Halbjahresbilanz

DZ Bank hebt langfristige Gewinnprognose nach Rekordergebnis an

Nach einem Vorsteuerergebnis von annähernd 2 Mrd. Euro im ersten Halbjahr erhöht die DZ Bank auch ihre langfristige Prognose. Dauerhaft sind demnach etwa eine halbe Milliarde mehr realistisch. Der Zinsüberschuss sprudelt, die Immobilienkrise scheint verkraftbar. Die Tochter Schwäbisch Hall schreibt derweil Verlust.

DZ Bank hebt langfristige Gewinnprognose nach Rekordergebnis an

DZ Bank traut sich nach Rekord dauerhaft mehr zu

Langfristige Gewinnprognose steigt auf 2,0 Mrd. bis 2,5 Mrd. Euro – Zinswende beflügelt Bankgeschäft, belastet aber Bausparkasse Schwäbisch Hall

Nach einem Vorsteuerergebnis von annähernd 2 Mrd. Euro im ersten Halbjahr erhöht die DZ Bank auch ihre langfristige Prognose. Dauerhaft sind demnach etwa eine halbe Milliarde mehr realistisch. Der Zinsüberschuss sprudelt, die Immobilienkrise scheint verkraftbar. Die Tochter Schwäbisch Hall schreibt derweil Verlust.

jsc Frankfurt

Die DZ Bank traut sich nach einem Rekordgewinn von 1,95 Mrd. Euro vor Steuern im ersten Halbjahr auch langfristig deutlich mehr zu: Künftig werde die langfristige Gewinnprognose für das Gesamtjahr eher zwischen 2,0 Mrd. und 2,5 Mrd. Euro liegen und nicht mehr wie bislang bei 1,5 Mrd. Euro bis 2,0 Mrd. Euro, wie Co-Bankchef Cornelius Riese am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt sagte. "Es ist die Zeit gekommen, die nachhaltige Ergebniserwartung um 500 Mill. Euro nach oben zu verschieben."

Im Gesamtjahr 2022 erzielte die Bank ein Vorsteuerergebnis von 1,8 Mrd. Euro, nachdem im Jahr zuvor insgesamt 3,1 Mrd. Euro stehen geblieben waren. Eine neue Gewinnspanne läge also ungefähr in der Mitte der zurückliegenden Ergebnisse. Bis Ende diesen Jahres werde das Gesamtergebnis auf mindestens 2,5 Mrd. Euro steigen, sagte Riese, doch falle der Gewinn im zweiten Halbjahr absehbar geringer aus als in der ersten Hälfte. "Sie erleben uns als vorsichtige Kaufleute", sagte Co-Chef Uwe Fröhlich.

Ursprünglich hatte die Bank für das Gesamtjahr im Einklang mit der langfristigen Zielspanne einen Vorsteuergewinn von 1,5 Mrd. bis 2,0 Mrd. Euro anvisiert. Hinter dem jüngsten Ergebnissprung steht ein unerwartet hoher Zinsüberschuss, der um 26% auf 1,86 Mrd. Euro zulegte. Vor allem die DZ Bank als Verbund- und Geschäftsbank verbuchte einen starken Zinsanstieg, und zwar um 39% auf 658 Mill. Euro. In dem Segment ist neben der Unterstützung der Volks- und Raiffeisenbanken und dem Angebot an Zertifikaten auch das Kreditgeschäft mit Firmenkunden aufgehängt. Auch die DZ Privatbank, die wohlhabende Privatleute bedient, erwirtschaftete einen höheren Zinsertrag.

Die Zinswende belebte zugleich das Neugeschäft mit Zertifikaten: Den Absatz strukturierter Wertpapiere und Zinsprodukte beziffert die DZ Bank auf 16,4 Mrd. Euro nach 4,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Volks- und Raiffeisenbanken verkaufen die Produkte rege – oft als Alternative zu Festgeldangeboten, wo andere Geldhäuser zuweilen mehr bieten als viele Genossenschaftsbanken. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Sparkassen-Finanzgruppe, wo LBBW, Helaba und DekaBank viele Zinszertifikate absetzen.

Bausparkasse unter Druck

Negativ sticht die Bausparkasse Schwäbisch Hall hervor: Weil viele Kunden in der Tiefzinsphase Verträge mit niedrigen Zinssätzen vereinbart hatten und später ihr Darlehen in Anspruch nahmen, muss die Bausparkasse mit überschaubaren Zinseinahmen kalkulieren. Der Zinsüberschuss fiel im Halbjahresvergleich um 42% auf 244 Mill. Euro ab, unterm Strich steht ein Vorsteuerverlust von 14 Mill. Euro. Mittelfristig werde sich das Bauspargeschäft erholen und auf Jahressicht einen dreistelligen Millionengewinn erzielen, sagte Co-Bankchef Fröhlich. Das Neugeschäft der Bausparkasse zog im ersten Halbjahr um etwa 11% auf 17,9 Mrd. Euro an.

