Stresstest-Szenario

EBA bescheinigt Banken Arbeitsfähigkeit auch nach Verlusten von 550 Mrd. Euro

Hunderte Milliarden Euro an Verlusten haben Europas Banken im Stresstest-Szenario davongetragen. Mit der Kapitalausstattung zeigen sich die Regulierer der EBA jedoch zufrieden. Der Branche halten sie Resilienz zugute.

EBA bescheinigt Banken Arbeitsfähigkeit auch nach Verlusten von 550 Mrd. Euro

EBA bescheinigt Banken Arbeitsfähigkeit nach Verlusten von 550 Mrd. Euro

Negativszenario des EU-Stresstests führt bei Instituten zu schweren Einbrüchen – Harte Kernkapitalquote schrumpft um 370 Basispunkte auf 12,1 Prozent

fir Frankfurt

Im EU-weiten Stresstest, den die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA koordiniert hat, haben die Institute im skizzierten Negativszenario Gesamtverluste durch Kredit-, Markt- und operationelle Risiken in Höhe von fast 550 Mrd. Euro davongetragen. Die aggregierte harte Kernkapitalquote gab um 370 Basispunkte auf 12,1% nach, teilte die EBA am Freitag mit.

Fähig zur Kreditversorgung

Diese zeigte sich weitgehend zufrieden, was für Regulierungsbehörden alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. „Die Ergebnisse bestätigen, dass die europäischen Banken auch unter den Bedingungen eines hypothetischen schweren wirtschaftlichen Abschwungs widerstandsfähig bleiben.“ Trotz der hypothetischen, Hunderte Milliarden Euro umfassenden Verluste verfügten die Banken der EBA zufolge weiter über eine starke Kapitalausstattung. Sie seien in der Lage, „Haushalte und Unternehmen auch in einer durch geopolitische Spannungen verursachten Krisenphase weiterhin mit Krediten zu versorgen, selbst wenn die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen schlechter ausfallen sollten als erwartet“.

EBA prüft zwölf deutsche Banken

Alle teilnehmenden Banken halten laut EBA im negativen Szenario ihre harten Kernkapitalanforderungen ein. Und nur eine Bank sei nicht in der Lage gewesen, die erforderliche Verschuldungsquote (Leverage Ratio) zu erfüllen, so die EBA. Alles in allem hat die EBA 64 Banken aus 17 Ländern hat sie in dem alle zwei Jahre abgehaltenen EU-Stresstest geprüft, davon stammen 51 Institute aus der Eurozone.

Aus Deutschland waren es zwölf, zu denen etwa die großen Landesbanken, Deutsche Bank, Commerzbank und Goldman Sachs Bank Europe gehörten. Zusätzlich hat die Europäische Zentralbank (EZB) weitere 45 Banken aus der Eurozone, die kleiner und weniger komplex sind als die von der EBA berücksichtigten, einem Stresstest unterzogen.

Geopolitische Spannungen

Das simulierte Szenario geht von einer drastischen Verschlechterung des globalen makrofinanziellen Umfelds aus. Ursache sind demnach geopolitische Spannungen, Zollerhöhungen und anhaltende Angebotsschocks. Für die EU sei das ungünstige Szenario schwerwiegender als die globale Finanzkrise, heißt es im EBA-Bericht.

Die Ergebnisse zeigen, wie mögliche Schocks die Resilienz der Banken beeinflussen. Laut EBA sind die Annahmen des Stresstests deutlich anspruchsvoller als die jüngsten makroökonomischen Entwicklungen. So geht das reale Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Union von 2024 bis zum Ende des angenommenen Zeitraums 2027 um 6,3% zurück und die Arbeitslosenquote in der EU steigt demnach zugleich um 5,8 Prozentpunkte, es kommt zur Rezession und einem starken Rückgang der Vermögenspreise. Die Banken haben die Folgen des widrigen Szenarios sowie eines Basisszenarios mit ihren eigenen Modellen berechnet. Sie mussten dabei strengen Regeln folgen, die überprüft wurden, heißt es von der EZB.

Im vorherigen Stresstest im Jahr 2023 war die harte Kernkapitalquote in dem angenommenen Zeitraum 2023 bis 2025 um fast ein Drittel auf 10,4% geschrumpft. Dabei war die harte Kernkapitalquote der untersuchten deutschen Banken im Schnitt stärker gesunken als die ihrer europäischen Wettbewerber. Der seinerzeit simulierten Wirtschaftseinbruch von 6% stellte das bis dahin härteste Szenario dar, das jemals in einem EU-weiten Stresstest erdacht worden war. 2021 beispielsweise war ein BIP-Rückgang von 3,6% angenommen worden. Im 2025er-Stresstest war der Wirtschaftseinbruch mit 6,3% binnen drei Jahren also sogar noch stärker.

Kreditrisiken schlagen ein

Was die Verluste von rund 550 Mrd. Euro angeht, so ist der EBA zufolge das Kreditrisiko der Hauptverursacher, gefolgt von den Marktrisikoverlusten. Die Kreditrisikoverluste belaufen sich demnach auf 394 Mrd. Euro über den dreijährigen Szenario-Horizont. Anfängliche Marktrisikoverluste in Höhe von insgesamt 187 Mrd. Euro, die durch den angenommenen Marktabschwung im ersten Jahr des negativen Szenarios verursacht wurden, können weitgehend durch die Erträge der Banken aus den Marktaktivitäten ihrer Kunden ausgeglichen werden, heißt es von der EBA. Das hat demnach zur Folge, dass sich die Marktrisikoverluste über den dreijährigen Horizont auf 98 Mrd. Euro fast halbieren.

„Die gute Leistung der EU-Banken im EU-weiten Stresstest 2025 ist beruhigend“, resümieren die Bankenregulierer der EBA. Sie mahnen jedoch auch zur Vorsicht. Die Resultate sollten „weder bei den Banken noch bei den Aufsichtsbehörden zu Selbstzufriedenheit führen“, heißt es. Die Aufrechterhaltung einer angemessenen Kapitalausstattung bleibe „unerlässlich, um sicherzustellen, dass das EU-Bankensystem auch unter widrigen Umständen die Wirtschaft weiterhin unterstützen kann und nicht zu einem Verstärker in Krisenzeiten wird“.