21Shares-CEO Hany Rashwan

„Die Zahl unserer Produkte sollte sich verdoppeln“

Der Krypto-Dienstleister 21Shares will das in seinen ETPs verwaltete Vermögen 2021 auf über 10 Mrd. Dollar ankurbeln. CEO Hany Rashwan zeigt sich dabei äußerst selbstbewusst gegenüber der Konkurrenz.

„Die Zahl unserer Produkte sollte sich verdoppeln“

Alex Wehnert.

Herr Rashwan, 21Shares hat kürzlich die ersten Exchange Traded Products (ETP) auf die Kryptowährungen Stellar und Cardano aufgelegt. Welchen Mehrwert bieten diese für Investoren, insbesondere da die Korrelation zwischen verschiedenen Cyberdevisen immer noch sehr stark positiv ist?

Auch wenn im Krypto-Ökosystem häufig verschiedene Währungen in einen Topf geschmissen werden, unterscheiden sich die zugrunde liegenden Investmentthesen der Produkte stark. Es gibt rohstoffartige Krypto-Assets wie Bitcoin, die analog zu Gold als Wertaufbewahrungsmittel funktionieren, und plattformbasierte Cyberdevisen wie Ethereum. Und zusätzlich sind da noch Payment-Token, zum Beispiel Euro- oder Dollar-basierte Stablecoins oder innovativere Transaktionsmedien wie Bitcoin Cash oder Litecoin. Für einige dieser Kryptowährungen bieten unsere Produkte den einzigen Zugang an regulierten Börsen.

Wie wird sich das Investoreninteresse für neuere Produkte im Vergleich zu ETPs auf die etablierten Kryptowährungen entwickeln?

Erste Handelsdaten bezüglich unseres Cardano-Produkts sehen sehr positiv aus, für dieses ETP hatten wir zuvor viele Anfragen von Family Offices, Privatbanken und Fondsmanagern erhalten. Das verwaltete Vermögen unseres Polkadot-Vehikels ist innerhalb des ersten Monats auf 30 Mill. Dollar gestiegen. Dennoch werden die Exchange Traded Notes auf Bitcoin und Ethereum wohl die beliebtesten Produkte bleiben, da die zugehörigen Kryptowährungen deutliche Größenvorteile besitzen.

Dabei ist 21Shares nicht der einzige Anbieter von Krypto-ETNs in Europa. Worüber heben Sie sich von Wettbewerbern ab?

Wir verfügen ganz einfach über die breiteste Produktspanne und haben die einzigen indexbasierten ETPs und die einzigen Short-Produkte dieser Art im Angebot. Für die meisten Wettbewerber sind Krypto-ETNs ein nettes Nebenprojekt, den Großteil ihres Umsatzes generieren sie aber über andere Vehikel. Unser Fokus liegt hingegen voll auf Kryptowährungen, wir haben keine ETPs auf andere Assets wie Rohstoffe im Programm und wollen dies auch nicht. Deshalb begeben wir 70% aller am Markt verfügbaren Krypto-ETPs.

Unterscheidet sich denn auch die Qualität der Produkte?

Einige unserer Wettbewerber, die nicht originär aus der Kryptowelt kommen, haben bei ihren Produkten vielleicht unabsichtlich Abkürzungen genommen. Denn ein gutes Produkt zu bauen ist technologisch und operativ anspruchsvoll, zudem sind dafür hohe Analysekapazitäten notwendig. Wer sich nicht voll auf Kryptoprodukte konzentriert, schafft schnell ETPs mit größeren Counterparty-Risiken, die außerdem häufig keine Forks innerhalb der jeweiligen Blockchain unterstützen.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Investor?

Als zum Beispiel Bitcoin Cash im August 2017 per Hard Fork von der Bitcoin-Blockchain abgespalten wurde, bedeutete das für Investoren hohe Renditechancen. Denn wer Bitcoin besaß, erhielt bei der Abspaltung Zugriff auf die gleiche Menge an Bitcoin Cash. Wenn Investoren durch ein mangelhaftes Produkt hingegen nicht an Forks partizipieren können, schlägt sich das klar negativ in der Performance nieder. Unsere Produkte vollziehen derartige Abspaltungen hingegen sehr wohl nach.

Allerdings sind börsengehandelte Inhaberschuldverschreibungen nicht die einzige Alternative für Investoren, die indirekt in Kryptowährungen investieren wollen.

