UBS-Aktionäre genießen ihren Triumph still
UBS-Aktionäre genießen Triumph still
Die Eigentümer der neuen Großbank nehmen hin, dass sie bei der Credit-Suisse-Übernahme übergangen wurden
Auf der Generalversammlung der UBS war am Mittwoch deutlich mehr Aktionärskapital vertreten als am Vortrag bei der Credit Suisse. UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher entschuldigte sich dafür, die Rechte der Aktionäre bei der Credit-Suisse-Übernahme beschnitten zu haben, doch richtig böse war ihm niemand.
Daniel Zulauf
dz Zürich
Wahre Kapitalisten tragen ihr Herz nicht auf der Zunge. Eine solche Behauptung lässt sich zwar nie zweifelsfrei belegen, aber sie ist durch Erfahrung gut untermauert. Das hat auch die Generalversammlung der UBS-Aktionärinnen und Aktionäre am Mittwoch in Basel auf eindrückliche Weise gezeigt. Lediglich 1.128 Eigentümerinnen und Eigentümer kamen in die St. Jakobhalle. Dennoch war die Partizipation mit einer Gesamtbeteiligung von 78% aller Aktienstimmen hoch. Das Bild kontrastiert mit jenem der letzten Generalversammlung der Credit Suisse, an der sich am Tag davor in Zürich zwar mehr als 1.700 Aktionäre eingefunden hatten, aber nur noch gut ein Drittel aller Aktienstimmen vertreten war. Für die meisten Investoren ist die Credit Suisse Geschichte.
Für die UBS beginnt hingegen eine neue Zeitrechnung. Die Bank war 1998 aus dem Zusammenschluss des Basler Bankvereins und der Zürcher Bankgesellschaft entstanden. Und nach der Prognose ihres Verwaltungsratspräsidenten Colm Kelleher wird sie schon “in wenigen Monaten” die Credit Suisse als dritte ehemalige Schweizer Großbank in sich aufnehmen und so in eine neue Dimension hineinwachsen.
Die Übernahme der Credit Suisse ist unbestrittenermaßen ein Triumph für die UBS. Dass Kelleher diesen aber noch nicht an die große Glocke hängen will, hat gute Gründe. Die Credit-Suisse-Eigentümer wurden mit dem Umtauschverhältnis von 22,5 Credit-Suisse-Aktien für eine UBS-Aktie schon genug gedemütigt. Und zudem schaffte die UBS die historische Übernahme auch nur mit großzügiger Hilfe der Schweizer Regierung und der Schweizerischen Nationalbank. Deshalb betonte Kelleher auch am Mittwoch wieder die großen “Umsetzungsrisiken” der Übernahme und beließ es dabei, die Transaktion als “finanziell attraktiv” für die eigenen Aktionärinnen einzuordnen.
UBS entschuldigt sich
Diese scheinen ihre beneidenswerte Situation längst begriffen zu haben. Kein Aktionär trat am Mittwoch ans Mikrofon, um sich bei Kelleher zu beschweren, die Übernahme der Credit Suisse ohne Zustimmung der UBS-Eigentümer beschlossen zu haben. Der Verwaltungsratspräsidenten entschuldigte sich zwar, dass an jenem denkwürdigen Sonntag, den 19. März, keine Zeit für eine Rücksprache mit den eigenen Aktionärinnen und Aktionären gegeben habe. Doch weshalb sollten sie ihm und den Schweizer Behörden ihre Entrechtung übelnehmen, wenn sich das Ganze doch zu einem formidablen Geschäft entwickelt. Tatsächlich hat der UBS-Aktienkurs seit Ankündigung der Übernahme um 10% zugelegt und nicht wenige Beobachter gehen davon aus, dass er noch bis weit über 30 sfr steigen könnte.
Konkret thematisieren mochte diesen Triumph am Mittwoch in Basel aber niemand. Die UBS-Aktionäre zogen es vor, ihren Erfolg in aller Stille zu genießen und die Bühne jenen zu überlassen, die noch ein paar sentimentale Erinnerungen an die Credit Suisse loswerden oder vor den Gefahren der neuen Superbank für die Schweizer Wirtschaft und die Stabilität des globalen Finanzsystems warnen wollten.
Es waren nicht viele, die diese zweifellos wichtigen kritischen Aspekte noch einmal in Erinnerung rufen wollten. Die große Mehrheit der UBS-Eigentümer scheint der glänzenden Zukunft der neuen Großbank geradezu entgegenzufiebern. Eine nennenswerte Opposition gegen die in der Vergangenheit der UBS oft umstrittenen Abstimmungstraktanden, wie dem Vergütungsbericht, formierte sich am Mittwoch nicht. Die Entlohnung der UBS-Geschäftsleitung, in der es auch satte zweistellige Millionengehälter gibt, war zwar für den einen oder anderen Kleinaktionär ein Stein des Anstoßes. Aber die Konsultativabstimmung zum Vergütungsbericht ging mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 85 Prozent ebenso nahtlos durch, wie alle anderen Anträge des Verwaltungsrates.
Die CS-Nostalgiker, die sich in der Hoffnung nach Basel begaben, Zugeständnisse hinsichtlich einer späteren Auslagerung des früheren Schweizer Geschäfts der Credit Suisse in eine neue, eigenständige Bank erhofft hatten, wurden enttäuscht. Der im UBS-Verwaltungsrat für die schweizerischen Belange zuständige Vizepräsident Lukas Gähwiler versprach zwar, die UBS werde “alle Optionen ergebnissoffen angehen und analysieren”. Gähwiler warnte aber auch, “eine Abspaltung könnte schwierig und finanziell weniger attraktiv sein als gemeinhin angenommen.” Die UBS-Führung ließ auch in diesem Punkt durchblicken, dass sie keine Absicht hat, sich die Kirschen von der Torte nehmen zu lassen. Die Aktionäre nahmen diese Botschaften am Mittwoch in stiller Genugtuung zur Kenntnis.