NEUES BÖRSENSEGMENT

Ein sinnvoller Ansatz

Nach Jahren der Diskussion über das Für und Wider eines neuen speziellen Börsensegments ist es nun so weit. Am 1. März 2017 wird die Deutsche Börse den Entry Standard abschaffen und stattdessen eine neue, auf kleinere und mittelgroße Unternehmen...

Ein sinnvoller Ansatz

Nach Jahren der Diskussion über das Für und Wider eines neuen speziellen Börsensegments ist es nun so weit. Am 1. März 2017 wird die Deutsche Börse den Entry Standard abschaffen und stattdessen eine neue, auf kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) zielende Plattform starten. Schon seit geraumer Zeit wurde der Markbetreiber aufgefordert, ein Segment für Start-ups bzw. Wachstumsunternehmen zu errichten, seltsamerweise unter dem Begriff “Neuer Markt 2.0”. Skeptiker wiederum warnten davor und verwiesen auf das Debakel des Neuen Marktes.In dieser Hinsicht kann jedoch Entwarnung gegeben werden. Mit dem Neuen Markt ist das KMU-Segment nicht zu vergleichen, und es ist auch nicht speziell auf Start-up-, Wachstums- oder Tech-Unternehmen ausgerichtet. Zielgruppe sind KMU, deren Zugang zum Kapitalmarkt gefördert werden soll. Ob sie in neuen Branchen aktive Wachstumsunternehmen oder in traditionellen Sektoren tätige Mittelständler sind, ist egal.Doch nicht nur dadurch steht das neue Segment auf einem wesentlich solideren Fundament. Für die Unternehmen, die aufgenommen werden wollen, gelten deutlich strengere Kriterien, als dies im Neuen Markt der Fall war. So müssen sie – um nur ein Beispiel zu nennen – drei von fünf Kennzahlen erfüllen, etwa einen Umsatz von mindestens 10 Mill. Euro oder einen Jahresabschluss, der wenigstens eine schwarze Null aufweist. Eine “Cash Burn Rate”, die am Neuen Markt zwangsläufig inflationär gebraucht wurde, zählt nicht dazu.Kurzum: Neuer Markt ist schlichtweg das falsche Stichwort. Entscheidend ist, dass KMU, die schließlich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind und auf die auch der Löwenanteil der Arbeitsplätze im Inland entfällt, eine Zugangsmöglichkeit zum Kapitalmarkt geboten wird. Dies scheint bei einem einigermaßen ausgewogenen Verhältnis zwischen nicht zu großem Aufwand für die Emittenten einerseits und Transparenz sowie Solidität für die Investoren gegeben zu sein.Einen sinnvollen Ansatz stellt das Segment nicht zuletzt aufgrund der seitens der Deutschen Börse gewährleisteten und finanzierten Research Coverage dar. Dieses neue Element verschafft den Emittenten eine sonst nicht vorhandene Sichtbarkeit bei den Investoren, ist glaubwürdiger als ein von den Emittenten bezahltes Research und kann den Anlegern dabei helfen, die Unternehmen bzw. deren Geschäft zu verstehen und damit Chancen und Risiken eines Investments abzuwägen.