Das stimmt, Zertifikate und Futures sind aber häufig deutlich teurer und komplexer als ETNs. Selbst wenn sie von großen Finanzinstituten aufgelegt werden, sind diese Derivate manchmal nicht vollständig besichert, die Preisbildung ist für den Investor zudem weniger transparent. Bei ETNs lässt uns der Regulator hingegen wenig Spielraum für Sonderkonditionen, weshalb unsere Produkte für den Endinvestor sehr konservativ daherkommen. Sie sind zu 100% besichert, Counterparty-Risiken sind praktisch nicht existent. Wer keine äußerst spezifische Strategie verfolgt, für die er deutlich höhere Kosten und Risiken zu tragen bereit ist, dürfte in ETNs eine attraktivere Anlageoption finden als in Futures.

Welches Interesse erwarten Sie im laufenden Jahr für Ihre Produkte?

Das von uns verwaltete Vermögen liegt derzeit über alle Produkte hinweg bei 1,6 Mrd. Dollar. Das laufende Jahr sollten wir mit 10 Mrd. Dollar oder mehr abschließen. Die Zahl unserer Produkte sollte sich über die kommenden zwei bis drei Quartale verdoppeln oder sogar verdreifachen – einigen werden traditionellere Krypto-Assets zugrunde liegen, wir arbeiten aber auch an gänzlich neuen Strategien. Dabei konzentrieren wir uns aktuell exklusiv auf den europäischen Markt mit besonderem Fokus auf Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Da Sie die Schweiz ansprechen: 21Shares ist im Kanton Zug regis­triert, der Hauptsitz befindet sich in Zürich. Wie beurteilen Sie die Schweizer Kryptoregulierung im Vergleich zur deutschen und europäischen?

Wir haben mit dem Schweizer Regulator sehr gute Erfahrungen ge­macht. Dieser hat uns früh erlaubt, eine Plattform aufzubauen, über die wir bereits den Großteil unserer Produkte begeben konnten. Zudem haben wir das weltweit erste physisch besicherte Krypto-ETP bereits im November 2018 an der Six Swiss Exchange gelistet, in Deutschland war dies erst im Sommer 2020 möglich. Allerdings ist es schwierig, die Schweiz mit der EU zu vergleichen, da sich diese aufgrund ihrer Größe und der Vielzahl der vertretenen Interessen naturgegeben langsamer bewegt. Mittlerweile entsteht aber auch von Brüssel aus eine moderne Krypto-Infrastruktur, in die wir weiterhin gern investieren wollen.

Unterdessen läuft in den USA die Diskussion um Krypto-ETFs heiß, nachdem solche Exchange Traded Funds auf Bitcoin und Ethereum in Kanada bereits gestartet sind. Was würde eine Zulassung für Krypto-Passivfonds für Sie als Anbieter von Exchange Traded Notes bedeuten?

Wir würden Bitcoin-ETFs in jedem Markt begrüßen, da dies einen regulatorischen Umschwung in Bezug auf Kryptowährungen signalisieren würde. Der US-Markt ist natürlich besonders wichtig. In Bezug auf unser Angebot würde ich keine negativen Auswirkungen befürchten, da sich unsere Produkte hauptsächlich an europäische Investoren richten. Und in Europa werden ETFs auf einen einzelnen Basiswert keine Zulassung finden. Dass hiesige Investoren beim Start eines Bitcoin-ETF in den USA keine nativen Produkte mehr kaufen, glaube ich ebenfalls nicht. Denn dafür sind die Vorteile unserer ETPs mit einer Abwicklung in lokalen Währungen an regionalen Börsen zu groß.

Sowohl mit einem ETF als auch mit einer ETN kaufen Investoren allerdings eine Exposition gegenüber Krypto-Mining. Durch Tesla-Chef Elon Musk ist der hohe Stromverbrauch bei der Schaffung neuer Bitcoin-Einheiten wieder stark in den Fokus gerückt. Könnte dies nicht auch dem Image Ihrer Produkte schaden?

Die Befürchtungen bezüglich der Energieeffizienz von Bitcoin-Mining sind übersteigert. Denn der Großteil des neuen Krypto-Angebots wird durch erneuerbare Energien generiert. Zudem könnte Bitcoin-Mining sogar Probleme lösen, vor denen Solar- und Windkraftanbieter stehen. Denn deren Netzwerke können aufgrund der Wetterabhängigkeit nicht dauerhaft laufen, zugleich sind Speicherlösungen teuer. Es gibt aber Wege, über die beim Bitcoin-Mining Energie gespeichert werden kann. Dies würde Wind- und Solarkraftnetzwerke stärken und Hindernisse in der Stromversorgung entfernen.

Das Interview führte