"Die Performance ist robust"

Finanzvorstand Terzariol sieht Allianz trotz hoher Belastungen infolge der Corona-Pandemie auf Kurs

"Die Performance ist robust"

Die Allianz steckt die Belastungen der Corona-Pandemie verhältnismäßig gut weg und erwartet in der zweiten Jahreshälfte einen höheren operativen Gewinn als im ersten Abschnitt. In Deutschland nutzt der Versicherer erstmals Übergangsbestimmungen für die Berechnung der Kapitalausstattung.mic München – “Es wird kein Rekordjahr, aber wir werden trotzdem gute Ergebnisse liefern”: Mit diesen Worten kommentierte Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol den Ausblick anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen. Wenn es keine zweite Corona-Infektionswelle gebe und die Finanzmärkte stabil blieben, werde die Allianz in der zweiten Jahreshälfte besser abschneiden als im ersten Abschnitt. Damit zielt der Versicherer auf einen operativen Gewinn von mehr als 10 Mrd. Euro, denn von Januar bis Ende Juni verzeichnete er 4,9 Mrd. Euro. Die Prognose, einen operativen Gewinn 2020 von 11,5 bis 12,5 Mrd. Euro zu erreichen, hatte der Versicherer Ende April gestrichen. Eine neue formale Prognose wollte Terzariol nicht nennen: “Die Unsicherheit für die nächsten sechs Monate ist noch zu hoch.”Die Pandemie schmälerte den operativen Gewinn im ersten Halbjahr um 1,2 Mrd. Euro. Davon fielen 0,5 Mrd. Euro im zweiten Quartal an. Die Schaden- und Unfallversicherung schulterte wie im Startquartal 0,4 Mrd. Euro und damit den Großteil der Sonderbelastung (siehe Grafik). Diese sei in erster Linie auf die Bereiche Entertainment, Geschäftsunterbrechung, Geschäftsschließung, den Kreditversicherer Euler Hermes sowie die Reiseversicherung zurückzuführen, so der Halbjahresbericht.Einige Belastungen wie in der Kreditversicherung setzten sich fort, machte Terzariol klar. In der Sachversicherung rechnet die Allianz insgesamt mit einer Pandemie-Belastung von rund 1 Mrd. Euro im Gesamtjahr. Terzariol betonte zugleich: “Die Performance ist robust.” Die Schaden- und Kostenquote in der Sachsparte liege im zweiten Quartal bereinigt unter 94 %, die Lebensversicherung schneide mit einer Neugeschäftsmarge von 3,1 % gut ab, und das Assetmanagement habe das operative Ergebnis steigern können. Im Halbjahr betrug das Plus 5 %. Solvency-Sonderregel genutztIhr Kapitalpolster hat die Allianz gestärkt, indem sie im Juni von der BaFin die Genehmigung erhielt, dass die Lebens- und Krankenversicherer in Deutschland Übergangsmaßnahmen bei versicherungstechnischen Rückstellungen anwenden dürfen. Die Solvenzquote im Konzern, die in den ersten sechs Monaten des Jahres von 212 % auf 187 % gesunken wäre, schnellte dadurch auf 217 %. Die anrechenbaren Eigenmittel stiegen um 13,5 Mrd. Euro. Dies sei eine vorsorgliche Maßnahme gewesen, weil die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA überlegt habe, dass die Übergangsmaßnahmen künftig nicht mehr beantragt werden könnten. “Wir wollen nicht in einer Situation sein, in der wir diese Option nicht mehr haben.” Die Allianz weist die Solvenzquote ohne den Effekt aus den Übergangsmaßnahmen aus.Unzufrieden zeigte Terzariol sich damit, dass das Aufwand-Ertrag-Verhältnis von Allianz Global Investors (AGI) von 68,7 % auf 72,3 % gestiegen ist. Es könne nun ein Jahr länger dauern, die Kennzahl wie geplant auf 67 % zu drücken. Ursprünglich war dies für 2021 geplant. Nun müssten die Kosten ganz aktiv gemanagt werden, sagte Terzariol. Die Höhe der Restrukturierungskosten wollte der Finanzvorstand nicht beziffern. Bei der Fondsgesellschaft steht dem Vernehmen nach jede fünfte der 1 000 Stellen auf dem Prüfstand (vgl. BZ vom 31. Juli).Die gerichtliche Auseinandersetzung mit dem US-Pensionsfonds Arkansas Teacher Retirement System, der im Juli 770 Mill. Euro wegen Kursverlusten von AGI-Fonds eingeklagt hat, sieht Terzariaol gelassen (vgl. BZ vom 23. Juli). Man habe keine Rückstellung gebucht: “Wir sind sehr zuversichtlich.” Laut Halbjahresbericht hat die Allianz ein Auskunftsersuchen von der US-Wertpapieraufsicht SEC erhalten.Mit dem Abschluss per Ende Juni zeigte Terzariol sich zufrieden: “Das zweite Quartal war besser als das erste Quartal.” Der Umsatz ging um 6,8 % auf 30,9 Mrd. Euro zurück, der operative Gewinn um 18,8 % auf 2,6 Mrd. Euro. Während die Pandemie die Sachversicherung traf, sank das Ergebnis in der Lebens- und Krankenversicherung vor allem wegen eines positiven Einmaleffekts im Jahr 2019.