Die Ertragsstützen der Postbank wackeln

Zins- und Provisionsüberschuss im Abwärtstrend - Sonderfaktoren bescheren Deutsche-Bank-Tochter Gewinnsprung im zweiten Quartal

Die Ertragsstützen der Postbank wackeln

Eine verminderte Risikovorsorge im Kreditgeschäft, ein deutlich verbessertes Ergebnis aus Finanzanlagen und nicht zuletzt ein positiver Steuereffekt haben das Nettoergebnis der Deutschen Postbank im zweiten Quartal binnen Jahresfrist springen lassen. Mit dem Zins- und Provisionsüberschuss aber sind die beiden größten Ertragskomponenten gesunken.bn Frankfurt – Sonderfaktoren haben der Deutschen Postbank im zweiten Quartal einen Gewinnsprung binnen Jahresfrist beschert. Operativ hat das Geschäft dagegen an Dynamik verloren.Wie die Deutsche-Bank-Tochter mitteilt, ist das Nachsteuerergebnis gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut die Hälfte oder 65 Mill. auf 190 Mill. Euro gesprungen. Dies geht allerdings weitgehend auf einen positiven Steuereffekt von 33 Mill. Euro zurück, hinter dem Auflösungen von Steuerrückstellungen stehen. Im zweiten Quartal 2012 war ein Steueraufwand von 37 Mill. vorausgegangen. Weniger RisikovorsorgeVor Steuern sank das Ergebnis binnen Jahresfrist um 5 Mill. auf 157 Mill. Euro, auch wenn es sich damit im Verlauf dieses Jahres erkennbar erholt hat (siehe Grafik). Im zweiten Quartal machte sich dabei neben einer um 40 Mill. Euro verminderten Risikovorsorge auch die Entkonsolidierung von US-Tochtergesellschaften, die an die Mutter Deutsche Bank verkauft wurden, mit ebenfalls rund 40 Mill. Euro positiv im Finanzanlageergebnis bemerkbar. Im Schlussquartal 2012 dagegen hatte ein forcierter Abbau strukturierter Kreditprodukte rund 100 Mill. Euro Ergebnis gekostet, und im dritten Quartal 2011 hatte der Schuldenschnitt in Griechenland Belastungen von rund 340 Mill. nach sich gezogen. Beide Male schrieb die Bank rote Zahlen. Ihr Nominal-Exposure gegenüber Kreditnehmern in Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien hat die Bank im ersten Halbjahr um 1,3 Mrd. auf 12 Mrd. Euro verringert, wie aus dem Risikobericht hervorgeht.Langfristig stehen die Erträge des Bonner Instituts unter Druck. Wie allerorten im Retail-Bankensektor drückt die ultralockere Geldpolitik den Zinsüberschuss, während die Scheu der Anleger vor Wertpapiergeschäften der Entwicklung des Provisionsüberschusses Grenzen setzt. Im zweiten Quartal ist der Zinsüberschuss der Postbank zum Vorjahreszeitraum um rund 8 % gefallen, der Provisionsüberschuss um etwa 3 %. Auf SchrumpfkursOhnehin bemüht sich die Bank, ihre Bilanzsumme zu schrumpfen. Im ersten Halbjahr hat sie die Summe der Aktiva um 20 Mrd. auf 168 Mrd. Euro reduziert. Erst im Startquartal hatte das Institut gemeldet, dass es ein einst gut 6 Mrd. Euro schweres Portfolio an strukturierten Kreditprodukten, das sich in der Krise als schwere Belastung entpuppt hatte, fast komplett abgebaut hat. Weil dies die Risikoaktiva vermindert hat, ist die harte Kernkapitalquote der Bank im ersten Halbjahr um 1,2 Prozentpunkte auf 10,2 % gestiegen. “Gute Fortschritte”Der Vorstandsvorsitzende Frank Strauß zeigt sich in einer Mitteilung optimistisch: “Vor allem im Kreditgeschäft und im Online-Bereich haben wir gute Fortschritte gemacht. Dadurch konnte die Postbank sich in der anhaltend schwierigen Niedrigzinsphase erfolgreich behaupten.” Zuwächse hat die Bank im ersten Halbjahr dank des Immobilien-Booms etwa im Kreditgeschäft mit privaten Bauvorhaben verzeichnet. Dort nahmen die Kunden der Bank bis Jahresmitte inklusive ausgezahlter Bauspardarlehen Finanzierungsmittel von rund 4,6 Mrd. Euro auf, das sind 4,5 % mehr als im Vorjahr, wie die Bank mitteilt.Das Neugeschäft mit Ratenkrediten habe in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23 % auf rund 990 Mill. Euro zugelegt. Mehr als ein Drittel der Ratenkredite sei dabei über das Internet vertrieben worden. Die Aussetzung von Bearbeitungsgebühren bei Ratenkrediten hat gleichwohl den Provisionsüberschuss des Instituts verkürzt, wie im Zwischenbericht heißt.Dort wird auch deutlich: Das Management geht davon aus, dass sich der Zinsüberschuss wegen des Zinstiefs und “des weiter voranschreitenden De-Risking” im Vergleich zum Vorjahr “spürbar verringern wird”.Der Provisionsüberschuss werde leicht hinter dem im Jahr 2012 zurückbleiben, heißt es. Derzeit würden weitere “Maßnahmen zur Reduzierung der Bilanzsumme diskutiert, die unter anderem den Rückkauf von Passiva beinhalten, der sich gleichzeitig entlastend auf unseren zukünftigen Zinsaufwand auswirken könnte”. Allein an nachrangigen Verbindlichkeiten weist die Postbank per Ende Juni 3,4 Mrd. Euro aus, nach rund 2 Mrd. Euro Ende 2012. Im Falle eines Falles könnten sich den Angaben zufolge indes wiederum “nennenswerte Belastungen im Finanzanlageergebnis ergeben”. Das Ergebnis dürfte sinkenUnterm Strich rechnet das Institut den Angaben zufolge damit, dass das Ergebnis 2013 “insgesamt spürbar hinter dem des Vorjahres zurückbleiben” wird. Schritte zu einer deutlichen und nachhaltigen Verbesserung des operativen Geschäfts sowie die Umsetzung neuer regulatorischer Anforderungen würden aller Voraussicht nach für deutsche Banken bis Ende kommenden Jahres “die zentralen Themen bleiben”, heißt es zur Lage der Branche.