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Die Rückkehr des Frührentners

Von Thilo Schäfer, Madrid Börsen-Zeitung, 18.2.2014 Bei seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren hätte sich der Vorsitzende der spanischen Bankia, José Ignacio Goirigolzarri, wohl kaum träumen lassen, dass er schon im Februar 2014 in Interviews...

Die Rückkehr des Frührentners

Von Thilo Schäfer, MadridBei seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren hätte sich der Vorsitzende der spanischen Bankia, José Ignacio Goirigolzarri, wohl kaum träumen lassen, dass er schon im Februar 2014 in Interviews über die baldige Reprivatisierung der verstaatlichten Skandalbank Auskunft geben würde. In zwei bis drei Jahren könnte der Bankenrettungsfonds Frob den 68-Prozent-Anteil an Bankia in Tranchen von 5 bis 10 % an den Markt bringen, erklärte am Montag der Banker, der letzte Woche seinen 60. Geburtstag feierte. Der Turnaround der Bank, die durch den Zusammenschluss von sieben ehemaligen Sparkassen entstanden war, ist erstaunlich und wird an der Börse honoriert. Goiri, wie ihn Kollegen nennen, ist ohne Zweifel der Banker der Stunde in Spanien.Als ihn die Regierung im Mai 2012 als Nachfolger des ehemaligen IWF-Direktors Rodrigo Rato auf den Chefposten des viertgrößten Kreditinstituts berief, fand er einen riesigen Scherbenhaufen vor. Die Verluste aus der geplatzten Immobilienblase beliefen sich auf mehr als 20 Mrd. Euro. Goirigolzarri zögerte keine Sekunde und forderte entsprechende Staatshilfen an, was den Antrag auf einen europäischen Rettungsschirm für Spaniens Bankbranche unumgänglich machte. Nach dem Rekordverlust von 19 Mrd. Euro 2012 erzielte Bankia im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 500 Mill. Euro. Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 20 % zugelegt.Für den Volkswirt aus der baskischen Metropole Bilbao ist der Erfolg bei Bankia eine späte Genugtuung, denn eigentlich schien sein Traum, einmal eine große Bank zu führen, schon erledigt. Vor fünf Jahren war Goirigolzarri als CEO der Großbank BBVA in den vorzeitigen Ruhestand getreten. Grund war, dass der damalige und heutige Vorsitzende Francisco González trotz seiner 65 Jahre sein Mandat verlängern ließ und somit den erhofften Aufstieg seiner Nummer 2 vereitelte. Goirigolzarri hatte seine komplette Laufbahn in dem Institut verbracht, angefangen bei Banco Bilbao, der erst mit Banco Vizcaya und schließlich mit der privatisierten Argentaria zur heutigen BBVA fusionierte. Das Frührentnerdasein ließ er sich von der Bank bestens vergüten. Die Pensionszahlung von 3 Mill. Euro pro Jahr sorgte damals für einen mittleren öffentlichen Skandal.Angesichts des drohenden Bankrotts von Bankia holte die konservative Regierung den Basken aus der Reserve. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Rato und Miguel Blesa ist er kein Parteigänger. Nun versucht Goiri nicht nur das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, sondern auch den Börsengang zu bewerkstelligen. Das angeschlagene Selbstvertrauen der Mitarbeiter päppelt er auf. “Wir haben den Sprit eines Start-ups”, erklärte er auf der Bilanzpressekonferenz vor zwei Wochen.