Die Präsidentenfrage muss vorerst offenbleiben

Bankenverband sucht weiter einen Nachfolger für Martin Zielke - Der Wechsel zieht sich länger als geplant

Die Präsidentenfrage muss vorerst offenbleiben

Von Bernd Neubacher, Frankfurt Wenn am morgigen Mittwoch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) zur Telefon-Pressekonferenz bittet, um seine Forderungen an die deutsche EU-Ratspräsidentschaft darzulegen, dürften sich die beiden Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid und Christian Ossig mit der Frage konfrontiert sehen, wer die Interessen der Organisation in Brüssel denn durchsetzen soll. Schließlich hat Martin Zielke, Commerzbank-Chef und Präsident des Verbands, schon Ende vorvergangener Woche seinen Rückzug aus dem Management der zweitgrößten Privatbank der Republik angekündigt. Damit wird er auch als Bankenpräsident ausscheiden. Die Frage ist nur: wann? Nach Informationen der Börsen-Zeitung soll Zielke es gar nicht eilig haben, den Wechsel an der Spitze des Verbands voranzutreiben. Die Organisation bringt dies in eine interessante Situation. Denn eigentlich hatte sie möglichst schon Mitte vergangener Woche einen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Präsidentenamt präsentieren wollen. “Uns geht es jetzt vor allem um einen geordneten Übergang an der Spitze des Bankenverbandes”, hatten die Hauptgeschäftsführer Krautscheid und Ossig am Montag vergangener Woche den Mitarbeitern im Verband mitgeteilt: “Dazu standen wir bereits dieses Wochenende in engem Kontakt mit unserem Vorstand und Martin Zielke.” Bisher offenbar ohne greifbares Ergebnis.Im Verband ist es Brauch, dem scheidenden Präsidenten in der Frage seiner Nachfolge ein Vorschlagsrecht einzuräumen. Was aber, wenn dieser dazu keine Anstalten machen sollte? Es gebe noch keine Entscheidung in der Nachfolgefrage, ist zu hören. Sprecher des Verbands und der Commerzbank äußerten sich am Montag auf Anfrage nicht.Die Gründe, warum man in der Organisation mit den Hufen scharrt, liegen auf der Hand: Zu Monatsbeginn hat Deutschland die Ratspräsidentschaft in der EU übernommen, und der Bankenverband rechnet sich nicht nur Chancen aus, in Brüssel deshalb verstärkt Gehör zu finden. Er hat auch, wie die Einladung zur Pressekonferenz morgen zeigt, schon konkrete Vorstellungen, was unter deutscher Ratspräsidentschaft passieren sollte.Wie hoch aber ist die Durchschlagskraft einer Organisation, von dessen Präsident bekannt ist, dass seine Zeit im Verband abläuft? Als Chef der Commerzbank könnte Zielke nach momentaner Lage noch bis Jahresende im Amt bleiben und damit theoretisch, da das Amt des Bankenpräsidenten an eine Funktion als Geschäftsleiter geknüpft ist, auch als oberster Repräsentant des privaten Kreditgewerbes. Das Datum seines Ausscheidens fiele dann mit dem Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zusammen.Solange unklar bleibt, wann der Bankenpräsident seinen Posten räumen wird, erscheint es jedenfalls wenig erfolgversprechend, potenzielle Nachfolger oder Nachfolgerinnen anzusprechen. Die Auswahl scheint ohnehin begrenzt. Einerseits ist im Verband postuliert worden, in Zeiten von Corona und des Brexit brauche die Organisation eine starke Führungspersönlichkeit, welche die ganze Palette des Bankgeschäfts repräsentiere und breite Rückendeckung genieße. Andererseits hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der diese Kriterien im BdB-Vorstand am ehesten erfüllen dürfte, schon vor Tagen erklärt, er stehe für das Amt nicht zur Verfügung.