DEUTSCHE BANK UND DWS ZIEHEN BILANZ - KOMMENTAR

Die Jungs müssen warten

Die Aktionäre der DWS können beruhigt sein: Ihnen winkt für das zurückliegende Jahr eine Dividende von 1,67 Euro je Papier, sofern sie am 18. November auf der virtuellen Hauptversammlung zustimmen. Die Empfehlung der EZB, bis mindestens 2021 keine...

Die Jungs müssen warten

Die Aktionäre der DWS können beruhigt sein: Ihnen winkt für das zurückliegende Jahr eine Dividende von 1,67 Euro je Papier, sofern sie am 18. November auf der virtuellen Hauptversammlung zustimmen. Die Empfehlung der EZB, bis mindestens 2021 keine Ausschüttungen vorzunehmen, gilt eben für Banken und nicht für eine Fondsgesellschaft, wie DWS-Chef Asoka Wöhrmann sagt. Eine solide Ausschüttungspolitik erfülle ein “Versprechen an euch Jungs”, (“commitment to you guys”), wie der Firmenchef flapsig an die Investoren gerichtet formuliert.Dabei fällt unter den Tisch, dass die “Jungs” – und sicher sind auch Mädels gemeint – bereits jetzt warten, denn ursprünglich hätte die Hauptversammlung vor eineinhalb Monaten stattfinden sollen. Die DWS hoffte zunächst auf eine klassische Präsenzveranstaltung nach Abflauen der Pandemie, statt die Aktionäre nur virtuell zu begrüßen. Die Pause dürfte die Führung aber auch genutzt haben, um die Stimmung der Aufseher zu eruieren. Daher setzt Wöhrmann nun ein Zeichen, wenn er sich als Chef einer börsennotierten Adresse nicht an das EZB-Verdikt gebunden füllt und die Dividendenpläne bekräftigt.Die EZB hat Fondshäuser nämlich genau genommen keineswegs vom Dividendenverbot ausgeklammert: Als Töchter von Bankkonzernen sind sie mittelbar betroffen, denn die Geldhäuser werden es sich kaum leisten können, Gewinne aus dem Fondsgeschäft an ihre Eigner weiterzuleiten. Die DZ-Bank-Tochter Union Investment und die Fondssparte des Sparkasseninstituts DekaBank etwa könnten somit mittelbar betroffen sein, ebenso die Fondsadressen von Landesbanken oder diverse Banktöchter im europäischen Ausland. Da sich die Allianz als Versicherer wiederum nicht an einen Dividendenstopp gebunden sieht, müssen die Gewinne aus dem Fondsgeschäft hier nicht im Konzern verbleiben. Ob die Früchte aus dem Assetmanagement also an die Eigner am Ende der Kette weitergereicht werden dürfen, hängt somit von der Unternehmensstruktur ab. Konsistent ist das nicht.Die Aufseher drängen Banken zu einem Dividendenverzicht, weil die Kreditwirtschaft in der Coronakrise zugleich von weitreichenden Kapitalerleichterungen profitiert – der zusätzliche Spielraum soll verständlicherweise nicht genutzt werden, um die Eigner zu bedienen. Das ist im Prinzip schlüssig begründet, der Blick auf die Fondsbranche zeigt aber, dass der Ruf nach einem Dividendenverzicht nicht allein das Bankgeschäft trifft. Der Kurs der EZB, die Kreditwirtschaft weitgehend einheitlich mit Kapitalerleichterungen und dem Ruf nach einem Ausschüttungsstopp zu konfrontieren, hat also Nebenwirkungen.Auch die Ausschüttung der DWS fließt übrigens mehrheitlich an ein Kreditinstitut: die Deutsche Bank. Der Konzern wird die Gewinne aus dem Fondsgeschäft aber inmitten der Sanierungsphase ohnehin nicht auskehren. Auch ohne Druck der EZB müssen die Jungs und Mädels aus der Eignerschar der Bank warten. Das sind sie bereits gewohnt.