DZ Bank greift bei Tochter DVB durch

Kapitalerhöhung von bis zu 200 Mill. Euro und Squeeze-out - Tiefrotes drittes Quartal - Dreistelliger Jahresverlust prognostiziert

DZ Bank greift bei Tochter DVB durch

Mit einer umfassenden Maßnahme will die DZ Bank ihre Tochter DVB Bank für weiter ungemütliche Zeiten im Schiffsmarkt rüsten. Neben einer Kapitalmaßnahme von bis zu 200 Mill. Euro nimmt ein Squeeze-out die Tochter fester an die Kandare.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie DZ Bank macht bei der DVB Bank kurzen Prozess: Sie hilft der ins Schlingern geratenen Tochter nicht nur mit einer Kapitalerhöhung aus, sondern will das Institut besser unter Kontrolle bringen, indem die Kleinaktionäre herausgedrängt werden sollen. Derzeit hält das genossenschaftliche Zentralinstitut 95,47 % der Anteile. In der Hoffnung auf ein gutes Angebot sprang der Aktienkurs zu Wochenbeginn nach der Ad-hoc-Mitteilung der DVB Bank in die Höhe und stand am Abend bei 24,50 Euro 12,1 % im Plus – trotz tiefroter Zahlen für das dritte Quartal und düsterer Vorhersagen für das Gesamtjahr.Zuvor hatte der Transportfinanzierer seine erst im September korrigierte Jahresprognose erneut einkassiert: Statt eines zweistelligen Minus wird nun ein Konzernergebnis im “negativen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich” wegen eines noch einmal erhöhten Risikovorsorgebedarfs “auf Altengagements in der Schiffs- und Offshore-Finanzierung” erwartet. Kreisen zufolge wird es auf ein Minus von knapp 200 Mill. Euro hinauslaufen, nachdem für die ersten neun Monate ein Ergebnis vor Steuern von – 27,3 (i.V. + 92,2) Mill. Euro zu Buche stand. Angesichts eines Halbjahresgewinns von 14,1 Mill. Euro fiel somit im dritten Jahresabschnitt ein Verlust von 41,4 Mill. Euro an.Somit wird im letzten Jahresabschnitt eine schwindelerregende Risikovorsorge vor der Tür stehen, wenn sich der Jahresverlust noch auf einen dreistelligen Betrag aufsummieren soll. Für die ersten neun Monate gab das Spezialinstitut die Vorsorge mit 156,9 Mill. Euro an nach 62,7 Mill. Euro im Jahr zuvor. Die Bruttozuführung belief sich auf 276,1 Mill. Euro, davon 234,1 Mill. Euro in der Schiffsfinanzierung (Shipping Finance) und in der Finanzierung des Öl- und Plattformgeschäfts (Offshore Finance). Gegenüber Ende 2015 stieg der Bestand an Risikovorsorge bestehend aus Einzelwertberichtigungen, Portfoliowertberichtigungen und Rückstellungen von 291,8 Mill. Euro um 39,1 % auf 406 Mill. Euro. Fahrplan steht noch nichtDie DZ Bank arbeitet derzeit noch an dem genauen Fahrplan für die Kapitalerhöhung und den anschließenden Squeeze-out, ist zu hören. Der Kapitaleinschuss dürfte bei 150 bis 200 Mill. Euro liegen. Um die Kleinaktionäre außen vor zu halten, wird eine entsprechende Einzahlung in die Kapitalrücklage präferiert. Für den DZ-Bank-Konzern, der zuletzt eine Kernkapitalquote von 13,9 % vorwies – die verschärften Baseler Vorschriften ab 2019 vorweggenommen -, ist dies lediglich eine Kapitalverschiebung. Die Einzahlung in die Kapitalrücklage sei im Gegensatz zu einer klassischen Kapitalerhöhung, einem Ertragszuschuss oder einem Risikoschirm die schnellste und auch einfachste Methode, der DVB Bank unter die Arme zu greifen, heißt es.Deren Kernkapitalquote verschlechterte sich gegenüber dem Jahresende 2015 um 4,2 Prozentpunkte auf 12,1 %. Selbst mit Blick auf das vierte Quartal wäre dieser Wert noch nicht in einen Bereich gefallen, bei dem die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank interveniert hätte, heißt es in Kreisen. Im Vergleich zu den Vorjahren, als es bei der Tochter selbst in der Hochphase der Finanzkrise ruhig geblieben war, habe sich nichts an der Bewertungsmethode der unter Wasser geratenen Schiffskredite geändert. Angesichts der Kapitalmaßnahme versicherte die DZ Bank ihren Eignern, den Volks- und Raiffeisenbanken, in einem flugs aufgesetzten Schreiben, dass die DVB Bank die Kredite “konservativ” bilanziere. Auch habe die EZB nicht auf eine andere Herangehensweise oder eine höhere Kapitalunterlegung der Schiffskredite gedrungen, ist zu hören. Dies hatte letztlich der Bremer Landesbank den Garaus gemacht, die mittlerweile vom Hauptaktionär Nord/LB aufgefangen wurde. Die EZB hat sich in diesem Jahr besonders den Schiffskrediten verschrieben, was schon in der Bilanzüberprüfung vor Start der gemeinsamen europäischen Bankenaufsicht angeklungen war.Bei der DVB Bank wiederum regnet es so heftig herein, weil die Frachtraten sich unerwartet verschlechtert haben und damit auch die Schiffswerte, welche die Kredite besichern. Durch die noch einmal gestiegenen Überkapazitäten in vielen Segmenten der Schifffahrt gerieten die Charterraten unter Druck. So erzielte etwa die Massengutschifffahrt im ersten Halbjahr 2016 die niedrigsten Erträge seit der Schifffahrtkrise in den achtziger Jahren. Dies lässt nicht nur die Schiffswerte absacken, sondern bringt auch die Eigner in Liquiditätsnöte, die deswegen die Kredite nicht mehr bedienen können.Operativ schnitt die DVB Bank ordentlich ab. Der Zinsüberschuss stieg um 11,1 % auf 168,4 Mill. Euro. Der Provisionsüberschuss verbesserte sich um 3,8 % auf 79,8 Mill. Euro. Angesichts einer Zurückhaltung im Schiffssegment lag das Neugeschäftsvolumen mit 4,2 Mrd. Euro unter dem Vorjahr (5 Mrd. Euro).—– Wertberichtigt Seite 8