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Direktbank Nickel bereitet Deutschland-Start vor

Nickel-Chef Thomas Courtois sieht die französische Direktbank auf gutem Wege, die Ziele des Strategieplans zu erreichen. Bis 2024 will er weitere europäische Märkte erobern.

Direktbank Nickel bereitet Deutschland-Start vor

wü Paris – Nach Frankreich, Spanien, Belgien und Portugal will die französische Direktbank Nickel Deutschland erobern. Die Tochter von BNP Paribas bereitet gerade mit Hochdruck ihren Start in der Bundesrepublik vor. Ursprünglich für das erste Quartal 2023 angekündigt, dürfte er vermutlich Ende des ersten Halbjahres, wahrscheinlich im Juni erfolgen, sagte Nickel-Chef Thomas Courtois im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Deutschland-Chef Reinhard Grübl sei gerade dabei, sein Führungsteam zusammenzustellen. Er war vorher unter anderem als Regionalchef für den Mikrokreditanbieter Ferratum Group und Ria Money Transfer tätig. „Im Februar werden wir nähere Details bekannt geben“, verspricht Courtois.

Mit dem Compte Nickel hat die BNP-Tochter vor allem Verbraucher im Visier, die bisher über keine Bankverbindung verfügen. „Wir geben ihnen die Möglichkeit, innerhalb von fünf Minuten bei einem Vertriebspartner ein Konto zu eröffnen, eine Bankkarte von Mastercard und eine IBAN-Nummer zu erhalten“, erklärt der Nickel-Chef. Die mit der Karte getätigten Bezahlungen werden direkt abgebucht, wobei das Konto nicht überzogen werden kann. Die Basisversion kostet 20 Euro pro Jahr, die Premiumversion Nickel Chrome 30 Euro zusätzlich. Wie Goldkarten anderer Anbieter umfasst sie bestimmte Versicherungsleistungen. Für das Nickel-Metal-Angebot mit weltweit kostenlosem Zahlungsverkehr werden 80 Euro zusätzlich fällig.

„In Frankreich ist Nickel ein immenser Erfolg“, sagt Courtois. Inzwischen kommt die Direktbank dort auf 2,9 Millionen Kunden. Damit ist sie auf gutem Wege, das in ihrem 2020 präsentierten Strategieplan gesteckte Ziel von 4 Millionen Kunden 2024 zu erreichen. „Der Zufriedenheitsgrad ist mit 90% ex­trem hoch und der Net Promoter Score liegt bei 55%“, berichtet er. Das führe dazu, dass viele Kunden Nickel in ihrem Umfeld weiterempfehlen. „Je mehr sich unsere Kundenbasis verbreitert, desto mehr reden unsere Kunden über uns. Das hat einen Schneeballeffekt.“

Lotto-Annahme als Partner

In Deutschland will Nickel fünf Jahre nach dem Start auf 600000 Kunden kommen. Um Verbrauchern, die bisher kein eigenes Bankkonto haben, die Scheu vor der Kontoeröffnung zu nehmen, nutzt Nickel Filialen von populären Vertriebspartnern. In Frankreich sind es die Tabakhändler, deren Berufsverband Confédération des buralistes mit 5% am Kapital der Direktbank beteiligt ist. In der Bundesrepublik setzt Nickel auf die Lotto-Annahmestellen der Ilo-Profit GmbH. Innerhalb von fünf Jahren soll so ein Netzwerk von 5000 Vertriebsstellen entstehen. „Es gibt sogar einige Annahmestellen aus den Grenzgebieten wie dem Saarland, die uns direkt kontaktieren, weil sie von uns schon gehört haben“, berichtet Courtois.

Deutschland soll nicht das letzte Land bleiben, das Nickel erobert. Denn die Direktbank will 2024 abgesehen von ihrem Heimatmarkt in sieben anderen Ländern Europas vertreten sein. „Wir konzentrieren uns auf die Eurozone“, erklärt Courtois. Denn so kann Nickel den EU-Passport und die Lizenz der französischen Bankenaufsicht ACPR nutzen. Welche andere Länder er im Visier hat, will Courtois nicht verraten. 2020 hatte Nickel erklärt, eine Expansion auch nach Italien und Österreich prüfen zu wollen.

Nachdem die Direktbank 2020 in Spanien an den Start gegangen ist, ist sie seit September ebenfalls in Belgien und Portugal präsent. In Spanien, wo sich Nickel auf die Filialen der Tabakhändler und Lotto-Annahmestellen stützt, kommt sie nach Angaben von Courtois auf mehrere zehntausend Kunden, in Belgien und Portugal auf mehrere tausend. In Belgien kann das Nickel-Konto bei Buch- und Zeitungshändlern eröffnet werden, in Portugal arbeitet die BNP-Tochter für den Vertrieb mit der Industrie- und Handelskammer zusammen.

Ziel sei, innerhalb von fünf Jahren in Spanien auf 700000 Kunden und 3000 Vertriebsstellen zu kommen, in Belgien auf 300000 Kunden und 1400 Vertriebsstellen und in Portugal auf 450000 Kunden und 2500 Vertriebsstellen, erklärt der Nickel-Chef. „Wir wollen unser Produkt wirklich dem Land anpassen.“ Deshalb setzt die BNP-Tochter auf lokale Teams, denen neben Mitarbeitern für Vertrieb, Marketing und Kundenservice auch Spezialisten für IT sowie zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug angehören.

Berlin als Standort

In Deutschland hat sie sich für Berlin als Standort entschieden, da es dort eine aktive Start-up-Szene und entsprechende Talente gibt. In jedem Land gebe es ein paar landestypische Unterschiede, berichtet Courtois. So sei etwa das kontaktlose Bezahlen in Spanien stärker verbreitet als in anderen europäischen Ländern. Einen Konkurrenten, der Nickel komplett gleiche, gebe es jedoch nicht.