Druck auf Börsenchef Carsten Kengeter steigt
dm – Der Druck auf Börsenchef Carsten Kengeter, aber auch auf das Unternehmen steigt, Klarheit zu schaffen, was die Ereignisse rund um den angeblichen Verstoß gegen das Insiderhandelsverbot und die Gespräche über eine Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) anbelangt. Die Zeitung “Der Spiegel” schrieb vor dem Wochenende, die Deutsche Börse habe die Finanzaufsicht BaFin über die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Fusion im Unklaren gelassen. Dies lege ein Bericht der Aufsicht von Anfang Februar nahe. So habe die BaFin anfangs nur Kenntnis von vier Terminen zwischen Kengeter und LSE-Chef Xavier Rolet gehabt. Erst durch ein Auskunftsersuchen an die britische Börsenaufsicht habe die BaFin erfahren, dass im Terminkalender Rolets zwischen Juni 2015 und Januar 2016 insgesamt 15 Gespräche mit Kengeter ausgewiesen wurden.Auch habe Kengeter, der wegen des Kaufs eines Aktienpakets am 14. Dezember 2015 unter Insiderverdacht steht (vgl. BZ vom 2. Februar), die Compliance-Abteilung der Börse laut Staatsanwaltschaft unzureichend informiert. Juristen und Kontrolleure hätten sich zudem nicht ausreichend selbst bemüht, Informationen über möglicherweise problematisches Insiderwissen zu erhalten, zitierte das Blatt die Staatsanwaltschaft. Auf Anfrage beschränkte sich die Deutsche Börse am Freitag darauf, zu betonen, man kooperiere von Anfang an und über das ganze Verfahren hinweg voll mit den Behörden. Zudem bekräftigte die Börse frühere Aussagen, wonach sie die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft als unbegründet zurückweist. Laut einer Meldung der Agentur Reuters, die sich auf ein Interview des Deutschlandfunks mit BaFin-Chef Felix Hufeld beruft, prüft die Aufsicht derzeit ihre Konsequenzen aus den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft. Die BaFin habe ihre Bewertung des Falls noch nicht abgeschlossen, werde sich dazu aber in absehbarer Zeit äußern, so Hufeld.Es gibt indes auch – von der Version des “Spiegels” abweichende – Hinweise, denenzufolge die Börse doch die Aufsicht informiert haben soll. So soll die Börsenaufsichtsbehörde, also das hessische Wirtschaftsministerium, durchaus über die Zahl der Gespräche mit der LSE im Bilde gewesen sein.Die Staatsanwaltschaft ihrerseits hat noch nicht öffentlich gemacht, ob sie das Verfahren gegen Kengeter ohne Auflagen einstellt. Laut einem Anhörungsschreiben, dessen Eingang die Deutsche Börse am 18. Juli publik gemacht hat (vgl. BZ vom 19. Juli), sollen zwei Geldbußen über 5,5 Mill. Euro und 5 Mill. Euro gegen die Deutsche Börse verhängt werden. Bisher hat der Aufsichtsrat den Vertrag des Börsen-CEO, der am 31. März 2018 ausläuft, noch nicht verlängert. Bei der Analystenkonferenz am Donnerstag fehlte Kengeter – wegen anderer wichtiger Termine, wie es hieß.