Ein Drittel des Eigenkapitals ist fort

Monte dei Paschi di Siena verliert 2016 gut 3 Mrd. Euro - Rückstellungen für faule Kredite auf Rekordniveau

Ein Drittel des Eigenkapitals ist fort

Rekordhohe Rückstellungen für faule Kredite haben Monte dei Paschi di Siena 2016 einen Verlust von 3,4 Mrd. Euro beschert. Die harte Kernkapitalquote hat der Fehlbetrag um ein Drittel reduziert.tkb Mailand – Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat 2016 einen Verlust von 3,38 Mrd. Euro eingefahren, der die Bank ein Drittel ihres Eigenkapitals gekostet hat. Allein im Schlussquartal lag MPS mit 2,5 Mrd. Euro in den roten Zahlen. Ausschlaggebend für die den Analystenerwartungen entsprechenden Verluste waren Rekord-Rückstellungen für faule Kredite. Diese haben sich im Jahresvergleich auf 4,5 Mrd. Euro nahezu verdoppelt, wie am Freitag bekannt geworden ist.Im jüngsten Quartal sind die Erträge binnen Jahresfrist um knapp ein Drittel gefallen. Das operative Nettoergebnis lag mit 2,33 Mrd. Euro im Minus nach 119 Mill. Euro Verlust im Schlussquartal 2015. Die Rückstellungen auf notleidende Kredite haben sich im Schlussquartal gegenüber dem Vorjahresvergleich auf 2,48 Mrd. Euro mehr als vervierfacht. Zwar liegt die Deckungsquote bei faulen Krediten inzwischen bei 65 %, bei allgemein ausfallgefährdeten Krediten macht sie aber erst 40 % aus. Insgesamt weist MPS notleidende Kredite von 45,8 Mrd. Euro aus. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass davon 28 Mrd. Euro vom Bankenrettungsfonds Atlante zu 30 bis 32 % ihres Buchwertes übernommen werden. Nach der gescheiterten Kapitalerhöhung von MPS aber scheint Atlante einen Schritt zurückzugehen. Noch ist nicht bekannt, wie MPS diese Kredite ausgliedern oder abbauen will. Vor diesem Hintergrund erwarten Analysten, dass die Bilanzsäuberung von MPS noch nicht beendet ist. Nachdem die im Dezember eingeleitete Kapitalerhöhung über 5 Mrd. Euro gescheitert war, forderte die EZB eine Kapitalerhöhung um 8,8 Mrd. Euro. Diese soll bis zu 70 % vom Staat gezeichnet werden. Die Kapitalforderungen sind notwendig geworden, da MPS zum Jahresende eine harte Kernkapitalquote (CET 1) von nur 8 % auswies. Dies lag unter den Schätzungen der EZB von 9,5 % und den Mindestanforderungen von 10,75 %. 2015 waren es noch 12 %. Rücktritt Morellis gefordertMittlerweile machen Forderungen nach einem Rücktritt des erst seit wenigen Monaten amtierenden CEO Marco Morelli die Runde. Der Präsident der Bilanzkommission der Abgeordnetenkammer, Francesco Boccia, hat dieser Forderung erst vor wenigen Tagen Nachdruck verliehen und sie mit dem Flop der im Dezember eingeleiteten Kapitalerhöhung begründet. Morelli selbst hatte sich nach der gescheiterten Kapitaloperation bereit erklärt zurückzutreten. Die Entscheidung darüber liegt beim Finanzministerium. Die Aktien von MPS wurden nach der gescheiterten Kapitalaufstockung vom Handel ausgesetzt. Nun fordert die Börsenaufsicht Consob, dass in den nächsten Wochen detaillierte Maßnahmen zur Stärkung der Kapitaldecke verabschiedet werden müssen, damit der Handel in den Aktien wieder aufgenommen werden kann. Sollte in naher Zukunft keine Klarheit über das weitere Vorgehen von MPS herrschen, würden die Titel vom Börsenblatt gestrichen. Angeblich soll der erst Ende Oktober erneuerte Geschäftsplan weitgehend unverändert bei der Verwaltungsratsitzung am 2. März bestätigt werden.—– Wertberichtigt Seite 6