DZ Hyp verkraftet Immobilienkrise

Nicht nur der hohe Zinsüberschuss, sondern auch eine niedrige Risikovorsorge von konzernweit 52 Mill. Euro prägt die Ergebnisrechnung: Die gewerbliche Immobilienfinanzierung, die zuletzt vor allem Helaba und BayernLB belastete, trifft die DZ-Bank-Tochter DZ Hyp nur im geringen Maß: Die Risikovorsorge stieg hier geringfügig auf 20 Mill. Euro. Der Konzern spricht von einer "unauffälligen" Dotierung. Weder sei die Hamburger Tochter im verlustreichen US-Immobilienmarkt aktiv noch seien größere Projektentwickler ausgefallen, sagte Riese. In der Verbunds- und Geschäftsbank der DZ Bank wiederum löste der Konzern Risikovorsorge von netto 36 Mill. Euro auf, nachdem befürchtete Einschläge aus Pandemie und Energiekrise ausgeblieben waren.

TeamBank spürt Konsumflaute

Schwierig ist jedoch das Konsumentenkreditgeschäft der TeamBank: Die Nürnberger Konzerntochter reservierte im ersten Halbjahr 51 Mill. Euro für die Risikovorsorge und damit ähnlich viel wie im Vorjahr. Das Neugeschäft der TeamBank sank auf 1,6 Mrd. Euro nach 1,8 Mrd. Euro in der Berichtsperiode des Vorjahres. Fröhlich verwies auf ein schwieriges Konsumklima.

Hinzu kommt der Provisionsdeckel für Restschuldversicherungen: Die Provisionseinnahmen sanken allein durch diesen Effekt um etwa 20 Mill. Euro, sagte Fröhlich. Unterm Strich fiel das Ergebnis der TeamBank um 16% auf 57 Mill. Euro ab. Der Verkauf von Restschuldversicherungen zusätzlich zum Kredit ist in der Branche verbreitet. Die Versicherer zahlen dabei Vertriebsprovisionen an Banken aus.

R+V verzeichnet wenige Schäden

Im ersten Halbjahr 2022 hatte die DZ Bank noch einen Vorsteuergewinn von 938 Mill. Euro erzielt, also nur halb so viel wie im jüngsten Berichtsabschnitt. Das liegt auch am Versicherer R+V: Im Vorjahr führten Verluste an den Kapitalmärkten bei der Wiesbadener Tochter nach heutiger Rechnung zu einem Vorsteuerverlust von 233 Mill. Euro, jetzt aber steht ein Halbjahresgewinn vor Steuern von 762 Mill. Euro in den Büchern.

Die Wiesbadener Tochter stellte die Bilanzierung auf den neuen Standard IFRS17 um. Auch das Ergebnis aus dem vergangenen Jahr passte der Konzern daraufhin noch einmal an. Das Auf und Ab der Kapitalmärkte schlägt damit deutlich auf die Ergebnisrechnung durch. Zusätzlich stützt aber auch eine "unauffällige Schadenentwicklung" das Ergebnis der R+V, wie die DZ Bank hervorhebt. Auf Jahressicht sei künftig ein Ergebnis von etwa 700 Mill. bis 800 Mill. Euro für den Versicherer realistisch, sagte Riese.

Union Investment erwartet raue Zeiten

Die Fondstochter Union Investment verdiente mit einem Vorsteuergewinn von 442 Mill. Euro etwas mehr als im Vorjahr, fiel im Gewinnvergleich aber gleichwohl hinter R+V und die Verbund- und Geschäftsbank der DZ Bank zurück. Die Gesellschaft verdiente wegen Bewertungseffekten mehr. So fallen Garantieversprechen nach der Zinswende rechnerisch weniger ins Gewicht. Die Provisionseinnahmen aus dem Fondsgeschäft sanken hingegen leicht um 1% auf 988 Mill. Euro. Die kommenden zehn Jahre werden nach Einschätzung der Fondsgesellschaft schwieriger für die Branche sein als das zurückliegende Jahrzehnt.

Trotz des Ergebnissprungs stellt der Vorstand der DZ Bank bisher keine höhere Dividende für die Genossenschaftsbanken als Eigner in Aussicht. Es sei zu früh, eine Erhöhung anzukündigen, sagte Riese. Für das zurückliegende Jahr zahlt die Bank eine Dividende von insgesamt 360 Mill. Euro, was 20 Cent je Aktie entspricht.

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