DER WIRECARD-SKANDAL UND DIE FOLGEN

DSW plant Sammelklage

Aktionärsvertreter haben Wirecard-Prüfer EY im Visier - Vizepräsident Nieding spricht von Kardinalfehlern

DSW plant Sammelklage

Dem Wirecard-Abschlussprüfer EY steht wegen des Bilanzskandals um den Zahlungsabwickler ein Rechtsstreit mit der Kleinaktionärsvereinigung DSW bevor. Deren Vertreter Daniela Bergdolt und Klaus Nieding kündigten an, die Gesellschaft auf Schadenersatz im Interesse vieler betroffener Privatanleger zu verklagen. sck München – Im Bilanzskandal um den mittlerweile insolventen Zahlungsabwickler Wirecard will die Kleinaktionärsvereinigung DSW auf dem Wege einer Musterfeststellungsklage Schadenersatzansprüche für betroffene Privatanleger geltend machen. Als Vorbild dient der DSW dabei das gesammelte Klageverfahren von Autobesitzern in Deutschland im Fall der Dieselabgasmanipulationen bei Volkswagen.In einer virtuellen Pressekonferenz kündigten DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt und DSW-Vizepräsident Klaus Nieding an, vor allem gegen die verantwortlichen Ex-Vorstände und den in die Kritik geratenen Abschlussprüfer EY (ehemals Ernst & Young) vorzugehen.Im Fall des früheren Wirecard-Vorstandsvorsitzenden Markus Braun sprach Nieding unter anderem vom Verdacht fehlerhafter Kapitalmarktinformationen und mutmaßlicher Bilanzfälschung. EY habe bei der Prüfung von Wirecard “Kardinalfehler” begangen, erklärte er. Hier könne möglicherweise die Berufsschadenhaftpflichtversicherung für die Prüfungsgesellschaft greifen. Außergerichtliche AlternativeAls Alternative mit Blick auf EY nannten Bergdolt und Nieding eine außergerichtliche Einigung. Daher appellierten beide Rechtsanwälte an EY, den geschädigten Anlegern entgegenzukommen. Die Reputation des Abschlussprüfers stehe auf dem Spiel, so Nieding.Beide äußerten sich zuversichtlich, sich mit den Ansprüchen durchzusetzen. Nieding verwies darauf, dass auch zahlreiche institutionelle Investoren von Wirecard geschädigt worden seien. Das erhöhe die Chancen, sich durchzusetzen, steckten dahinter doch gewichtige Adressen wie Fondsgesellschaften.Er sprach davon, derzeit am Aufbau einer “paneuropäischen Plattform” für anspruchsberechtigte Kleinaktionäre zu arbeiten. Der Anwalt nannte dabei unter anderem Länder wie die Niederlande, Österreich und Spanien.Das Dax-Mitglied Wirecard hat vermutlich seine Bilanzen systematisch gefälscht. Im Juni wurde ein Bilanzloch von 1,9 Mrd. Euro aufgedeckt. Daraufhin erklärte der langjährige Vorstandschef Braun seinen Rücktritt. Gegen ihn und seinen noch flüchtigen früheren Vorstandskollegen Jan Marsalek ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts auf Marktmanipulation, Bilanzfälschung, Veruntreuung, Geldwäsche und Insiderhandel. Ermittlungen richten sich auch gegen Finanzvorstand Alexander von Knoop sowie Produktvorständin Susanne Steidl.