Geldvermögen

DZ Bank sieht Wendepunkt für Einlagen­schwemme

Die hohe Nachfrage nach Bargeld und Sichteinlagen neigt sich dem Ende zu, schreibt die DZ Bank. Denn die Sparquote falle nach den ersten Pandemiejahren stark ab, eine „neue Aktienkultur“ sei derweil intakt. Die Zinswende wiederum sei „nachhaltig“.

DZ Bank sieht Wendepunkt für Einlagen­schwemme

jsc Frankfurt

Der seit Jahren hohe Zustrom in Bargeld und Sichteinlagen wird aus Sicht der DZ Bank deutlich nachlassen: Während zum einen fehlende Konsummöglichkeiten in der Pandemie und damit eine unfreiwillig hohe Sparquote vorerst der Vergangenheit angehören, frisst zum anderen die Inflation das verfügbare Einkommen der Haushalte auf, so dass gerade Menschen mit geringerem Einkommen absehbar weniger Geld zur Seite legen werden, wie Bankökonom Michael Stappel in einer am Freitag veröffentlichten Analyse darlegt. Insgesamt werde das neu angesparte Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im laufenden Jahr um ein Viertel auf 284 Mrd. Euro fallen, lautet die Prognose.

„Neue Aktienkultur“

Während sich die Sparquote nach außergewöhnlich hohen 16,1% im Jahr 2020 im laufenden und im kommenden Jahr auf knapp unter 10 % einpendeln dürfte und damit etwa auf das langfristige Niveau, bleiben Aktien und Fonds aus Sicht der Bank trotz der Unruhephase seit Februar gefragt. So seien viele junge Menschen zu einem günstigen Zeitpunkt eingestiegen und lägen mit ihrem Investment noch immer im Plus. Auch die breite Streuung der Aktien- und Mischfonds sowie der ETFs stabilisieren das Geschäft.

Angesichts einer „neuen Aktienkultur“ fließen laut Analyse absehbar weniger Mittel in Bargeld und Sichteinlagen, die mit 2,15 Bill. Euro zum Jahresende nach Daten der Bundesbank einen Höchststand erreicht haben und auch in Relation zum gesamten Geldvermögen mit 28 % auf einem langfristig hohen Niveau rangieren (siehe Grafik). „Der Geldanlagestau bei privaten Haushalten dürfte sich 2022/23 spürbar verringern“, schreibt die DZ Bank.

Das Zentralinstitut der Kreditgenossenschaften ist mit dieser Prognose nicht allein: Am Mittwoch hatte bereits die Deutsche Bank auf sinkende Zuflüsse in Einlagen hingewiesen und einen Einbruch skizziert (vgl. BZ vom 27. Mai). Die DekaBank hatte vor einigen Wochen mit Blick auf das Fondsgeschäft festgehalten, dass Bankeinlagen wegen der Inflation unattraktiv seien, was ein Argument für Wertpapiere darstelle.

Einen rasanten Wandel erwartet die DZ Bank dabei allerdings nicht: Das gesamte Geldvermögen der Deutschen wird laut Prognose von 7,8 Bill. Euro zum Ende des vergangenen Jahres auf 8,0 Bill. Euro in diesem Turnus und 8,4 Bill. Euro im Jahr 2023 steigen. Auch wenn Sichteinlagen und Bargeld nach Auffassung der DZ Bank viel weniger Zuflüsse verzeichnen, wird der Gesamtanteil von Bargeld und Einlagen aller Art nur geringfügig auf annähernd 39% sinken. Denn zugleich erwartet die Bank rückläufige Aktienvermögen und nur moderat steigende Fondsbestände im laufenden Jahr, was das Gewicht des Wertpapiersegments im Vergleich zu anderen Anlagen vorerst schmälert.

„Zinswende nachhaltig“

Die zuletzt stark gestiegenen Zinsen stimmen die Bank optimistisch: Die „lang ersehnte Zinswende“ sei vermutlich „nachhaltig“. Die Kreditnachfrage bleibe aber hoch: Nach einem Plus neu zugesagter Mittel von 19% auf annähernd 101 Mrd. Euro im vergangenen Jahr steige das Niveau im laufenden Jahr auf 110 Mrd. Euro und 2023 auf 115 Mrd. Euro. Steigende Zinsen sieht die Analyse darüber hinaus „allmählich“ auch im Bankeinlagengeschäft.

Wertberichtigt Seite 6

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