Investmentbranche

Eine Frage des Track Records

Wie die Bayerische Versorgungskammer (BVK) ihre Vermögensverwalter auswählt und was für eine Rolle Track Records für die größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe in Deutschland dabei spielen.

Eine Frage des Track Records

nok New York

In der anglophilen Investmentbranche ist immer wieder vom „Track Record“ die Rede. Damit sind nicht etwa Spitzenleistungen in der Leichtathletik (Track & Field) gemeint. Die Finanzwelt versteht darunter eine Erfolgsbilanz, nachweisbare Erfahrungen mit Anlagen in Wertpapiere oder andere Vermögenswerte. Für die Bayerische Versorgungskammer (BVK), die größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe in Deutschland, hat diese Leistungsbilanz eine große Bedeutung, wenn sie Vermögensverwaltern ein Mandat für ihre Pensionsmilliarden erteilt. Früh im „Managerauswahlprozess“ findet die „Analyse des Track Records“ statt, erläutert das Institut im Geschäftsbericht 2017. Später gebe es für die in die engere Wahl gekommenen Manager dann „Schönheitswettbewerbe“ und Vor-Ort-Besuche, was von Vermögensverwaltern als durchaus aufwendiger Prozess beschrieben wird.

Insofern war unter institutionellen Investoren die Überraschung groß, als ausgerechnet die bis 2018 noch gar nicht in den USA mit einer eigenen Niederlassung präsente Investmentgesellschaft Deutsche Finance Aufträge für gebührenträchtige Milliardeninvestments in New York oder San Francisco erhielt – mal ganz abgesehen von deren enger Zusammenarbeit mit dem wegen Steuerbetrugs verurteilten New Yorker Immobilienentwickler Michael Shvo. „Unvorstellbar“, kommentierte ein Marktteilnehmer.

Die Deutsche Finance, die ein Vermögen von 8 Mrd. Euro verwaltet, hält dagegen, dass sie bereits von 2010 bis 2018 mehr als eine halbe Mrd. Dollar in den USA investiert hat. Gleichwohl hat die Gesellschaft erst im August 2018 –, zeitgleich mit dem Kauf der auch als Gucci-Gebäude bekannten Adresse „685 Fifth Avenue“ in New York – eine US-Niederlassung gegründet.

Die Niederlassung sitzt „aus strategischen Gründen“ in Denver, weitab von den Investitionsstandorten New York, San Francisco oder Miami Beach. Geleitet wird das US-Geschäft von Jason Lucas, dem Chefanleger Sven Neubauer zum Start auch einen exzellenten „Track Record“ bescheinigte. Lucas kam von der ebenfalls in Denver ansässigen Gesellschaft Amstar, die im Vergleich zu den Top-Immobilien, die die Deutsche Fi­nance im Visier hat, in eher unscheinbare Objekte investiert, Wohnanlagen in Texas etwa oder Logistikzen­tren am New Yorker Flughafen.

Die BVK arbeitet seit 2017 mit der Deutschen Finance in Europa zusammen. Damals habe es einen „standardisierten Due-Diligence-Prozess“ ge­geben, also eine sorgfältige Prüfung der Gesellschaft. „Später ergab sich dann die Gelegenheit, in den USA zu investieren“, heißt es in einer Stellungnahme. Die BVK arbeitete in diesem Fall auch nicht auf Basis eines festen Mandats, sondern nur objektbezogen. Für diese Objekte werden Sorgfaltsprüfungen durch eigene Teams durchgeführt. „Wir müssen unseren Track Record aufbauen“, schrieb Neubauer 2020 an seine damaligen Partner Shvo und Serdar Bilgili. Den bisherigen Schlüssel zum Erfolg gab er preis: „Entschlossenheit und bestehende Beziehungen.“

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