Ausschüttungen

Dividende für Sparkassen im Ländle

Im deutschen Bankensektor läuft die Dividendensaison unter Pandemiebedingungen an: In den kommenden Tagen wird die LBBW für 2019 rund 30 Mill. Euro an die Sparkassen Baden-Württembergs ausschütten. Bleibt ein dritter Lockdown aus, dürften die Institute gut durch die Krise kommen, erklärt ihr Präsident.

Dividende für Sparkassen im Ländle

bn Frankfurt

– Baden-Württembergs Sparkassen rechnen bereits in den kommenden Tagen mit einer Dividendenzahlung der LBBW. Dies hat Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), bei der Vorstellung der Ergebnisse für 2020 deutlich gemacht. Demnach fließen an die 50 Institute im Ländle, die gemeinsam 40% an der Landesbank halten, zunächst rund 30 Mill. Euro aus dem 2019 erzielten IFRS-Ergebnis der LBBW von 444 Mill. Euro. Nach Feststellung des Jahresabschlusses für 2020 soll dann ein Teil der Dividende fürs vergangene Jahr fließen und der Rest folgen, wenn der Dividendenappell der EZB, sofern er nicht verlängert wird, Ende September ausgelaufen ist. „Es ist richtig, dass die LBBW plant, vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung für 2019 und 2020 jeweils 15% des Ergebnisses auszuschütten“, bestätigte ein Sprecher der Landesbank. „Für 2019 sind das 70 Mill. Euro.“

Damit laufen im deutschen Bankensektor die Dividendenzahlungen unter Pandemiebedingungen an. Die EZB hat Banken Ausschüttungen erlaubt, die weder 15% des akkumulierten Jahresergebnisses für 2019 und 2020 erreichen noch 20 Basispunkte der Kernkapitalquote (CET1), sofern ihre Kapitalstärke dies erlaubt. Die LBBW hatte dem Vernehmen nach vor wenigen Tagen grünes Licht von der EZB bekommen. Adressen wie die DZBank sowie die Aareal Bank dürfen der Landesbank folgen. Die Ausschüttung im Südwesten hat besondere Brisanz. Die Sparkassen dort sind auf die Ausschüttung der LBBW angewiesen, um Raten für einen Kredit zu leisten, mit dem sie in der Finanzkrise eine Kapitalerhöhung bei der LBBW finanziert hatten. Als die Ausschüttung für 2019 auf Geheiß der Aufsicht im vergangenen Jahr ausblieb, hatten sie ihre Raten kurzfristig zwischenfinanzieren müssen. Für 2020 dürfte die LBBW ein „deutlich dreistelliges Millionenergebnis im positiven Bereich“ zeigen, wie ihr Chef Rainer Neske jüngst der Börsen-Zeitung sagte.

Schwierige Diskussionen

Deutliche Worte fand Schneider am Dienstag zur Überprüfung der Institutssicherung des Sparkassenverbunds durch die EZB. „Ich hätte gerne eine Rechtsgrundlage“, kommentierte er die Aufforderung der Aufsicht, von den öffentlichen Trägern der Institute vorab finanzielle Zusicherungen für den Fall einer Stützung in der Zukunft einzuholen. „Das geht haushaltsrechtlich überhaupt nicht“, bemängelte Schneider und sprach von „schwierigen Diskussionen“. Dem Vernehmen hat die EZB dem Verbund dazu eine bis Ende 2023 reichende Frist gesetzt.

Die Lage der Sparkassen im Bundesland beurteilt Schneider keineswegs so skeptisch, wie es der sich hinziehende Lockdown vielleicht vermuten ließe. Bleibe ein dritter Lockdown aus, sei er zuversichtlich, dass alle Sparkassen gut durch die Krise kommen, sagte er und hielt, angesprochen auf eine etwaige Bereinigung im Südwesten, vielmehr mit Blick auf den Wirecard-Skandal fest: „Die erste Bereinigung findet an der Spitze der BaFin statt.“

Rekorde beim Wachstum der Einlagen sowie im Kreditbestand haben die Bilanzsumme der Sparkassen 2020 kräftig wachsen lassen (siehe Tabelle). „So viel Kredite kannst du gar nicht vergeben im Moment, wie du an Einlagen bekommst“, sagte Schneider. Mit netto 60000 neuen Girokonten hätten die Sparkassen im Verband dabei ihren Marktanteil von 45% gut gehalten. Die Risikovorsorge bewegte sich mit 220 Mill. Euro in etwa auf dem Niveau von 2010 und dürfte Schneider zufolge auch 2021 und noch 2022 überdurchschnittlich hoch ausfallen. Im ersten und bislang im zweiten Lockdown seien nicht so viele Firmenkunden ausgefallen wie befürchtet, hieß es. Davon lasse man sich aber nicht blenden, sagte Schneider. Erst wenn die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ausgelaufen sei, „zeigt sich die Wahrheit“. Seit Pandemiebeginn haben die Sparkassen Forderungen von 1,4 Mrd. Euro gestundet, etwa 1% der Kundenkredite.

Einen Seitenhieb bekam neben der EZB  am Dienstag auch die Commerzbank ab, die am morgigen Donnerstag über ihr Restrukturierungsprogramm informieren wird. „Wir haben uns immer gefragt: Wie soll das gehen?“, erklärte Schneider unter anderem mit Blick auf das Angebot eines kostenlosen Girokontos und eines Begrüßungsgelds für neue Privatkunden.

Sparkassen in Baden-Württemberg
Erfolgsrechnung nach HGB
2020 2019
in Mill. Euroin % der DBS *in Mill. Euroin % der DBS *
Zinsüberschuss30881,4331791,58
ordentlicher Ertrag12680,5912420,62
ordentlicher Aufwand28471,3228371,41
Betriebsergebnis vor Bewertung15170,7015920,79
Betriebsergebnis nach Bewertung13710,6415230,76
Ergebnis vor Steuern12510,5814200,71
Ergebnis nach Steuern 8540,4010040,50
in Mill. Euro20202019Veränderung (%)
Kundeneinlagen1589861473357,9
Kundenkredite1431041363255,0
Bilanzsumme2231882068177,9
*) DBS: durchschnittliche BilanzsummeQuelle: Sparkassen Baden-WürttembergBörsen-Zeitung