zwei Fahrspuren dicht. Das reicht in unschöner Regelmäßigkeit für einen kilometerlangen Rückstau bis ans Autobahnende am westlichen Eingang zur Stadt. Wenn die Bank endlich mit ihrem Bau fertig ist, wird es aber nicht besser. Die nächsten Baustellen auf der Mainzer Landstraße sind längst errichtet oder in Planung. Die Stadtverwaltung kümmert das Verkehrschaos offenkundig nicht. Jedenfalls schafft niemand Abhilfe.Aber sehen wir es positiv: In der Mainmetropole wird gebaut, dass die Schwarte kracht. Wenn demnächst eine fünfstellige Zahl von Bankern und Börsianern ihren Arbeitsplatz von London nach Frankfurt verlagert: Am Fehlen geeigneter Gewerbeimmobilien soll es nicht scheitern. Was den Wohnungsmarkt angeht, könnte es etwas enger werden, aber auch insoweit herrscht kein Stillstand. Die hilfreiche Wikipedia-Liste führt derzeit sieben in Bau befindliche und sage und schreibe 30 weitere geplante Frankfurter Hochhäuser mit mindestens 60 Metern Höhe auf, darunter eine ganze Reihe von Wohntürmen, und die Aufzählung scheint nicht einmal vollständig zu sein. Andererseits enthält sie das eine oder andere Projekt, über das die Zeit hinweggegangen oder das zumindest nicht ganz aktuell ist, etwa den “Millennium Tower”, einen Wolkenkratzer mit fast 100 Stockwerken auf bis zu 369 Metern im Europaviertel in Nachbarschaft zum Messegelände. Planen wollte den weltweit höchsten Wohnturm übrigens kein Geringerer als Donald Trump, der nicht nur als US-Präsidentschaftskandidat, sondern auch als Immobilientycoon bekannt ist. Schon vor 14 Jahren sollte der Bau beginnen. Inzwischen ist davon nichts mehr zu hören.Umso realer ist ein “Flare of Frankfurt” genanntes Projekt, für das am Mittwoch auf dem ehemaligen Areal der “Frankfurter Rundschau” mitten in der City mit dem symbolischen Spatenstich der Baubeginn gefeiert wurde. Das Grundstück, angeblich “das letzte Filetstück der Innenstadt”, liegt einen Steinwurf von der Einkaufsmeile Zeil (die ihrerseits gerade zur Großbaustelle wird) entfernt. Bis Ende 2018 soll hier ein Komplex mit Flächen für Einzelhandel, Gastronomie, Hotel, Wohnen und ein Boardinghaus entstehen. Bis dahin werden sich vermutlich auch die vier neuen Türme am alten Standort des Investment-Banking-Zentrums der Deutschen Bank in den Himmel über Frankfurt recken.Die Engländer können also kommen. Londoner Preise würden für die Wohnungen in Frankfurt nicht verlangt, wurde am Mittwoch auf der Baustelle des “Flare” versichert.